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Böses Erwachen beim Verkaufsprozess von Niki

Dramatischer Wertfall: Statt 200 ist Niki nun nur noch 20 Millionen Euro wert. Nutznießer ist der neue Eigentümer Vueling.
picture alliance/APA/picturedesk.com

Der Verkaufsprozess für den mit Air Berlin untergegangenen deutsch-österreichischen Billigflieger Niki endet mit einer großen Enttäuschung: Lediglich 20 Millionen Euro kann Niki-Insolvenzverwalter Lucas Flöther als Kaufpreis verbuchen. Zudem übernimmt der Niki-Käufer Vueling noch 16 Millionen Euro an Verlusten, die Niki bis zum geplanten Closing des Deals Ende Februar einfliegen wird. Der ursprünglich vorgesehene Niki-Käufer Lufthansa hatte noch 200 Millionen Euro für Niki geboten. Den schon fertig ausgehandelten Deal hatten die EU-Kartellbehörden Anfang Dezember jedoch gestoppt.

Die Enttäuschung über den in den Keller gestürzten Wert der Airline ist groß. Selbst die zwischenzeitlich schon stark reduzierten Kaufpreisschätzungen, die von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag für Niki ausgegangen waren, wurden am Ende deutlich unterschritten. Der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach bezeichnete den Verkaufserlös als „lächerlich“ und sprach davon, Niki sei „verscherbelt“ worden.

In der Tat berichten österreichische Medien, dass Niki noch 2016 einen Überschuss von 6,6 Millionen Euro eingeflogen habe. Allerdings hatte schon die Lufthansa angedeutet, dass Niki inzwischen in die Verlustzone gerutscht sei und pro Monat bis zu 10 Millionen Euro verbrenne.

KfW droht Kreditausfall

Der Wertverfall hat auch Folgen für die KfW. Die Staatsbank hatte Air Berlin einen Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit zumindest ein Teil des Flugbetriebs aufrecht erhalten werden konnte. Der Kredit wurde als Super-Senior-Darlehen strukturiert, die KfW wird also vor allen anderen Gläubigern bedient. Die Zahlungen, die die Lufthansa für Niki und die Air-Berlin-Tochter LG Walter leisten wollte – insgesamt 218 Millionen Euro – hätten gereicht, um das Darlehen zurückzuzahlen. Nun ist jedoch zu befürchten, dass die KfW nur einen Teil ihrer Darlehenssumme zurückerhalten wird. Für die Verluste garantiert der Bund.

Niki-Insolvenzverwalter Lucas Flöther verteidigte den Deal mit dem Argument, dass die anderen Interessenten noch weniger für Niki geboten hätten. Condor, Tuifly sowie der Unternehmer Niki Lauda sollen ebenfalls indikative Gebote für Niki abgegeben haben.

„Niki wird für eine lächerliche Summer verscherbelt.“

Hans Michelbach, CSU-Finanzpolitiker

Easyjet und Vueling bedienen sich bei Air Berlin

Für den neuen Niki-Eigentümer Vueling ist der M&A-Deal nicht nur günstig, sondern auch strategisch bedeutsam. Vueling –Teil der Luftfahrtholding IAG, zu der auch Iberia, British Airways und Air Lingus gehören – ist derzeit nur der drittgrößte Billigfluganbieter im spanischen Kernmarkt, wo inzwischen schon mehr als jeder zweite Passagier mit einem Billigflieger abhebt. Vueling kommt aktuell auf einen Marktanteil von 7,5 Prozent und liegt damit hinter Easyjet (7,8 Prozent) und Ryanair (17,4 Prozent).

Heimatbasis von Vueling ist der Flughafen in Barcelona, wo Vueling für mehr als ein Drittel der Flugbewegungen steht. Mit Niki erhalten die Spanier nun auch zahlreiche Start- und Landerechte in Palma de Mallorca sowie in Düsseldorf und Berlin-Tegel. Die Spanier wollen bis zu 740 der 1.000 Niki-Mitarbeiter übernehmen.

Auch Easyjet hat sich durch die Übernahme von Air-Berlin-Strecken in Berlin massiv verstärkt: Das Sitzplatzangebot der Briten in der deutschen Hauptstadt verdreifacht sich auf 16 Millionen, und sie expandieren von Berlin-Schönefeld nach Berlin-Tegel. Dafür zahlte Easyjet 40 Millionen Euro in die Insolvenzmasse von Air Berlin. Darüber hinaus erwartet der britische Konzern Integrationskosten von deutlich mehr als 100 Millionen Euro.   

Info

Wie es zu der Mega-Pleite kam und was seitdem alles passiert ist – der große Überblick auf der FINANCE-Themenseite zu Air Berlin.

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