Die Konjunkturflaute in China und der VW-Abgasskandal hinterlassen auch am deutschen M&A-Markt Spuren – zumindest was die Haltung der PE-Investoren angeht. 83 Prozent der im Rahmen des aktuellen FINANCE Private Equity Panels befragten Private-Equity-Manager geben an, Kaufkandidaten mit starkem China-Geschäft als mögliche Übernahmeziele heute vorsichtiger zu bewerten als noch zu Jahresbeginn – und das, obwohl die China-Flaute ihren Angaben zufolge kaum Spuren bei ihren Portfoliounternehmen hinterlässt (die ausführlichen Panel-Ergebnisse können Sie hier herunterladen).
Tobias Schneider, Partner der Kanzlei CMS Hasche Sigle, die die Umfrage gemeinsam mit FINANCE durchführt, hält dies für eine Momentaufnahme: „Die Situation in China wird auch als taktisches Argument für Kaufpreisverhandlungen eingesetzt“, hat der Private-Equity-Anwalt beobachtet.
VW-Skandal dämpft Appetit auf Automotive-Deals
Bei laufenden M&A-Deals mit Automotive-Bezug kommen auch noch die bislang unabsehbaren Folgen des VW-Abgasskandals hinzu. Dies führt dazu, dass die deutschen PE-Investoren Autozulieferern gegenüber derzeit viel kritischer gegenüberstehen als noch bei der vorangegangenen Panel-Befragung im Mai. Auf einer Skala von 1 (unattraktiv) bis 10 (sehr attraktiv) bewerten die PE-Manager Automotive-Targets nur noch mit einem Wert von 4,21 Punkten – 20 Prozent schlechter als noch im Frühjahr. Nur Baufirmen schneiden in den Augen der PE-Profis als Investitionsziele im Moment noch schlechter ab.
Die VW-Krise wird nach Einschätzung von CMS-Partner Joachim Dietrich noch eine Weile das M&A-Geschäft im Automobilsektor überschatten: „Solange das Ausmaß und die Auswirkungen des VW-Skandals noch nicht absehbar sind, werden sich die PE-Profis besonders gut überlegen, ob und inwiefern sie in die Automobilbranche investieren.“
Leveraged Finance boomt, pusht aber nicht mehr die Kaufpreise
Auch insgesamt geht die Risikofreude der PE-Investoren kurz vor dem Start des wichtigen Jahresendgeschäfts zurück. Noch nie seit Auflage des FINANCE Private Equity Panels im Jahr 2010 haben die PE-Profis die Kaufpreise als so teuer empfunden wie jetzt. Auf einer Skala von 1 (teuer) bis 10 (günstig) fällt die durchschnittliche Bewertung der Kaufpreise gegenüber der Frühjahrsbefragung von 3,43 auf das Rekordtief von 3,26 Punkten.
Dies ist umso erstaunlicher, da zur gleichen Zeit die Finanzierungsmärkte mit ungeheurer Dynamik aus der Sommerpause zurückgekommen sind. Die Finanzierungsindikatoren des FINANCE Private Equity Panels erreichen Werte wie noch nie. Nach Angaben der PE-Profis haben sich über den Sommer vor allem die Finanzierungskonditionen noch einmal deutlich verbessert. Der gängigen Lehre zufolge sollte dies eigentlich dazu führen, dass die Private-Equity-Investoren die aufgerufenen Kaufpreise dank des günstigen Fremdkapitals weniger teuer wahrnehmen als in einem schwächeren Finanzierungsumfeld.
Doch tatsächlich nehmen die PE-Investoren die Preise als deutlich zu hoch wahr. Das ist nicht nur in Deutschland der Fall. Europaweit betrachtet geht die Zahl der PE-Transaktionen laut einer Studie des Dienstleisters Pitchbook Data derzeit zurück. Von der PE-Publikation „Private Equity News“ befragte Branchenexperten führen das auf die hohen Bewertungen zurück.
Mit Blick auf Deutschland scheinen die Chancen auf ein gutes Jahresendgeschäft bei M&A-Prozessen mit Targets aus den Branchen Healthcare, Software/IT und Dienstleistungen noch am besten zu stehen. Diese drei Branchen sind auf Basis der Ergebnisse des FINANCE Private Equity Panels unverändert die begehrtesten Investitionsziele der deutschen PE-Investoren.
Info
Dreimal im Jahr befragt FINANCE für das Private Equity Panel anonym führende Manager von rund 40 einflussreichen Private-Equity-Häusern. Alle aktuellen und früheren Ergebnisse des FINANCE Private Equity Panels finden Sie hier.