Die sich seit Jahren hinziehende Käufersuche ist beendet: Der Chemie- und Pharmariese Bayer verkauft sein Diabetesgeschäft für 1,02 Milliarden Euro an den japanischen Branchennachbarn Panasonic Healthcare. Der Deal steht noch unter kartellrechtlicher Freigabe und soll Anfang nächsten Jahres über die Bühne gehen. Bayer verschlankt damit weiter sein Healthcare-Geschäft, nachdem vor gut einem Jahr bereits das Geschäft mit Geräten für Herzkreislauf- und periphere arterielle Erkrankungen für 415 Millionen US-Dollar an Boston Scientific verkauft wurde. Da das Diabetesgeschäft nur noch einen minimalen Bilanzwert hatte, streicht Bayer nach Analystenschätzungen mit dem M&A-Deal einen Buchwertgewinn von 900 Millionen Euro ein.
Bayer Diabetes Care ist mit einem Umsatz von 909 Millionen Euro nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter von Blutzuckermesssystemen, Stechhilfen und Diabetes-Management-Software. Durch den Zusammenschluss mit Panasonic Healthcare gewinnt das neu formierte Unternehmen an globaler Reichweite. Gleichzeitig erhoffen sich die Fusionspartner, dass Kostensynergien dazu beitragen, das Unternehmen besser gegen den immensen Preisdruck am Diabetesmarkt abzuschirmen.
KKR zieht bei Panasonic Healthcare die Fäden
Ermöglicht wird der Milliardendeal durch den PE-Investor KKR, der seit dem Jahr 2014 bei Panasonic Healthcare die Fäden zieht und 80 Prozent der Anteile hält. Vor einem Jahr zahlte KKR Medienberichte zufolge 1,67 Milliarden US-Dollar an den japanischen Panasonic-Konzern, der seitdem nur noch 20 Prozent kontrolliert.
Bayer wird sich nicht an dem Unternehmen beteiligen und nach Ablauf eines zweijährigen Servicevertrags ganz aus dem Geschäft verabschieden. Daran arbeitete das Bayer-Management schon seit langem, denn das unter Preisdruck stehende Diabetesgeschäft gilt als Margenverwässerer. Obwohl nicht explizit ausgewiesen, besteht kein Zweifel daran, dass Bayer Diabetes Care eine deutlich schwächere Ebitda-Marge erwirtschaftet als die 22,4 Prozent, die der gesamte Bayer Healthcare-Bereich 2014 erreicht hat.
Deshalb hatte Bayer dem Vernehmen nach vor drei Jahren schon einmal mit Panasonic und auch mit dem Wettbewerber Sanofi über einen Verkauf des Diabetesgeschäfts verhandelt. Damals scheiterte der Deal aber daran, dass Bayer bis zu 2 Milliarden Euro als Kaufpreis aufgerufen haben soll, fast doppelt so viel, wie der Dax-Konzern jetzt erzielt hat.
Mit dem Verkaufserlös will Bayer-CFO Johannes Dietsch Schulden abbauen, die durch den rund 10,4 Milliarden Euro schweren Kauf des Merck-OTC-Geschäfts stark angeschwollen sind. Gelingt im kommenden Jahr wie geplant die Abspaltung des Kunststoffgeschäfts, wäre Bayer dann wieder handlungsfähiger am M&A-Markt, als dies aktuell der Fall ist.
KKR hat in Deutschland zuletzt Kion erfolgreich verkauft
Der Bayer-Carve-Out ist nicht der einzige Deal dieser Art in Deutschland, bei dem KKR seine Finger im Spiel hatte. Auch den Gabelstablerhersteller Kion schnitt das Private-Equity-Haus, zusammen mit der Investmentbank Goldman Sachs, zunächst aus dem Lindekonzern heraus.
Mitte 2013 brachten die beiden Investoren Kion schließlich an die Börse und zogen sich anschließend sukzessive aus dem Unternehmen zurück. Der endgültige Exit erfolgte dann Anfang dieses Jahres. Ein Szenario, das auch für Panasonic Healthcare möglich scheint.