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Frankenkurs sorgt bei Schweizer M&A-Deals für Wirbel

Die Entkopplung des Franken hat die Situation bei M&A-Deals mit der Schweiz deutlich verändert.
4774344sean/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Entscheidung der Schweizer Notenbank, Mitte Januar den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufzuheben, hat auch M&A-Deals mit Schweizer Unternehmen stark beeinflusst: „Einige Transaktionen liegen erst einmal auf Eis“, sagte Stefan Brunnschweiler, Partner der Kanzlei CMS in Zürich und Leiter der weltweiten Corporate/M&A-Gruppe, bei der Vorstellung der „CMS European M&A Study 2015“ gestern in Frankfurt.

Brunnschweiler hat in den vergangenen Wochen beobachtet, dass einige Berater, die mit Transaktionen an den Markt gehen wollten, diese wieder zurückgezogen haben. „Die Lage hat sich in einigen Unternehmen grundlegend verändert, da müssen Informationsmemoranden ganz neu geschrieben werden.“ 

Schweizer Käufer sind interessante Partner für M&A-Deals

Vor allem als M&A-Targets sind Schweizer Unternehmen derzeit seiner Meinung nach schwer einzuschätzen. Viele müssen sich noch neu orientieren, insbesondere was ihre Exportstrategie und die Anpassung ihrer Kostenbasis angeht. Auch laufende M&A-Deals hat das Vorgehen der Schweizer Notenbank getroffen: „Ein Schweizer Verkäufer, der einen Euro-Kaufpreis für sein Unternehmen akzeptiert hat und den Wechselkurs nicht abgesichert hat, der muss nun das Risiko des schwankenden Wechselkurses tragen“, sagt Brunnschweiler.

Analog zur Frankenaufwertung sind in Euro vereinbare Verkaufserlöse, die nicht abgesichert wurden, für einen Schweizer Verkäufer heute mehr als 10 Prozent weniger wert als vor der Aufgabe des „Peggings“. Dafür könnte die Anzahl von M&A-Deals mit Schweizer Käufern im Ausland künftig zunehmen: „Schweizer Käufer profitieren durch den vorteilhaften Franken-Wechselkurs von ihrer vorübergehend stärkeren Kaufkraft.“

Kaufinteressenten aus der Schweiz stehen in laufenden Auktionsprozessen im Euro-Raum mit ihren früheren indikativen Geboten plötzlich um 10 Prozent kompetitiver da als noch zu Jahresbeginn. Für M&A-Berater gibt es damit einen Grund mehr, auch potentielle Kaufinteressenten aus der Schweiz anzusprechen.

M&A-Verkäufer gewinnen weiter an Verhandlungsmacht

Insgesamt hat sich der europäische M&A-Markt 2014 erfreulich entwickelt. Der CMS-Untersuchung zufolge werden die Transaktionen in der Tendenz verkäuferfreundlicher: Die Anzahl der Verträge mit Haftungshöchstgrenzen unter 40 Prozent ist im vergangenen Jahr gestiegen, Kaufpreise werden häufig nach dem Locked-Box-Verfahren beim Signing des Vertrags festgeschrieben.

Auch die zu erzielenden Verkaufspreise sind beachtlich: „Wir sehen in einzelnen Branchen schon wieder Multiples vom 12- bis 15-fachen des Ebitda“, sagt Maximilian Grub, Leiter des Geschäftsbereichs Gesellschaftsrecht von CMS in Deutschland.

Für die kommenden Monate sind die CMS-Anwälte optimistisch, die Verfügbarkeit von Akquisitionsfinanzierungen ist ihrer Einschätzung nach weiterhin sehr gut. Allerdings seien Währungsrisiken wieder stärker in den Vordergrund gerückt – nicht zuletzt aufgrund der Franken-Aufwertung.

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