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Berlusconis Mediaset steigt bei ProSiebenSat.1 ein

Der italienische Medienkonzern Mediaset steigt bei ProSiebenSat.1 ein. Beide kämpfen mit zurückgehenden Umsätzen.
ProSiebenSat.1

Der italienische Medienkonzern Mediaset kauft 9,6 Prozent der Anteile von ProSiebenSat.1. Das Aktienpaket ist rund 330 Millionen Euro wert. Wie Mediaset-CEO Pier Silvio Berlusconi, Sohn von Ex-Premierminister Silvio Berlusconi, am heutigen Mittwoch mitteilte, handelt es sich um einen „freundlichen Erwerb“ und  „eine langfristige Entscheidung, die darauf abzielt, Wertschöpfung mit einer zunehmend internationalen Ausrichtung zu schaffen“.

Auch ProSiebenSat.1 bezeichnet den Mediaset-Einstieg als „freundlich“. Konzernchef Max Conze „begrüßt“ die Investition und sieht diese „als Vertrauensbeweis in unsere Strategie und das Team“ an. Conzes freundliche Reaktion dürfte auch daran liegen, dass Mediaset einen Umbau der Führungsebene von ProSiebenSat.1 nicht forcieren will: „Wir schätzen die Führungsmannschaft von ProSiebenSat.1“, erklärten die Italiener.

Mediaset-Einstieg treibt die ProSieben-Aktie

Der Anteilserwerb vertieft die bereits bestehende Partnerschaft zwischen den beiden Medienkonzernen. Beide arbeiten seit fünf Jahren in der Europäischen Medienallianz (EMA) zusammen. ProSieben ist dabei der größere Partner: Während die Deutschen 2018 einen Konzernumsatz von 4,9 Milliarden Euro erzielten, erreichen die Italiener nur 3,4 Milliarden Euro. Beide Konzerne kämpfen in ihrem Kerngeschäft mit TV-Werbung mit rückläufigen Umsätzen. „Ziel der Allianz ist es, Skaleneffekte zu realisieren, die für die Zukunft des europäischen Fernsehens entscheidend sind“, sagt Mediaset-Chef Berlusconi. Eine FINANCE-Anfrage, um welche Skaleneffekte es sich konkret handeln soll, ließ ProSiebenSat.1 aber unbeantwortet.

Am Kapitalmarkt hilft der Mediaset-Einstieg Conze aber schon jetzt. Seit Conzes Amtsantritt vor genau einem Jahr ist der Aktienkurs von ProSieben von 25 auf 13 Euro zurückgegangen. Viele Shortseller waren und sind in dem Wert aktiv. In dieser Zeit warf auch der als Hoffnungsträger angetretene ProSieben-CFO Jan Kemper das Handtuch. Heute aber legt das Papier um rund 5 Prozent zu und kostet wieder mehr als 15 Euro. Die Mediaset-Aktie gibt hingegen leicht nach.

ProSieben-Führung ist gegen eine Fusion mit Mediaset

Überraschend kommt der Deal aber nicht. Verschiedenen Medienberichten zufolge hat die seit 1996 an der Mailänder Börse notierte Mediaset schon länger ein Auge auf die Münchener geworfen. Im April berichtete die italienische Zeitung „Il Sole 24 Ore“ sogar von vermeintlichen Fusionsverhandlungen der beiden Konzerne. Dies wies ProSiebenSat.1-Chef Max Conze am 13. April jedoch zurück: „Wir befinden uns nicht in Fusionsgesprächen mit Mediaset, und ich erkenne in einem Zusammenschluss keine industrielle Logik.“

Auch Vizechef Conrad Albert sprach sich gegen eine Fusion aus: „Wenn ich auf die harten Fakten schaue und mir die Bilanz von Mediaset anschaue, weiß ich, dass eine Übernahme völlig illusorisch ist“, teilte er in einem Reuters-Interview mit.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

 

 

 

 

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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