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Chemiekonzerne Clariant und Huntsman brechen Fusion ab

Die Clariant-Zentrale im schweizerischen Pratteln.
Clariant

Die Fusion zwischen Clariant und Huntsman ist abgeblasen. Das haben die beiden Chemiekonzerne aus der Schweiz (Clariant) und den USA (Huntsman) am heutigen Freitag bekanntgegeben. Damit beugen sich die beiden Unternehmen dem Widerstand des aktivistischen Investors White Tale gegen den Deal.

Im Mai hatten die beiden Konzerne den Plan erklärt, zu verschmelzen. Das Eigenkapital von Clariant und Huntsman wäre an der Börse zusammen mehr als 14 Milliarden Euro wert. Wie viele Transaktionen wurde auch diese als „Fusion unter Gleichen“ verkündet. In diesem Fall wäre die Bezeichnung tatsächlich angebracht gewesen: Clariant hätte an der neu geschaffenen Firma 52 Prozent gehalten, Huntsman 48 Prozent.

Aktionärsrebell White Tale hat Unterstützer gefunden

Der Zusammenschluss wäre ein reiner Aktien-Tausch gewesen, die Clariant-Papiere in HuntsmanClariant-Aktien umbenannt worden. Die Huntsman-Aktionäre hätten je Anteilsschein 1,2 HuntsmanClariant-Papiere bekommen.

Die beiden Konzerne sind nach wie vor von der Logik der Transaktion überzeugt, erklären sie. Allerdings sehen sie ein hohes Risiko, nicht die nach Schweizer Recht nötige Zweidrittelmehrheit der Clariant-Aktionäre zu bekommen. Das liege daran, so Huntsman und Clarian, dass die Gegnerschaft von White Tale gegen den Deal mittlerweile „von weiteren Aktionären unterstützt“ wird. White Tale hält nach stetigen Zukäufen rund 20 Prozent der Clariant-Aktien.

Clariant und Huntsman hatten die Fusion im Mai unter anderem mit besseren Wachstumsmöglichkeiten begründet. White Tale hatte die Logik der Fusion kritisiert und bemängelt, dass sich Clariant bei dem Deal unter Wert verkaufen würde.

Die Clariant-Aktie fällt nach Abbruch der Fusion

Clariant Aktie

Clariant Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Clariant-Aktionäre enttäuscht vom Scheitern der Fusion

Bitter für viele Clariant-Aktionäre: In der Breite haben sie die Fusion eher vorteilhaft gesehen. Nach Bekanntwerden des Scheiterns sacken die Papiere am heutigen Freitag in der Spitze denn auch um fast 7 Prozent ab – und das, obwohl beide Firmen ohne so genannte Break-up-Fees aus der Transaktion herauskommen.

Jetzt richten die Blicke sich auf White Tale. Der aktivistische Investor dürfte laut Bankanalysten auf zwei Sitze im Verwaltungsrat von Clariant pochen, dem in der Schweiz mächtigen Kontroll- und Lenkungsgremium. Gelingt White Tale das, dürfte der Aktivist Schweizer Medien zufolge den Druck auf Clariant-CEO Hariolf Kottmann erhöhen, zurückzutreten.

Auch wird darüber spekuliert, dass White Tale darauf hinarbeiten wird, Clariant in einen anderen Deal hinein zu manövrieren – dann aber möglicherweise als eindeutiges Übernahmeziel. Das aktuelle Management sperrt sich dagegen. In der Vergangenheit wurde unter anderem den deutschen Chemiekonzernen Evonik, Lanxess und BASF ein Kaufinteresse an Clariant nachgesagt.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

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