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Brisantes Kaufangebot für Weber Automotive

Der Finanzinvestor Ardian und die frühere Eigentümerfamilie des Autozulieferers Weber Automotive liegen sich in den Haaren. Nun will die Familie das Unternehmen zurückkaufen.
Weber Automotive

Ein Vorhaben mit Geschmäckle: Die Weber-Familie will den insolventen Automobilzulieferer Weber Automotive aus der Insolvenz heraus zurückkaufen. Gegenüber der Regionalzeitung „Südkurier“ bestätigte Gründersohn Christian Weber dieses Vorhaben: „Ob wir das alleine machen wollen, werden wir noch sehen. Auf jeden Fall streben wir es als Hauptgesellschafter an.“ 2016 hatte die Weber-Familie 75 Prozent an den Private-Equity-Investor Ardian abgeben und die übrigen Anteile behalten.

Dieses Manöver ist brisant: Als Weber Automotive Anfang Juli dieses Jahres Insolvenz anmeldete, erhob Ardian schwere Vorwürfe gegen die Familie: Sie habe als Vermieter der Unternehmensimmobilien keinen Beitrag geleistet, der hoch genug gewesen sei, um die Pleite zu vermeiden. Weil das Unternehmen in finanzielle Schieflage geriet und seinen Kreditverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, musste Weber Automotive Anfang Juli Insolvenz anmelden.

Ardian wirft ehemaligen Managern Ungereimtheiten vor

FINANCE-Recherchen ergaben im Anschluss, dass inzwischen die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen Verdachts auf Betrug gegen mehrere Familienmitglieder ermittelt. Nach Erscheinen des Beitrags in der aktuellen FINANCE-Ausgabe legte der Investor Ardian weitere Vorwürfe nach.

Ardians Vorwürfe wies Christian Weber im Interview mit dem Südkurier jetzt entschieden zurück: Die Strafanzeige sei „nicht nachvollziehbar“, die Vorwürfe würden „im Rahmen des Verfahrens widerlegt“ werden. Wie genau, verriet Weber aber nicht.  

Weber Automotive könnte zerschlagen werden

Ob die Weber-Familie den Zuschlag für ihr altes Unternehmen erhält, entscheidet letztendlich der vorläufige Gläubigerausschuss. Dem Generalbevollmächtigten Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger zufolge tritt dieser das nächste Mal „Ende September“ zusammen. Dann laufe auch das dreimonatige Insolvenzgeld für Weber Automotive aus. Das Unternehmen sei aber „über diesen Stichtag hinaus durchfinanziert“, die „Bezahlung der Löhne und Gehälter der Mitarbeiter“ sei deshalb über den 30. September 2019 hinaus „gesichert“, erklärte Mucha gegenüber FINANCE. Der Geschäftsbetrieb werde durch die Kunden und Banken der Weber-Gruppe finanziert, so Mucha. 

Zum Investorenprozess ließ Mucha sich mit Verweis auf die Vertraulichkeit zwar keine Details entlocken, dieser laufe aber „zufriedenstellend“. Seine Aussagen deuten darauf hin, dass nicht nur die Weber-Familie Interesse an einer Übernahme des gesamten Unternehmens oder von Teilen zeigt. Auch eine Zerschlagung scheint nach Informationen von FINANCE nicht ausgeschlossen.

An einem möglichst hohen Verkaufserlös hat vor allem das Bankenkonsortium ein Interesse, das Weber Automotive bisher finanziert hat. Dazu gehören NIBC, IKB, HSBC, ING, Südwestbank und die Helaba. Diese sollen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge anfangs 130 Millionen Euro an Krediten vergeben haben. Nach Tilgungen sollen davon jedoch nur weniger als 100 Millionen Euro jetzt noch zu Buche stehen. 

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