Ein chinesischer Staatskonzern will bei dem seit langer Zeit strauchelnden Maschinenbauer Manz einsteigen. Shanghai Electric wolle sich über eine Tochtergesellschaft mindestens 29,9 Prozent der Anteile an dem Unternehmen sichern. Das schreibt Manz in einer Pflichtmitteilung.
Das Grundkapital von Manz beträgt etwas mehr als 5,4 Millionen Euro. Um die Beteiligung zu ermöglichen, erhöht das Manz-Management um CEO Dieter Manz und CFO Martin Hipp das Grundkapital des Unternehmens um genau den Anteil, den die Chinesen sich mindestens sichern wollen. Der Bezugspreis der Kapitalerhöhung soll bei maximal 40 Euro liegen.
Unternehmensgründer Dieter Manz und seine Ehefrau Ulrike, die gut 35 beziehungsweise knapp 4 Prozent der Aktien halten, wollen ihre Bezugsrechte laut der Mitteilung nicht nutzen. Sie erlauben damit dem chinesischen Investor, ihre Anteile zu verwässern. Offenbar nehmen die beiden einen neuen Hauptaktionär in Kauf, solange dieser das Unternehmen wieder auf Vordermann bringt.
Shanghai Electric kann Manz voll übernehmen
Eine brisante Bedingung des Deals: Shanghai Electric kann nach der Kapitalerhöhung oder zu einem späteren Zeitpunkt von Dieter Manz eine sogenannte Stimmbindungsvereinbarung verlangen. Das bedeutet, dass die Chinesen und Manz sich über die Ausübung ihrer Stimmrechte in der Hauptversammlung bezüglich bestimmter Maßnahmen abstimmen, insbesondere bei der Bestellung und Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern. Falls sich die Parteien nicht einigen, haben die Chinesen das letzte Wort.
Wenn Shanghai Electric diese Vereinbarung verlangt, übernimmt der Konzern die Kontrolle über Manz, weil das Aktienkapital von Dieter Manz dann den Chinesen zuzurechnen ist. In diesem Fall müsste Shanghai Electric den Aktionären eine Pflichtmitteilung unterbreiten.
Manz-Aktionäre bejubeln chinesisches Angebot
Manz ist im vergangenen Jahr erheblich unter Druck geraten und hat die selbstgesteckten Ziele deutlich verfehlt. Die Investoren straften die Entwicklung ab: Die Aktien haben seit Mai des vergangenen Jahres mehr als die Hälfte an Wert verloren. Auch die Informationspolitik von Manz war nicht immer optimal.
Die Nachricht zum Einstieg des China-Riesen Shanghai Electric wurde am Kapitalmarkt positiv aufgenommen. Die Manz-Aktien schossen am Montagmorgen um über 10 Prozent nach oben und notieren bei über 42 Euro – also deutlich über dem Bezugspreis von maximal 40 Euro. Durch den Einstieg würden Manz zwischen 87 und 93 Millionen Euro frisches Kapital zufließen, schätzen Analysten von Equinet. So könne Manz einen Teil seiner Finanzschulden in Höhe von zuletzt 74 Millionen Euro tilgen.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.