2016 war ein Rekordjahr, was M&A-Deals mit chinesischer Beteiligung in Deutschland betrifft. Der Datenanbieter Dealogic zählte insgesamt 50 deutsche Unternehmen, deren Übernahme durch einen chinesischen Käufer angekündigt wurde. Im neuen Jahr lässt das Interesse aus dem Reich der Mitte allerdings wieder nach. Darauf deuten die Ergebnisse des aktuellen FINANCE M&A Panels hin, für das FINANCE zusammen mit der Kanzlei CMS M&A-Profis aus deutschen Unternehmen befragt hat.
Der Aussage, dass Käufer aus Schwellenländern derzeit am M&A-Markt sehr aktiv seien, stimmten die Befragten im Schnitt nur mit dem Wert 6 zu, wobei 10 eine vollkommene Zustimmung bedeutet. „Das Interesse chinesischer Investoren an europäischen und insbesondere deutschen Unternehmen ist ungebrochen“, glaubt Oliver Wolfgramm zwar.
Der Corporate Partner bei CMS geht jedoch davon aus, dass 2017 nicht an das Rekordjahr 2016 heranreichen wird. Für diese These spricht, dass Käufer aus Schwellenländern seit dem vergangenen Sommer von den M&A-Profis deutscher Unternehmen nicht mehr so aktiv wahrgenommen werden. Im Juni lag der Wert noch bei 6,44, im Oktober nur noch bei 6,28.
Kapitalverkehrskontrollen in China bremsen M&A aus
Die Gründe für die abnehmende Nachfrage seien unter anderem die stärkeren chinesischen Kapitalverkehrskontrollen und der zunehmend kritische Blick der deutschen und europäischen Politik auf den Verkauf führender Technologieunternehmen. Auch die chinesische Regierung drückt zusehends auf die Bremse. In einigen Regionen werden bereits Auslandsüberweisungen ab 1 Million US-Dollar streng geprüft, wie der Chief Market Officer des Kreditversicherers Atradius, Andreas Tesch, kürzlich bei FINANCE-TV sagte.
Die Investitionsbedingungen für deutsche Unternehmen in Schwellenländern sind nach Einschätzung der M&A-Profis derzeit so schlecht wie noch nie seit Bestehen des FINANCE M&A Panels. Möglicherweise hegen die Unternehmen angesichts der Kapitalverkehrskontrollen Bedenken, den in den Schwellenländern erwirtschafteten Gewinn in den Konzern überführen zu dürfen.
Käufer sichern sich bei M&A-Deals stärker ab
Schwellenländer verlieren daher auch bei den M&A-Profis aus Unternehmen an Bedeutung. Dafür rückt die Transaktionssicherheit bei Fusionen und Übernahmen noch stärker als in den früheren Umfragen in ihren Fokus. Für rund ein Drittel der Befragten sind Garantie- und Freistellungsversicherungen (W&I-Insurances) wichtiger als im Vorjahr. Das gilt auch für sogenannte MAC-Klauseln, durch die sich Käufer im Nachgang von der Transaktion lösen können, wenn sich die Rahmenbedingungen im Zielunternehmen wesentlich verschlechtert haben.
„Bei Vertragsverhandlungen sehen wir zunehmend, dass Käufer robuste Positionen einnehmen“, beobachtet Thomas Meyding, Corporate Partner bei CMS. Forderungen nach Exklusivität und MAC-Klauseln würden dies belegen, da beides Forderungen seinen, die Käuferinteressen stützten. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gab zudem an, dieses Jahr mehr Wert auf exklusive Verhandlungen legen zu wollen.
Keine Lust auf ausführlichen Due-Diligence-Report
Andere Schwerpunkte legen M&A-Verantwortliche dieses Jahr bei der Due Diligence. Diese bleibt bei Fusionen und Übernahmen wichtig – 41 Prozent der Befragten wollen dieses Jahr mehr Zeit für die Due Diligence aufwenden.
Die Befragten legen dabei allerdings nicht so viel Wert auf einen vollumfänglichen Due-Diligence-Report, sondern fokussieren sich stattdessen auf ausgewählte Risikobereiche.
Info
Wie die Unternehmen diese Bereiche auswählen, welche Branchen derzeit am M&A-Markt am aktivsten sind und was für Unternehmen derzeit die größten Dealtreiber und –breaker sind, erfahren Sie im aktuellen FINANCE M&A Panel, das Sie hier kostenlos herunterladen können. Noch mehr Panels, Studien und Datenbanken finden Sie unter der FINANCE-Rubrik Research.