Wandert die Metro am M&A-Markt jetzt doch noch in den Warenkorb? Unbestätigten Insideraussagen zufolge soll der US-Lebensmittellieferant Sysco Übernahmegespräche mit dem Düsseldorfer MDax-Konzern begonnen haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg gestern berichtete. Die britische Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) schrieb, dass die Amerikaner bereits im September auf das Metro-Management um CEO Olaf Koch und CFO Christian Baier zugegangen sein sollen. Dabei habe es sich aber noch nicht um konkrete Verhandlungen gehandelt, zitiert die FT eine mit den Gesprächen vertraute Person.
Sysco ist einer der weltweit größten Lebensmittellieferanten, der von (Schnell-) Restaurants über Krankenhäuser bis hin zu Universitäten eine große Bandbreite von Großabnehmern und Einzelhändlern beliefert. Sysco machte im vergangen Jahr rund 60 Milliarden US-Dollar Umsatz. Im Gegensatz zur Metro betreiben die Amerikaner aber selbst keine Filialen. Eine Übernahme des deutschen Handelskonzerns wäre damit für Sysco eine deutliche Ausweitung der eigenen Wertschöpfungskette. Ein Deal würde den US-Konzern direkt an die Endkunden heran bringen.
Kann Sysco weniger bieten als Kretinsky?
Bisher haben sich weder Sysco noch Metro offiziell zu den Gerüchten geäußert, daher lässt sich über die Eckdaten eines potentielles M&A-Deals nur spekulieren. Das tun auch die Anleger. Unmittelbar nach Erscheinen des Bloomberg-Berichts machte die Metro-Aktie einen Satz von fast 20 Prozent nach oben und erreichte gestern Abend kurzzeitig 12,40 Euro. Im heutigen Vormittagshandel lässt die Euphorie aber schon wieder nach, und das Papier kämpft mit der 12-Euro-Marke.
Es wäre überraschend, wenn Sysco auf diesem Preisniveau wirklich ein Angebot abgeben würde, schließlich haben die Metro-Aktionäre vor noch nicht einmal einem Jahr ein Übernahmeangebot über 16 Euro abgelehnt. Dieses kam von dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky, der seitdem fast 30 Prozent der Metro-Aktien hält.
Und auch auf eine andere Weise hat Kretinskys Vorstoß die Aktionärsstruktur der Metro verändert: Als Reaktion darauf haben die beiden weiteren Metro-Großaktionäre Meridian und Beisheim, hinter denen die Gründernachfahren stehen, ihre Aktienpakete gepoolt und auf über 23 Prozent aufgestockt. Angesichts dieser Ausgangslage erscheint es unwahrscheinlich, dass eine Mehrheit der Metro-Aktionäre ein Angebot von unter 16 Euro annehmen würde – zumal sich das Management mit dem endlich erfolgten Verkauf der Supermarktkette Real vor wenigen Wochen des größten Belastungsfaktors entledigt hat.
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Am frühen Nachmittag erklärte ein Sprecher des Aktionärspools der beiden Anteilseigner Beisheim und Meridian, dass sie „auch nur über die Medien“ von den Spekulationen erfahren hätten und von Sysco bisher nicht wegen einer möglichen Übernahme Metros kontaktiert worden seien. „Es gibt kein Angebot bisher“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Sprecher.
Die Deal-Logik ist umstritten
Die Analystengemeinde ist sich uneins, wie die Übernahmegerüchte zu bewerten sind. Manche haben Zweifel an der strategischen Logik eines möglichen M&A-Deals: So bezeichnet das Analysehaus Jeffries die Übernahmegerüchte als „unpassend“, gestützt auf die Annahme, dass es keine nennenswerten Synergien zwischen Sysco und Metro geben dürfte.
Anders sieht Volker Bosse von der Baader Bank die Situation: Er hält das Heben nennenswerter Synergien durchaus für möglich. Trotzdem steht er zu seinem Anlageurteil „Reduce“. Sein Kursziel: 12 Euro.
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