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Finanzinvestoren steigen bei Kontron aus

Kontron stellt unter anderem Panel-PCs für die Energiewirtschaft her. Der Technologiekonzern S&T übernimmt nun Anteile des kriselnden Elektronikspezialisten.
Purestock/iStock/Thinkstock/Getty Imagess

Der österreichische Technologiekonzern S&T ist auf Expansionskurs: Das Unternehmen, das erst im September in den TecDax aufgestiegen ist, übernimmt 29,9 Prozent der Anteile des kriselnden Augsburger Elektronikkonzerns Kontron.

Um den M&A-Deal zu finanzieren, holt S&T sich über eine Kapitalerhöhung selbst einen neuen strategischen Investor an Bord. Die taiwanesische Ennoconn Gruppe, eine Tochter des unter der Marke Foxconn bekannten iPhone-Produzenten Hon Hai Precision Industry, will mit 29,4 Prozent bei S&T einsteigen. Die Übernahme von 24,8 Prozent der Anteile muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden, die übrigen Anteile kaufen die Österreicher über eine deutsche Tochterfirma.

Mit 29,9 Prozent bleibt S&T bewusst ganz knapp unter der 30-Prozent-Schwelle, die ein Pflichtangebot an andere Aktionäre zur Folge gehabt hätte. Der Kauf weiterer Kontron-Aktien oder die Abgabe eines Übernahmeangebots seien nicht geplant, teilte S&T mit.

PE-Investoren verkaufen Kontron-Anteile

Die Kontron-Anteile übernimmt S&T von den Private-Equity-Investoren Triton und Warburg Pincus, die mit dem Investment wenig Freude hatten: Nach schlechten Zahlen haben sie Kontron eine harte Sanierung verordnet. Nach dem Aufflammen der Krise im Sommer stürzte die Aktie auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren. In den vergangenen Wochen konnte sich das Papier wieder etwas erholen, liegt aber immer noch rund 70 Prozent unter dem Stand von vor zehn Jahren.

Warburg Pincus war im Jahr 2009 zu 7,88 Euro pro Aktie eingestiegen, Triton im Mai 2012 zu Kursen um 5 Euro. Aktuell notiert die Kontron-Aktie bei 3,20 Euro. S&T zahlt für das fast 30 Prozent ausmachende Aktienpaket insgesamt 59,9 Millionen Euro, woraus sich ein Preis von rund 3,60 Euro pro Aktie errechnet. Sowohl Triton als auch Warburg Pincus haben mit ihrem Investment in Kontron also in nennenswertem Umfang Geld verloren. Im Vergleich zur Höhe ihrer Finanzmittel und ihrer sonstigen Deals war Kontron jedoch ein sehr kleines Investment für die beiden Private-Equity-Häuser.    

Die PE-Investoren hatten bei Kontron noch im Sommer ein neues, von erfahrenen Restrukturierern geprägtes Management eingesetzt und diesem eine beratende Task Force aus drei Aufsichtsräten an die Seite gestellt, darunter der ehemalige Demag-Cranes-Chef Harald Joos. Triton ließ sich bei dem Exit von der Kanzlei Milbank, Tweed, Hadley & McCloy beraten.

Foxconn und S&T schließen strategische Allianz

S&T setzt durch die neu erworbene Kontron-Beteiligung und die Zusammenarbeit mit der Foxconn-Gruppe auf strategische Synergien: Foxconn bietet Entwicklungs- und Produktionskapazitäten im Bereich der Embedded-Computersysteme. Kontron war zu seinen besseren Zeiten Marktführer im Embedded-Computer-Segment und bringt nach wie vor eine breite Kundenbasis mit. S&T will seine Ressourcen im Bereich Software-Engineering einbringen. Durch die Verbindung hofft das Unternehmen, bei den Megatrends Internet of Things und Industrie 4.0 eine führende Rolle einnehmen zu können.

Zur Aufnahme der Foxconn-Gruppe in die eigenen Aktionärsreihen hat S&T eine Kapitalerhöhung über 10 Prozent des Grundkapitals beschlossen. Die Aktien werden im Zuge einer Privatplatzierung vom neuen taiwanesischen Großaktionär gezeichnet, das Bezugsrecht der übrigen Aktionäre ist ausgeschlossen. Darüber hinaus will die zur Foxconn-Gruppe gehörende Ennoconn ihren Anteil an S&T durch weitere Aktienkäufe von Großaktionären auf insgesamt 29,4 Prozent ausbauen. Auch diese Zukäufe stehen noch unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden.