Die EU-Kommission schaut sich das geplante Joint Venture zwischen dem Industriekonzern ThyssenKrupp und dem indischen Tata-Konzern genauer an. Wie die Behörde mitteilte, befürchtet sie Einschränkungen beim Wettbewerb, sollten beiden Konzerne ihr Stahlgeschäft zusammenlegen. Das betreffe insbesondere den metallbeschichteten Verpackungsstahl und die Stahlzulieferungen an die Automobilindustrie.
Die Kommission hat nun 90 Arbeitstage Zeit, um eine Entscheidung über die Transaktion zu fällen. Im schlimmsten Fall kann sie den Zusammenschluss untersagen. Sie kann aber auch Zugeständnisse fordern, sodass ThyssenKrupp oder Tata Teile ihres Stahlgeschäfts an Wettbewerber verkaufen müssten. Für Thyssen komme die Entscheidung nicht überraschend. Für eine Transaktion dieser Größenordnung sei das Vorgehen der Kommission einem Sprecher zufolge ein üblicher Vorgang. Der Konzern kündigte an, eng mit den Wettbewerbshütern zusammenarbeiten zu wollen.
Tata-Joint-Venture ist wichtiger Teil der Umbaupläne
Bisher mussten die beiden Unternehmen im Rahmen der geplanten Fusion noch keine Randbereiche verkaufen. Vor rund einem Jahr hatten beide Konzerne angekündigt, ihre Stahlaktivitäten zu bündeln. Das Gemeinschaftsunternehmen würde dadurch rund 15 Milliarden Euro umsetzen und wäre nach Arcelor-Mittal der zweitgrößte Stahlkonzern in Europa, hieß es damals.
Die Transaktion spielt eine zentrale Rolle in den radikalen Umbauplänen von ThyssenKrupp. Der Industriekonzern hatte auf Druck der aktivistischen Aktionäre Cevian und Elliott Ende September beschlossen, sich aufzuspalten. In einer Einheit soll das Aufzug- und Autozulieferergeschäft sowie der Kernanlagenbau gebündelt werden. Die zweite Einheit soll das Großwälzlager- und Schmiedegeschäft, den Werkstoffhandel, das Marinegeschäft und eben das Tata-Joint-Venture enthalten.
Drei Aktivisten bei ThyssenKrupp
Die Aktivisten machen dem Thyssen-Management bereits seit einiger Zeit das Leben schwer. Nachdem der Hedgefonds Elliott im Mai bei dem Dax-Konzern eingestiegen war, waren kurz danach zunächst Vorstandschef Heinrich Hiesinger und unmittelbar darauf auch sein Aufsichtsratsratschef Ulrich Lehner wegen eines Strategiestreits zurückgetreten.
Seitdem wird das Unternehmen von Finanzchef Guido Kerkhoff geführt. Vor wenigen Tagen wurde außerdem bekannt, dass mit dem US-Investor Harris ein weiterer Aktivist bei ThyssenKrupp eingestiegen ist, der die Aufspaltungspläne unterstützt.
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