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Chinesisch-deutsches M&A-Volumen explodiert

Keine deutsch-chinesische Freundschaft auf dem M&A-Markt: Der Widerstand gegen Käufer aus China wächst. 2016 war trotzdem ein massives Rekordjahr für chinesisch-deutsche M&A-Deals.
hxdyl/istock/Thinkstock/Getty Images

Das M&A-Volumen, das chinesische Käufer in den ersten zehn Monaten diesen Jahres in die Übernahme deutscher Unternehmen gesteckt haben, liegt zwanzigmal so hoch wie im gesamten Vorjahr, ergibt eine Analyse von EY. Damit ist das Volumen geradezu explodiert, wenn auch ausgehend von einem noch geringen Niveau. Zwischen Januar und Ende Oktober zählte die Unternehmensberatung bei chinesischen Zukäufen in Deutschland ein Dealvolumen von 11,6 Milliarden Euro – laut EY mehr als in sämtlichen Vorjahren zusammen. Auch die Anzahl der chinesisch-deutschen M&A-Deals hat deutlich angezogen: In den ersten zehn Monaten sind laut EY 58 deutsche Firmen von Chinesen übernommen worden, 19 mehr als im gesamten Vorjahr.

Die Explosion des Dealvolumens erklärt sich daraus, dass chinesische Investoren ihre Strategie erweitert haben. Kauften sie früher hauptsächlich kleinere, häufig am Rande der Insolvenz stehende Betriebe, um sich deren Know-how zu sichern, hat das Jahr 2016 gleich drei Milliardendeals hervorgebracht. Die Übernahmen von Kuka durch Midea (4,6 Milliarden Euro), des Müllverbrenners EEW durch Beijing Enterprises (1,6 Milliarden Euro) sowie des Maschinenbauers Krauss Maffei durch ChemChina (1,0 Milliarden Euro) machen allein schon fast zwei Drittel des gesamten Dealvolumens aus.     

Peking schützt 38 Sektoren vor M&A-Angeboten

Die Aussichten, dass es in diesem Tempo weitergeht, sind allerdings schlecht: Der Widerstand gegen die Käufer aus Fernost wächst. „Wir befürchten, dass die deutsche Regierung ein bremsender Faktor wird“, sagte erst vor wenigen Tagen der chinesische M&A-Berater Huanping Zhang gegenüber FINANCE. Vor wenigen Wochen erst hatten die deutschen und die US-amerikanischen Behörden wegen Sicherheitsbedenken den fast schon sicher geglaubten Kauf des Aachener Hightech-Maschinenbauers Aixtron durch Fujian untersagt. Einen weiteren Risikofaktor sieht Zhang in der Abkühlung der chinesischen Konjunktur.

Angefacht wird der wachsende Widerstand durch den Umstand, dass der chinesische M&A-Markt für ausländische Käufer abgeschottet ist. Es habe noch so gut wie überhaupt keine Übernahmen chinesischer Unternehmen durch deutsche gegeben, kritisierte der Investmentbanker Heinz Hilger unlängst bei FINANCE-TV – und dies werde auch so bleiben.

Peking hat 38 Geschäftsfelder benannt, in denen es grundsätzlich keine Übernahmen durch Ausländer geben darf. In vielen weiteren Sektoren sind die M&A-Möglichkeiten zumindest begrenzt. In der Regel müssen ausländische Investoren mit chinesischen Unternehmen ein Joint-Venture bilden, was – so die gängige Kritik – häufig im Abschöpfen westlichen Technologie-Know-hows endet. „Es gibt schwer nachvollziehbare Ad-hoc-Verbote und politischen Gegenwind. Deutsche Unternehmen werden dadurch bei Übernahmen in China behindert“, moniert der Vorsitzende des Bundesverbands M&A, Kai Lucks. Er verlangt von der Politik, „auf Symmetrie zu achten“.  

Autokonzerne verkaufen 10 Prozent an Here nach China und Singapur

Ungeachtet dessen hat es auch heute wieder einen kleineren chinesisch-deutschen M&A-Deal gegeben. Die Autokonzerne BMW, Daimler und Audi haben 10 Prozent der Anteile an ihrem Kartendienst Here an ein asiatisches Käuferkonsortium abgegeben, zu dem der chinesische Kartenanbieter Navinfo, der chinesische Internetkonzern Tencent und der Singapurer Staatsfonds GIC gehören. Der Gesamtwert von Here lag zuletzt bei rund 2,6 Milliarden Euro.

Offenbar erkaltet ist dagegen das Interesse der Chinesen an einem Einstieg bei Osram und dem Halbleiterzulieferer Siltronic. Auch dafür machen Beobachter den wachsenden politischen Widerstand  verantwortlich.

Info

Worauf zu achten ist, wenn es Ernst wird mit einem chinesisch-deutschen M&A-Deal, zeigt der FINANCE-Ratgeber M&A-Deals mit China.

Weitere News mit China-Bezug, unter anderem zu M&A, gibt es auf unserer FINANCE-Themenseite zu China.

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