Die Übernahme der insolventen Airline Air Berlin entwickelt sich immer mehr zum Krimi. Jetzt will einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge ein chinesischer Unternehmer die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft kaufen. Dabei handelt es sich um Jonathan Pang und seine Gesellschaft Link Global. Das geht aus einem Schreiben hervor, das der „Bild“ vorliegt, in dem Pang offiziell sein Kaufinteresse anmeldet.
Pikant ist, dass Pang im deutschen Luftfahrtgeschäft kein Unbekannter ist: Er hat vor zehn Jahren bereits den Militärflughafen in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern gekauft. Seitdem ist der Flughafen allerdings außer Betrieb, die mit Pangs Einstieg verknüpften Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des Regional-Airports haben sich nicht erfüllt.
Nun will Pang sein Problem in Parchim offenbar durch die Übernahme Air Berlins ändern. Sein Plan sieht vor, die operative Basis der Fluggesellschaft von Berlin nach Parchim zu verlegen – ein Modell, wie es etwa Ryanair viele Jahre lang mit dem Airport „Frankfurt-Hahn“ im Hunsrück verfolgt hat.
Jonathan Pang müsste bei Air Berlin EU-Regeln umgehen
Mit Pangs Angebot wächst die ohnehin schon große und bunte Schar an Air-Berlin-Interessenten weiter. Am Wochenende hatte der Nürnberger Unternehmer Hans-Rudolf Wöhrl verkündet, bis zu eine halbe Milliarde Euro für Air Berlin zahlen zu wollen – das meiste davon jedoch nur in Form erfolgsabhängiger Raten. Weitere Interessenten sind die Lufthansa, Tui, Condor, Easyjet und der Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Konkurrent Ryanair ist mittlerweile ausgestiegen. Bis zum kommenden Freitag läuft die Angebotsfrist für die seit Mitte August insolvente Air Berlin.
Dass Pang mit seiner Offerte Erfolg haben wird, ist zweifelhaft. Zwar zitiert die „Bild“ Insider, wonach der Chinese das Angebot Wöhrls übertreffen könnte. Für nicht-europäische Investoren gelten bei europäischen Fluglinien jedoch strenge Regeln. So müssen die Airlines zu mindestens 50 Prozent einem EU-Land oder einem Unternehmen aus der Union gehören.
Wie Pang diese Regelung umgehen will, ist derzeit unklar. Weder Link Global noch der Insolvenzverwalter von Air Berlin wollten sich zu dem Bericht äußern.
Pilotenstreik: Air Berlin kämpft ums Überleben
Derweil gerät Air Berlin an der operativen Front immer weiter unter Druck, was nach Aussage des Managements die Aussichten für eine gute Investorenlösung schmälert. Ungewöhnliche viele Piloten haben sich am gestrigen Dienstag und heutigen Mittwoch krank gemeldet. Medienberichten zufolge haben sich die Flugkapitäne über einen Handy-Chat zum „Krankmachen“ verabredet. Dem Vernehmen nach handelt es sich um 200 der 1.500 Piloten. Dadurch fielen bis Mittwochvormittag über 150 Flüge aus. In den kommenden Stunden dürfte diese Zahl weiter steigen.
Air-Berlin-CEO Thomas Winkelmann appelliert an seine Piloten, sich möglichst schnell wieder zum Dienst zu melden. Allein der gestrige Tag habe das Unternehmen mehrere Millionen Euro gekostet, zitiert ihn die „Bild“. Der Generalbevollmächtigte und Insolvenzrechtler Frank Kebekus warnt: „Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.“
Info
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Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.