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Ceconomy trennt sich von Russlandgeschäft

Der Media-Saturn-Eigentümer Ceconomy will sich aus dem schwierigen russischen Markt zurückziehen und trennt sich von seinen Filialen vor Ort.
Media Markt

Ceconomy hat eine Lösung für sein defizitäres Russlandgeschäft gefunden. Wie der Media-Saturn-Eigentümer über eine Pressemitteilung verkündete, übernimmt die Safmar-Tochtergesellschaft M.Video, ein Konkurrent von Ceconomy, sämtliche russische Filialen des Düsseldorfer Konzerns.

Im Gegenzug beteiligt sich Ceconomy mit 15 Prozent an M.Video. Der Kaufpreis für die Beteiligung beläuft sich auf 258 Millionen Euro. Je nach künftiger Entwicklung des Geschäfts von M.Video kann sich der Kaufpreis jedoch noch um bis zu 86 Millionen Euro reduzieren. Der M&A-Deal muss noch von den russischen Kartellbehörden freigegeben werden.

Ceconomy kämpfte lange mit Russlandgeschäft

Die Ceconomy-Tochter Media-Saturn war seit 2006 in Russland aktiv und stand in den vergangenen Jahren unter erheblichem Umsatz- und Margendruck. Im Geschäftsjahr 2016/17 konnte der Konzern dort 526 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, was einem Marktanteil von lediglich 3 Prozent entspricht. 2017 hatte das Unternehmen ein Restrukturierungsprogramm eingeleitet, was auch zu einer Ergebnisverbesserung geführt habe, so Media-Saturn. Den Marktteil habe man jedoch nicht weiter steigern können.  

Jetzt hofft Ceconomy, durch die Beteiligung an M.Video, dessen Mutter Safmar gerade einen nationalen Marktführer in Russland aufbaue, doch noch vom Geschäft in Russland profitieren zu können. „Die Transaktion ist für uns die richtige Lösung, um uns weiter am Wachstumsmarkt Russland zu  beteiligen, während wir gleichzeitig die Risiken in unserer Bilanz verringern und Verluste beenden“, wirbt CFO Mark Frese für den Deal.

Zunächst wird die Transaktion die Ceconomy-Bilanz aber mit einem einmaligen negativen Effekt von voraussichtlich 250 Millionen Euro belasten. Ceconomy muss außerdem die Prognose für die Entwicklung des operativen Ergebnisses des Gesamtkonzerns senken.

FINANCE-Köpfe

Mark Frese, Hapag-Lloyd AG

1993 startet Frese seine Karriere als Analyst bei der Privatbank Finck & Co. Von 1994 bis 1996 ist er Abteilungsleiter Financial Strategies und Asset Management bei Kaufhof. Darüber hinaus verantwortet er die Investor Relations. Seit 1996 ist Kaufhof eine Vertriebslinie der Metro Group.

Nach der Übernahme wechselt Frese von Kaufhof zu Metro und leitet die folgenden zwei Jahre die Abteilung Konzernentwicklung/M&A. Ab August 1998 leitet er ein Jahr lang die Geschäfte des Kaufhof-Warenhauses in Bonn. Von 1999 bis 2003 ist er Sprecher der Geschäftsführung der Kaufhof-Tochter Gemini Medienvertriebsgesellschaft. 2002 wechselt der Betriebswirt zurück zu Kaufhof Warenhaus und wird Bereichsleiter für Expansion & Kooperation.

2004 wird Frese Bereichsleiter für Controlling & Projekte. Von 2009 bis 2010 ist er Bereichsleiter Planung & Controlling bei der Metro. 2010 wird er zum Finanzchef von Metro Cash & Carry Europe/MENA ernannt, im Januar 2012 zum CFO der gesamten Metro-Gruppe. Seit April 2012 ist er zudem CFO von Metro Cash & Carry.

Im Zuge der Abspaltung des Elektronikhandels („Media-Markt“, „Saturn“) vom Metro-Konzern wechselt Frese im Sommer 2017 als CFO in den Vorstand des neuen Unternehmens Ceconomy. Im Dezember 2018 legt er sein Amt als Finanzvorstand nieder.Im November 2019 wird er in den Vorstand der Containerreederei Hapag-Lloyd berufen, für die er ab März 2020 als Finanzchef tätig sein wird.

zum Profil

Da sich einerseits die Vergleichsbasis erhöht und andererseits die bisher erwartete leichte Verbesserung des russischen Geschäfts wegfällt, rechnet der Konzern beim operativen Gewinn nun mit einem Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Zuvor war ein Plus mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet worden.

Investoren strafen Ceconomy wegen Kapitalerhöhung ab

Ob die Transaktion dennoch langfristig „signifikanten Mehrwert für die Aktionäre schaffen“ wird, wie von Ceconomy angekündigt, wird sich erst zeigen müssen. Nicht gut kam allerdings schon jetzt an, dass Ceconomy die Beteiligung möglicherweise auf Kosten der Aktionäre finanzieren will: Am gestrigen Dienstag brachte der Konzern eine Kapitalerhöhung um bis zu 10 Prozent des Grundkapitals ins Spiel, die rund 300 Millionen Euro einbringen könnte. 

Ceconomy-Aktie erholt sich nur leicht vom Schock

Ceconomy St Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Damit könne sich der MDax-Konzern „genügend Spielraum“ verschaffen, um die Bilanz für die geplante M&A-Transaktion zu stärken. Außerdem sei die Kapitalerhöhung für „etwaige weitere strategische Maßnahmen“ im Zuge der Neuordnung des Russlandgeschäfts notwendig, begründet Ceconomy den Schritt.

Der Börse gefiel das gar nicht: Infolge der Ankündigung stürzte die Aktie im gestrigen Tagesverlauf um über 14 Prozent ab. Nach Bekanntgabe des Russland-Deals erholte sich das Papier am heutigen Mittwochmorgen nur leicht. Eine endgültige Entscheidung über die mögliche Kapitalerhöhung werde „zu einem späteren Zeitpunkt“ getroffen, so das Unternehmen.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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