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Drei Fluglinien bieten auf Air Berlin

Eine Flugbegleiterin von Air Berlin: Deutschlands zweitgrößte Airline will Interessenten wie Easyjet, Condor oder Ryanair ihre Assets schmackhaft machen.
Air Berlin

Die Verhandlungen um den Verkauf der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin schreiten voran. „Neben der Deutschen Lufthansa stehen wir mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt“, sagte Thomas Winkelmann, seit Mai CEO von Air Berlin, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).

Die Lufthansa hat einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge ein Auge auf 90 von 144 Air-Berlin-Flugzeugen geworfen und möchte den Deal demnach am liebsten schon in der nächsten Woche festzurren. Zu dem für die Lufthansa interessanten Paket zählt die Süddeutsche die meisten der 17 Langstreckenflugzeuge von Air Berlin sowie die profitable Tochterairline Niki. Bekäme der Dax-Konzern dafür tatsächlich den Zuschlag, könnte er seine Billigairline Eurowings erheblich stärken und in der Größe mehr als verdoppeln. Kartellrechtler warnen aber, dass ein solch umfassender Deal wohl nicht genehmigt werden dürfte.

Laut Winkelmann verhandelt das Management aber auch mit anderen Interessenten intensiv. Diese seien „in finanzieller Hinsicht seriös“ und börsennotiert, so der langjährige Lufthansa-Manager. Alle Bieter hätten Interesse daran, weiterhin aus Deutschland heraus zu operieren, was einen großen Teil der 8.000 Arbeitsplätze sichern würde.

Air-Berlin-CEO Winkelmann will Vereinbarungen im September

Auch mögliche Verkäufe an andere Interessenten außer der Lufthansa sollen möglichst schnell über die Bühne gehen. Noch im September will Winkelmann mit dem Käufer oder den Käufern juristisch belastbare Vereinbarungen getroffen haben. Zu verteilen gibt es einiges: Der Marktanteil von Airberlin an innerdeutschen Flügen sowie an Flügen zwischen deutschen und europäischen Destinationen liegt bei stattlichen 14 Prozent.

Um wen es sich bei den übrigen Interessenten handelt, wollte er nicht sagen. Medienberichten zufolge ist der britische Billigfluganbieter Easyjet interessiert, ebenso wie Condor, einer Tochter des Reisekonzerns Thomas Cook. Winkelmann wollte den Namen Easyjet gegenüber der FAZ weder bestätigen noch dementieren. Zudem könne der Insolvenzantrag weitere Interessenten auf den Plan rufen. Easyjet war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Condor teilte gegenüber FINANCE mit, man stehe „für eine aktive Beteiligung an der Zukunft von Air Berlin bereit“. Man arbeite bereits mit Air Berlin und der Tochter Niki zusammen, indem Thomas-Cook-Kunden mit den Airlines in den Urlaub fliegen. Wie FINANCE aus Finanzkreisen erfahren hat, hat Condor zwar Interesse, gehört aber derzeit nicht zu den von Winkelmann genannten potentiellen Käufern.

Air Berlin: Konkurrenz schielt auf Billigflugtochter Niki

Die österreichische Billigflugtochter Niki gilt als besonders wertvoll und dürfte daher nicht nur Lufthansa und Condor anlocken. Der Ferienfluganbieter ist der einzige gewichtige profitable Teil von Air Berlin und sollte eigentlich an ein Konsortium aus TUI Fly und Großaktionär Etihad gehen. Dieser Deal hat sich durch die Insolvenz erledigt.

Das zweite wertvolle Asset von Air Berlin sind die Start- und Landerechte. Das sind die Slots für Starts und Landungen an Großflughäfen, die nur selten neu vergeben werden und für gewöhnlich einfach erneuert werden. CEO Winkelmann rechnet daher mit großem Interesse: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Verkauf von Geschäftseinheiten und den damit verbundenen Start- und Landerechten Erlöse in einem Umfang erzielen werden, der über der gewährten Finanzhilfe liegt.“

Der Kauf von Start- und Landerechten dürfte nicht zuletzt für Easyjet interessant sein. Für den Billigflieger ist Berlin-Schönefeld schon jetzt ein wichtiger Flughafen, allerdings ist Easyjet hier schon an den Grenzen seiner Kapazität. Es dürfte chancenreich für die Fluglinie sein, von Airberlin Slots im zweiten großen Berliner Flughafen, dem in Tegel, zu übernehmen.

Condor begrüßt Unterstützung der Bundesregierung

Air Berlin hatte am Dienstag dieser Woche einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem Großaktionär Etihad, welcher der Airline in der Vergangenheit immer wieder finanziell unter die Arme gegriffen hatte, überraschend den Geldhahn zugedreht hat.

Dass die Bundesregierung Air Berlin mit einem 150-Millionen-Euro-Kredit stützt, hatte zuletzt Kartellrechtler auf den Plan gerufen, die darin ein verbotenes Manöver sehen. Condor teilt mit, dass man die „Unterstützung der Bundesregierung“ begrüße.

Konkurrent Ryanair hingegen sieht die Pleite von Deutschlands zweitgrößter Airline und die damit einhergehenden Transaktionspläne kritisch. Den Iren wird ebenfalls Interesse an Air Berlin nachgesagt.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie die wichtigsten News zu Deutschland zweitgrößter Airline auf der FINANCE-Themenseite Air Berlin.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.

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