Die Aktionärsstruktur des Lebensmittelhändlers Metro könnte bald heftig durchgerüttelt werden. Denn es bahnt sich ein Bieterkampf zwischen einem tschechischen Milliardär und dem chinesischen Mischkonzern Fosun an.
Vor wenigen Tagen wurde zunächst bekannt, dass der slowakische Geschäftsmann Patrik Tkáč und der tschechische Investor Daniel Křetínský über ihr Investmentvehikel EPGC einen Deal mit Haniel geschlossen haben. Das Familienunternehmen will sich von seinen 22,5 Prozent an Metro trennen. 7,3 Prozent übernimmt der Investor sofort, für 15,2 Prozent besitzt er eine Call-Option.
Fosun will Metro-Aktien von Ceconomy
Auch der Elektronikhändler Ceconomy will sein Aktienpaket an der früheren Schwestergesellschaft Metro loswerden. Zur Disposition stehen derzeit 9 Prozent der Metro-Aktien. Der tschechische Investor Křetínský möchte diese gerne übernehmen. Fosun aber auch, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Ceconomy selbst hatte am Montag Verhandlungen in einem frühen Stadium mit Křetínský bestätigt. Den Bericht über das Interesse Fosuns wollte das Unternehmen dagegen nicht kommentieren. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, ob und zu welchen Bedingungen ein Verkauf abgeschlossen werden könnte.
Der Handelskonzern Metro hat sich im vergangenen Juli aufgespalten. Während der neuen Metro das Lebensmittelgeschäft Cash & Carry sowie Real zugeschlagen wurden, bündelt Ceconomy die Unterhaltungselektronik mit den Marken Saturn und Media Markt. Die Kapitalmarktbilanz der Aufspaltung ist verheerend: Vor Bekanntwerden der Übernahmephantasien hat die Metro-Aktie seit Sommer 2017 schon 42 Prozent an Wert verloren, der Ceconomy-Kursschein lag etwa 35 Prozent im Minus.
EPGC könnte Metro ganz übernehmen
Das slowakisch-tschechische Investorenduo macht keinen Hehl daraus , bei Metro perspektivisch die Mehrheit anzustreben. Dank der Call-Option hat EPGC die Möglichkeit, zunächst zu testen, ob Widerstand seitens des Metro-Managements kommt. Bliebe dieser auch, und EPGC bekäme neben dem Haniel-Paket auch den Zuschlag für das Ceconomy-Paket, würde der Investor über 30 Prozent der Metro-Aktien kontrollieren und müsste allen übrigen Anteilseignern ein Übernahmeangebot unterbreiten.
Fosun könnte diese Pläne nun durchkreuzen und eine Bieterschlacht um Metro anzetteln. Darauf hatten die Metro-Aktionäre bereits Anfang der Woche spekuliert, als die Aktie zwischenzeitlich um 17 Prozent auf 14 Euro geklettert war.
Ceconomy kommt Bieterstreit gelegen
Haniel und Ceconomy käme ein kompetitives Bietergefecht sehr gelegen, haben ihre Metro-Aktienpakete zuletzt doch stark an Wert verloren. Ceconomy-CFO Mark Frese musste den Wert der Metro-Beteiligung in diesem Jahr bereits um insgesamt 270 Millionen Euro abschreiben. Das schlägt voll auf das Eigenkapital des Elektronikhändlers durch.
FINANCE-Köpfe
Ende Juni lag die Eigenkapitalquote der Düsseldorfer daher bei nur noch 5 Prozent. Darin sind zwar die Erlöse aus einer vor wenigen Wochen vollzogenen Kapitalerhöhung über 277 Millionen Euro noch nicht enthalten. Der finanzielle Spielraum von CFO Frese dürfte aber dennoch klein bleiben.
Trotzdem will Ceconomy endlich die verbleibenden 22 Prozent an MediaSaturn übernehmen. Diese gehören den Erben des im Dezember verstorbenen Mediamarkt-Gründers Erich Kellerhals. Der Konflikt mit dem Minderheitseigner drückt seit Jahren nicht nur auf die Stimmung im Unternehmen, sondern auch auf den Aktienkurs – früher von Metro, heute von Ceconomy.
Ein solcher Deal dürfte den MDax-Konzern FINANCE-Informationen zufolge allerdings mindestens 1 Milliarde Euro kosten. Da käme ein Verkaufserlös für das Metro-Paket gerade recht. Frese müsste das Cash-Polster von 854 Millionen Euro nicht zu stark strapazieren und den Verschuldungsgrad nicht zu sehr erhöhen. Das wäre wichtig, um das Rating im Investmentgrade-Bereich zu halten.
Info
In der kommenden Printausgabe von FINANCE erscheint ein ausführlicher Artikel über die Lage bei Ceconomy. Abonnieren Sie das Heft hier.