NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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Bayer verkauft Tiermedizin für 7,6 Milliarden Dollar

Bayer verkauft sein Geschäft mit Tierarzneien an den US-Wettbewerber Elanco Animal Health.
Bayer

Bayer erhält frisches Geld für den geplanten Schuldenabbau: Die Leverkusener verkaufen ihre Tiergesundheitssparte für 7,6 Milliarden Dollar (umgerechnet 6,9 Milliarden Euro) an den US-Wettbewerber Elanco. Mit dem Verkauf, der noch unter den üblichen Vollzugsbedingungen steht, schließt Bayer seinen umfangreichen Portfolioumbau ab. Diesen hatten Bayer im vergangenen November angekündigt, um die hohen Schulden nach dem Monsanto-Kauf abzutragen.

Die Verkaufssumme für Bayer Animal Health besteht aus zwei Komponenten: 5,3 Milliarden Dollar erhält der Dax-Konzern in bar, die restlichen 2,3 Milliarden bezahlt Elanco mit eigenen Aktien. Bayer beabsichtigt, diese Anteile „zu gegebener Zeit“ zu verkaufen – somit könnte den Leverkusenern eine höhere Summe zufließen, sollten sie einen guten Verkaufszeitpunkt erwischen.

Bayer Animal Health erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Gewinn (Ebitda) von 358 Millionen Euro. Damit wird die Sparte im Zuge des Deals mit dem rund 18,8-fachen Ebitda bewertet. Den Abschluss der Transaktion, bei der die Bank of America Merrill Lynch und die Credit Suisse als Finanzberater agierten, erwartet der Dax-Konzern Mitte des nächsten Jahres. Rechtliche Unterstützung holten sich die Leverkusener von Sullivan & Cromwell, PwC Legal und Linklaters. Elanco wurde bei der Transaktion von Hengeler Mueller beraten.

Bayer setzt Haken hinter Portfolioumbau

Mit dem Verkauf der Tiermedizinsparte haben Bayer-Chef Werner Baumann und CFO Wolfgang Nickl ihren Portfolioumbau nun abgeschlossen. Es war bereits der vierte M&A-Deal binnen weniger Monate: Erst vor zwei Wochen hatte sich Bayer von seiner 60-prozentigen Beteiligung an dem Chemieparkbetreiber Currenta getrennt. Für den Verkauf an den australischen Infrastrukturinvestor Mira sammelte der Konzern 1,17 Milliarden Euro ein.

Zuvor verkaufte Bayer bereits die Sonnenschutzmarke Coppertone. Sie wechselte für 550 Millionen Dollar zum Nivea-Hersteller Beiersdorf. Die Fußpflegemarke Dr. Scholl’s ging für 585 Millionen Dollar an den US-Private-Equity-Investor Yellow Wood.

Rechnet man den aktuellen Animal-Health-Deal nun hinzu, werden die Leverkusener mit allen vier Deals etwa 9 Milliarden Euro einnehmen. Wegen der Aktienkomponente des Elanco-Deals könnte sich diese Summe allerdings noch nach oben, aber auch nach unten verändern – je nachdem zu welchem Kurs Bayer die Elanco-Anteile veräußern kann.

FINANCE-Köpfe

Wolfgang Nickl, Bayer AG

Wolfgang Nickl startet seine Laufbahn 1992 als Berater und Controller bei dem deutschen IT-Dienstleister Sercon, bevor er 1995 zur Western Digital Corporation wechselt. Für den US-Festplattenhersteller ist er zunächst als Geschäftsplaner in den Niederlanden tätig, im Anschluss als Director Business Solutions in San José im Silicon Valley.

Im Jahr 2000 wechselt Nickl als Finanzvorstand zum US-amerikanischen IT-Unternehmen Converge, kehrt jedoch wenig später zu Western Digital zurück. Acht Jahre lang durchläuft Nickl dort mehrere Positionen im Finanz- und Strategiebereich. Währenddessen erwirbt Nickl 2005 einen MBA-Abschluss von der University of Southern California’s Marshall School of Business. 2010 wird er zum Finanzchef von Western Digital befördert.

Im Dezember 2013 kehrt Nickl nach Europa zurück und wird CFO des niederländischen Chipherstellers ASML. Im September 2017 beruft der Chemie- und Pharmakonzern Bayer, der seinerzeit inmitten der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Saatgutspezialisten Monsanto steckt, den damals 48-Jährigen zum CFO. Nickl tritt seine neue Position im Juni 2018 an.

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Mit dieser Summe liegt Bayer allerdings am unteren Ende der Schätzungen. Noch im vergangenen November, als die Leverkusener die Portfoliobereinigung angekündigt hatten, hieß es, Bayer könnte auf Erlöse in Höhe von bis zu 10 Milliarden Dollar hoffen.

Moody’s begrüßt Verkauf von Bayer Animal Health

Dennoch begrüßten Beobachter den Deal: Martin Kohlhase, Analyst der Ratingagentur Moody’s, wertete den Verkauf als positives Signal für die Kreditgeber, da Bayer die Erlöse zum Schuldenabbau nutzen dürfte. Moody’s stuft Bayer derzeit auf Baa1 ein, der Ausblick ist jedoch negativ.

Nach dem 63 Milliarden Dollar schweren Zukauf des US-Saatgutherstellers Monsanto war der Schuldenberg der Leverkusen stark angeschwollen. Ende Juni belief sich die Nettofinanzverschuldung auf 38 Milliarden Euro. Hinzu kommen die Glyphosat-Klagen, wegen denen milliardenschwere Schadensersatzzahlungen drohen. Im Juli stufte die Ratingagentur Fitch die Bonität von Bayer daher auf BBB+ herab.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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