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Deutsche-Börse-Fusion vor dem Scheitern

Der geplante Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der LSE steht vor dem Aus. Der britische Börsenbetreiber will eine dafür nötige Bedingung der EU-Kommission nicht erfüllen.
Deutsche Börse

Der geplanten Fusion zwischen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) droht das Aus. Die Europäische Kommission die den Zusammenschluss, der Anfang vergangenen Jahres angekündigt wurde, prüft, ist mit den bisherigen Vorschlägen der Fusionspartner, die eine Monopolstellung verhindern sollen, nicht einverstanden. Die LSE hatte angeboten, die französische Tochter ihres Abwicklungshauses Clearnet zu veräußern. Die Kommission forderte aber auch den Verkauf weiterer Geschäftseinheiten der LSE. Dies haben die Londoner nun abgelehnt und gehen deshalb selbst von einem Scheitern der Gespräche aus.

Konkret forderte die Kommission von der LSE den Verkauf ihrer Mehrheitsbeteiligung an der elektronischen Handelsplattform MTS, über die in Italien Staatanleihen und andere Bonds gehandelt werden. Die MTS bringt der LSE-Gruppe keinen signifikanten Anteil am Umsatz. Der Börsenbetreiber betont in einer Mitteilung jedoch die hohe Bedeutung des Italiengeschäfts für LSE.

Die Forderung nach dem Verkauf von MTS ist aus Sicht der Londoner Börse unverhältnismäßig und problematisch. Die Briten werfen die Frage auf, ob die italienischen Behörden einem Verkauf überhaupt ohne weiteres zustimmen würden. Zudem müssten in den komplizierten Verkaufsprozess auch noch Behörden aus weiteren europäischen Ländern eingebunden werden.

Deutsche Börse offenbar von der Entscheidung überrascht

Die Deutsche Börse soll von der Entscheidung der LSE Insidern zufolge überrascht worden sein, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. In einer Mitteilung gibt der deutsche Börsenbetreiber lediglich die Entscheidung der Briten bekannt, ohne sich jedoch über ein mögliches Scheitern der Fusion zu äußern. Man erwarte die Entscheidung der Europäischen Kommission über den Zusammenschluss bis Ende März, heißt es lediglich.

Damit droht nun schon der fünfte Anlauf zu einer Fusion der beiden Börsenbetreiber zu scheitern. Am Markt kursieren Spekulationen, dass die Frage nach der Zukunft der Italien-Tochter MTS an sich kein unlösbarer Dealbreaker sei. Vielmehr könnten die Londoner die Auflage der Kartellbehörden zum Verkauf von MTS nur zum Anlass genommen haben, den Deal zum Scheitern zu bringen, nachdem britische Politiker sich zuletzt vermehrt kritisch über den geplanten Zusammenschluss geäußert hatten. Zudem hatte sich in Frankfurt immer mehr Widerstand gegen den Plan formiert hat, den Unternehmenssitz in London anzusiedeln.

Börse-Chef Carsten Kengeter unter Druck

Das Scheitern wäre eine schwere Niederlage für den Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, der in der neuen Einheit den Chefposten übernehmen sollte und den Deal vehement verteidigt und vorangetrieben hatte. Obwohl die geplante Fusion nun wohl nicht kommen wird, drohen Kengeter weiterhin Ermittlungen im Zusammenhang mit Aktienkäufen im zeitlichen Umfeld der Fusionsgespräche, die den Verdacht von Insiderhandel aufwerfen.

Die Aktionäre sind von dem drohenden Aus des Mergers, der Synergien im dreistelligen Millionenbereich pro Jahr erwarten ließ, enttäuscht. Die Aktienkurse beider Unternehmen sacken am heutigen Montag Vormittag deutlich ab: Für die LSE-Aktie geht es um 3 Prozent nach unten, das Papier der Deutschen Börse gibt um 5 Prozent nach und ist damit Schlusslicht im Dax.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.

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