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Covestro wagt Milliardendeal in der Coronakrise

Covestro krauft das RFM-Geschäft von DSM.
Covestro

Covestro macht seine Ankündigung wahr und kauft im großen Stil zu: Der Chemiekonzern übernimmt die Sparte „Resins & Functional Materials“ (RFM) vom niederländischen Konkurrenten DSM. Dafür legen die Leverkusener 1,6 Milliarden Euro auf den Tisch, wie der Dax-Konzern am Mittwoch bekanntgab. Eingegliedert wird der Bereich in das Covestro-Segment Coatings, Adhesives, Specialties (CAS).

„Die Übernahme ist sowohl strategisch als auch finanziell eine ideale Gelegenheit. Damit können wir unsere langfristige Wachstumsstrategie zu besonders attraktiven Konditionen und mit klaren Synergien vorantreiben“, kommentiert CFO Thomas Toepfer den Deal. Bereits im Januar kündigte CEO Markus Steilemann an, dass Covestro mit Zukäufen die Abhängigkeit von der kriselnden Autoindustrie verringern will. Ins Visier rückten dabei die Bereiche Lacke, Klebstoffe und Thermoplaste, wie er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte.

Mit der Übernahme von RFM ist dies nun gelungen. RFM ist spezialisiert auf nachhaltige Beschichtungsharze. Eingegliedert wird der Bereich in das kleinste Segment von Covestro, Coatings, Adhesives, Specialties (CAS). Der Deal soll Covestro zu einem großen Player auf dem Markt für nachhaltige Beschichtungsharze machen.

Covestro bewertet RFM mit Multiple von 10,3x

Das RFM-Geschäft kommt 2019 auf einen Umsatz von 1 Milliarde Euro bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 141 Millionen Euro. Der Umsatz im Segment CAS steigt durch den Deal um mehr als 40 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro. 2019 lag der Gesamtumsatz von Covestro bei 12,1 Milliarden Euro.

Bei einem Kaufpreis von 1,6 Milliarden Euro bewertet Covestro das Target unter Berücksichtigung bestehender Barmitteläquivalente bei RFM mit 1,55 Milliarden Euro. Daraus errechnet sich auf Basis des Ebitdas ein Multiple von 10,3x – eine übliche Bewertung in der Chemiebranche. Die zyklische Branche befindet sich aktuell in einem eher negativen Trend – bei einem guten zyklischen Jahr hätte der Kaufpreis also womöglich höher sein können.

Covestro geht davon aus, dass die Übernahme – die im ersten Quartal 2021 geclosed werden soll – dauerhafte Synergieeffekte, die bis 2025 auf jährlich rund 120 Millionen Euro steigen könnten, bringt. Dadurch soll die Bewertung auf 5,7x Ebitda sinken. Die Synergien setzen sich zu etwa zwei Dritteln aus Kosten- und einem Drittel aus Umsatzsynergien zusammen.

So will Covestro den Deal finanzieren

Um den Deal zu finanzieren, setzt Covestro auf eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital sowie den eigenen Barmittelfluss. Aus einer Kapitalerhöhung sollen 450 Millionen Euro kommen. Der Konzern legt viel Wert darauf, sein Investmentgrade-Rating durch den gesamten Zyklus hinweg zu halten. Im Juni senkte Moody’s das Rating von Baa1 auf Baa2, wodurch Covestro nur noch eine Stufe vom spekulativen Bereich entfernt ist. Den Ausblick setzte die Ratingagentur von stabil auf negativ – damit wird der Spielraum des Konzerns immer kleiner. 

Bei den Aktionären kam der Deal aber nicht so gut an. Zwischendurch sackten die Papiere bis zu 7 Prozent auf 42 Euro ab. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank erwartet aber eine schnelle Erholung der Papiere. Obwohl „die Übernahme auf den ersten Blick teuer erscheint“, geht er davon aus, dass das Heben der erwarteten Synergien die Einschätzung des Kapitalmarkts zum Positiven verändern dürfte.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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