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BHF-Verkauf zieht sich offenbar hin

Die Deutsche Bank muss sich beim Verkauf ihrer neuen Tochter BHF-Bank in Geduld üben. Vor Jahresende werde es keine Vereinbarung geben, sagten mehrere mit dem Prozess vertraute Personen Reuters. “Der Verkauf wird eine Bergwanderung und kein Spaziergang”, betonte ein Insider. Dem größten deutschen Geldhaus lägen zwar einige Interessensbekundungen von Finanzinvestoren und ausländischen Instituten vor. Konkrete Angebote gebe es aber bisher nicht. Knackpunkt dürfte Experten zufolge der Preis werden: Der Buchwert des Frankfurter Traditionshauses von rund 650 Millionen Euro gilt als absolutes Minimum für die Deutsche Bank. Auf Seiten einiger Interessenten ist aber eher von 400 bis 500 Millionen Euro die Rede.

 

“Der Prozess geht sehr langsam voran”, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Aktuell habe noch niemand in die Bücher der BHF-Bank geschaut. Die Deutsche Bank hat Anfang des Jahres mit dem Erwerb der Privatbank Sal. Oppenheim auch deren Tochter BHF übernommen. Sie will das mehr als 150 Jahre alte Institut mit gut 2100 Mitarbeitern aber wieder loswerden, um einen Teil des Kaufpreises von gut einer Milliarde Euro zu refinanzieren. Anders als Sal. Oppenheim schrieb die BHF Bank Finanzkreisen zufolge bis zuletzt operativ schwarze Zahlen.

 

Öffentlich Interesse bekundet hat bereits die Liechtensteiner Bank LGT. Sie dürfte vor allem auf das Geschäft mit reichen Privatkunden schielen, mit dem die BHF-Bank knapp die Hälfte ihrer Erträge erzielt. Ähnliches gilt für die grundsätzlich ebenfalls interessierte Schweizer Bank UBS sowie den Vermögensverwalter Vontobel. Vontobel-Chef Herbert Scheidt hatte erst neulich betont, sein Haus schaue wegen möglicher Übernahmen auch genau auf den zweiten Heimatmarkt Deutschland. Die BHF-Bank verwaltet gut 40 Milliarden Euro an Vermögen reicher Kunden.

 

Zu den Interessenten zählt auch die französische Großbank BNP Paribas, die ihr Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden in Deutschland ausbauen will, und das expansionshungrige spanische Institut Santander. Auch das Düsseldorfer Geldhaus HSBC Trinkaus denkt Finanzkreisen zufolge über ein Gebot nach. Die Deutsche Bank und die potenziellen Bieter lehnen Stellungnahmen ab.

 

Investmentbanker rechnen nach einem Verkauf mit empfindlichen Kostensenkungen in der BHF-Bank. Vor allem bei der Abwicklung von Bankdienstleistungen (back-office) seien Kürzungen zu erwarten. Zudem gilt das Institut als “Gemischtwarenladen” ohne eindeutigen Schwerpunkt. Neben dem Geschäft mit reichen Privatkunden ist die Bank auch im Investmentbanking sowie Firmenkundengeschäft aktiv. “Wenn man sich die Interessenten anschaut, ist ein Verkauf in Teilen nicht ausgeschlossen”, sagte ein Banker. Die Deutsche Bank werde aber alles versuchen, um das Institut als Ganzes loszuwerden. Darauf hoffen auch die BHF-Bank-Mitarbeiter: Eine Zerschlagung wäre ein Horrorszenario, heißt es aus dem Institut.

 

Quelle: Reuters

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