Das Biotech-Unternehmen Brain macht seinen M&A-Verantwortlichen Frank Goebel zum Vorstand. Der Corporate-Finance-Spezialist leitete bislang die Tochtergesellschaft Brain Capital, über die das südhessische Unternehmen seine M&A-Aktivitäten steuert.
Im März 2017 kommt der große Aufschlag: Dann scheidet der 70-jährige CFO Georg Kellinghusen altersbedingt aus, und Goebel übernimmt sein Amt. Kellinghusen war zu Jahresbeginn übergangsweise vom Aufsichtsrat auf den CFO-Posten gewechselt, um Brain mit seiner Erfahrung an die Börse zu führen. Im Februar diesen Jahres gelang der IPO, der Brain 31,5 Millionen Euro in die Kassen spülte.
Brain holt Goebel bereits jetzt in den Vorstand, weil COO Eric Marks am heutigen Montag sein Amt niedergelegt hat, verkündete das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Mit der Begleitung der Tochterfirmen übernimmt Goebel nur eine Aufgabe von Marks, alles andere wandert zu CEO Jürgen Eck. Wenn im März Noch-CFO Kellinghusen abdankt, wie seit langem geplant, schrumpft der Brain-Vorstand von drei auf zwei Mitglieder.
Brain sendet mit Berufung von Frank Goebel Signal an Investoren
Warum Marks als COO ausscheidet, ist unklar. Der Mittfünfziger war erst vor einem Jahr zu Brain gekommen. Eindeutig ist dagegen die Logik von Goebels Aufstieg. Brain hat zwei Geschäftsbereiche: Zum einen die Entwicklung und Lizensierung von biologischen Wirkstoffen im Auftrag von Industriekonzernen, zum anderen der Verkauf eigener Enzyme und Mikroorganismen.
Der zweite Bereich, „Bioindustrial“ genannt, soll das weitere Wachstum des Unternehmens befeuern, verkündete Brain-CFO Kellinghusen nach dem Börsengang im Interview mit FINANCE. Um die firmeneigenen Zusatzstoffe an den Mann zu bringen, hat Goebel für Brain bislang fünf Unternehmen hinzu gekauft. Jetzt führt er die Strategie aus dem Vorstand heraus fort.
Die Forcierung des M&A-Kurses ist nicht zuletzt ein Zeichen an die Investoren. Brain schreibt noch keine Gewinne, die Börsenstory stützt sich zu großen Teilen auf schnell wachsende Umsätze. Zuletzt war dieses Wachstum aber überschaubar – in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres, das Ende September endet, lagen die Umsätze bei 16,5 Millionen Euro, nur unwesentlich mehr als die 16,1 Millionen aus dem Vorjahreszeitraum.
Bei den Aktionären kommt die Berufung Goebels in den Vorstand gut an: Die Aktie steigt am Montag Vormittag um 2,6 Prozent und liegt mit 11,80 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 9 Euro.