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„Der China-Boom am deutschen M&A-Markt ist vorbei“

Huanping Zhang ist M&A-Berater und Geschäftsführer bei Eurasian Consulting. Er ist sich sicher, dass nächstes Jahr deutlich weniger deutsche Unternehmen an chinesische Strategen oder Finanzinvestoren verkauft werden als dieses Jahr.
Eurasian Consulting

Einer der wichtigsten Treiber am deutschen M&A-Markt war in diesem Jahr das enorme Interesse von chinesischen Käufern. Konzerne und Finanzinvestoren aus dem Reich der Mitte zahlten Milliarden für deutsche Unternehmen wie den Augsburger Roboterhersteller Kuka oder den traditionsreichen Maschinenbauer Krauss Maffei. Auch der Technologie-Konzern Aixtron wäre chinesisch geworden, wenn die westliche Politik nicht interveniert hätte.

„Wir haben in den vergangenen beiden Jahren einen Boom gesehen, was M&A-Deals mit chinesischer Beteiligung in Deutschland anbelangt“, sagt Huanping Zhang, Gründer und Geschäftsführer von der in Frankfurt ansässigen Eurasian Consulting. Das Unternehmen hat sich auf die Beratung von deutsch-chinesischen M&A-Projekten spezialisiert und übernimmt dabei sowohl Kaufs- als auch Verkaufsmandate.

In diesem Jahr hat Eurasian Consulting in Deutschland insbesondere die Übernahme des Bankhauses Hauck & Aufhäuser durch den Finanzinvestor Fosun begleitet und war bei der rund 150 Millionen Euro schweren Übernahme des Münsteraner Düngemittelproduzenten Compo durch den chinesischen Wettbewerber Kingenta vom Käufer mandatiert.

Chinesische Konzerne haben sich durch M&A internationalisiert

Laut Zhang waren die strategischen Käufer 2016 gegenüber den Finanzinvestoren klar in der Überzahl. Dies sei allerdings nicht mit einer Vielzahl von chinesischen Staatsunternehmen zu erklären, sondern habe rein marktwirtschaftliche Gründe. „Chinesische Unternehmen suchen internationale Präsenz, da die eigene Wirtschaft abflaut. Hinzu kommen steigende Lohnkosten, weshalb Automatisierung und Kostendisziplin für chinesische Unternehmen immer wichtiger werden“, erklärt Zhang.

Die chinesische Regierung empfindet der M&A-Berater teilweise sogar als hinderlich, was Zukäufe in Deutschland anbelangt. „Wir befürchten, dass die Regierung eher ein hemmender Faktor werden wird.“ Wie stark die Bremswirkung ausfalle, hänge von der Wechselkursentwicklung des Renminbi ab. Werte dieser gegenüber dem Euro und vor allem dem US-Dollar weiter ab, könnte die chinesische Regierung die Zügel enger anziehen. Als Beispiel nennt Zhang strengere Kapitalverkehrskontrollen, wie sie derzeit bereits diskutiert werden

Chinesische Käufer werden bei M&A wählerischer

Im nächsten Jahr rechnet der M&A-Berater mit deutlich weniger Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Käufer. Neben möglichen Restriktionen durch die chinesische Regierung spiele auch die zunehmende Abwehrhaltung europäischer und amerikanischer Politiker eine Rolle. „Ich gehe zwar definitiv nicht von einem Handelskrieg aus, man muss aber im Auge behalten, wie sich die politische Lage entwickelt“, rät Zhang.

Dass 2017 womöglich weniger deutsche Unternehmen gekauft werden, könnte auch an dem höheren Reifegrad der chinesischen Konzerne liegen. Diese werden zunehmend wählerisch: „Chinesische Käufer suchen Unternehmen mit Wachstumspotential. Dafür sind sie bereit, einen höheren Preis zu zahlen als deutsche Wettbewerber, aber sie kaufen nicht jedes beliebige Target“, sagt Zhang. 

China schaut bei M&A auf Healthcare und Elektromobilität

Zum Erliegen kommt das chinesische Interesse an deutschen Unternehmen trotz des Abschwungs laut Zhang nicht: „Zwar gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach Hightech-Unternehmen etwas zurückgehen wird, dafür rechnen wir mit einem zunehmenden Interesse der Chinesen an den Themen Elektromobilität und Healthcare“. 

Potenzial sieht Zhang vor allem in der Medizintechnik und der Diagnostik, da es in China eine immer größer werdende alternde Mittelschicht gibt. Aber auch die erneuerbaren Energien würden wichtiger.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Worauf zu achten ist, wenn es Ernst wird mit einem chinesisch-deutschen M&A-Deal, zeigt der FINANCE-Ratgeber M&A-Deals mit China.

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