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Environmental Due Diligence deckt Altlasten auf

Umweltthemen sind heute sehr präsent. Die Environmental Due Diligence zeigt, ob ein M&A-Deal durch Altlasten bedroht ist.
RomoloTavani/iStock/Thinkstock/Getty Images

Wer im Rahmen eines M&A-Deals auch Grundstücke oder Immobilien übernimmt, sollte sich im Rahmen der Due Diligence auch mit dem Thema Environmental Due Diligence auseinandersetzen. Wenn sich herausstellt, dass Gebäude oder Böden mit Schadstoffen belastet sind, sinkt der Wert des Kaufobjekts mitunter rapide. Die Altlasten fachgerecht zu beseitigen, kann teuer und langwierig werden. Im Rahmen einer Environmental Due Diligence werden diese Kosten geschätzt und können damit in die Unternehmensbewertung und den Kaufpreis einfließen.

Wie riskant Umweltrisiken sein können, hat zum Beispiel der Schweizer Industriekonzern ABB schmerzlich erfahren müssen: 1990 übernahm ABB das US-amerikanische Unternehmen Combustion Engineering. Damit holte sich der Konzern massiven Ärger ins Haus. Gegen Combustion Engineering liefen Schadensersatzklagen. In den Kühltürmen des Unternehmens war asbesthaltiges Material eingesetzt worden, mehrere Mitarbeiter führten Erkrankungen darauf zurück. Der Fall beschäftigte ABB über Jahre und ließ den Konzern mehrfach tief in die roten Zahlen rutschen. Erst 16 Jahre später konnte das Unternehmen die wichtigste Klage zum Abschluss bringen. Insgesamt haben die Klagen ABB Medienberichten zufolge mehr als 2 Milliarden US-Dollar gekostet.

Environmental Due Diligence kritisch in bestimmten Branchen

Besonders große Umweltrisiken lauern für Unternehmen aus der Chemiebranche, dem Automobilbau oder für große Produzenten von Stahl und anderen Werkstoffen. Bei M&A-Deals in diesen Sektoren kommen die Beteiligten um eine Environmental Due Diligence nicht herum. Grundsätzlich empfiehlt sich die Prüfung, wenn Grundbesitz mit übernommen wird. „Die Environmental Due Diligence ist immer relevant, wenn große Liegenschaften den Besitzer wechseln“, sagt Lutz Becker, geschäftsführender Partner der M&A-Beratung Angermann in Hamburg. Er hat die Erfahrung gemacht, dass insbesondere Käufer aus dem Ausland oft auf eine Umwelt-Due-Diligence pochen. „Es hat sich herumgesprochen, dass Umweltbelange in Deutschland ein heikles Thema sind. Zudem sind ausländischen Interessenten unsere Gesetze weniger vertraut, daher sind sie mit Blick auf mögliche Umweltrisiken sehr vorsichtig.“

Vorsicht ist insbesondere bei älteren Bestandsbauten geboten, die errichtet wurden, als Umweltaspekte noch keine große Rolle spielten. Wer das Gelände oder die Immobilien neu nutzen möchte, sollte prüfen, wieweit sich heutige Standards erfüllen lassen und wo möglicherweise eine teure Sanierung ansteht. Ein Blick in das Grundbuch kann einen ersten Eindruck über das Areal vermitteln. Gutachter können kleinere Proben eines Geländes untersuchen. Auch Bohrungen auf dem Gelände sind mitunter notwendig und liefern wichtige Erkenntnisse. Zudem sollte geprüft werden, ob das Zielunternehmen immer die Vorschriften für Produktionsverfahren und den Umgang mit Abfallprodukten oder Abwässern eingehalten hat.

Environmental Due Diligence schützt vor bösen Überraschungen

Ein Käufer sollte im Rahmen der Environmental Due Diligence auch die Lage des Gewerbestandortes unter die Lupe nehmen. Haben sich in der Vergangenheit häufiger Streitigkeiten um das Areal ergeben, beispielsweise mit Anwohnern oder Umweltschutzgruppen, könnte dies Widerstände und Risiken bergen.

Es geht allerdings nicht nur darum, die Umweltrisiken zu identifizieren, die von dem möglichen Zielunternehmen ausgehen, sondern auch jene, denen das Target selbst ausgesetzt sein könnte. Was vor Jahrzehnten ein nahe gelegener schmaler Bach war, hat sich womöglich zu einem Fluss ausgewachsen, der bei anhaltendem Starkregen zu Überschwemmungen führen kann und das Betriebsgelände bedroht.

Käufer sollten sich im Rahmen eines M&A-Deals allerdings bewusst sein, dass die Verkäufer von einer vertieften Environmental Due Diligence womöglich wenig begeistert sind – noch weniger als von anderen Due-Diligence-Prüfungen wie zum Beispiel Financial Due Diligence oder Human Resources Due Diligence. Der Grund liegt in dem Potential an negativen Folgen, das Umweltrisiken bergen. Sie können so unübersichtlich sein, dass sie leicht zu einem Dealbreaker werden, der die gesamte Transaktion zu Fall bringt. Dies kann etwa passieren, wenn Untersuchungen im Rahmen der Environmental Due Diligence ergeben, dass das Betriebsgelände dringend saniert werden müsste. Der Kaufinteressent nimmt bei solchen Erkenntnissen häufig noch Abstand von der Transaktion. Das festgestellte Umweltrisiko muss aber trotzdem beseitigt werden – und ohne M&A-Deal muss dies zumeist der Verkäufer selbst erledigen.

Info

Weiterführende Informationen finden Sie auf unserer FINANCE-Themenseite Due Diligence. Alle bislang erschienenen FINANCE-Ratgeber zu Themen wie dem Umgang mit der Bilanzpolizei, revisionssicherer E-Mail-Archivierung oder den größten Fehlern bei der ERP-Harmonisierung finden Sie auf unserer Themenseite FINANCE-Ratgeber.