Der Private-Equity-Investor EQT hat den Schweizer Reiseveranstalter Kuoni übernommen. Im Februar hatte EQT den Kuoni-Aktionären angeboten, ihre Aktien einzutauschen. Jetzt hat die Beteiligungsgesellschaft knapp 75 Prozent der Aktien und knapp 80 Prozent der Stimmrechte eingeworben. Die definierten Mindestannahmeschwellen wurden damit erreicht. Das erklärte die zur schwedischen Industriedynastie Wallenberg gehörende EQT am heutigen Donnerstag.
Die Übernahme könne daher wie geplant am 19. Mai abgeschlossen werden, teilte EQT mit. Kuoni hatte zuletzt einen Börsenwert von 1,14 Milliarden Euro.
EQT setzt bei seinen Portfoliounternehmen häufig auf großangelegte Zukäufe, in der Branche als Buy-and-Build-Strategien bekannt. Auch bei Kuoni dürfte EQT diese Strategie verfolgen. Im Juni hatte Kuoni seine defizitäre Reiseveranstaltungs-Sparte an die Rewe-Gruppe verkauft. Das noch bei Kuoni verbleibende Geschäft bietet nun gute Aussichten, durch Akquisitionen ausgebaut zu werden.
Greift EQT für Kuoni nach der Tui-Tochter Hotelbeds?
Übrig bleibt vor allem das Geschäft als Zulieferer von Reiseanbietern. So bietet Kuoni mit der Sparte GTD etwa ein Online-Portal für den Handel mit Übernachtungskapazitäten an. Die Kunden sind Internetportale, Reisebüros und Veranstalter, aber nicht die Endkunden selbst.
Interessant für EQT und möglicherweise auch ein Anlass für das Übernahmeangebot an Kuoni: In diesem Geschäft ist gerade auch die europäische Nummer Eins auf dem Markt: Der deutsche Reisekonzern Tui hat seine Tochter Hotelbeds zum Verkauf gestellt, die ein ähnliches Geschäftsmodell wie Kuoni verfolgt. Analysten beziffern den Wert von Hotelbeds auf 750 Millionen Euro. Eine Fusion würde den uneingeschränkten europäischen Marktführer in einer vergleichsweise risikoarmen Nische des Tourismusmarktes schaffen.
EQT verfolgt bei Kuoni Buy-and-Build-Strategie
Das könnte erst der Anfang für einen großangelegten Zukaufskurs sein, um Kuoni auch noch in weiteren Bereichen zum Marktführer zu machen. Allerdings sind die Unternehmensbewertungen zur Zeit auf einem Höchststand. Zunehmende Schwankungen am Aktienmarkt lassen die Befürchtung wachsen, dass eine Korrektur bevorsteht.
Ein Risikofaktor ist die im Juni anstehende Entscheidung über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, ein anderer ist die Delle im Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Geht es aus diesen oder aus anderen Gründen bergab, trifft das nicht nur börsennotierte Unternehmen. Auch diejenigen, sich in Private-Equity-Hand befinden, leiden. Wurde vorher im großen Stil und zu hohen Bewertungen zugekauft, macht das die Angelegenheit besonders riskant.
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