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Galeria Karstadt Kaufhof kauft Teile von Thomas Cook

Thomas Cook Deutschland verkauf zwei seiner Geschäftsteile an Galeria Karstadt Kaufhof.
photoncatcher/iStock/Getty Images

Die Zerschlagung der deutschen Thomas Cook geht weiter: Im Rahmen der Insolvenz der britischen Konzernmutter Thomas Cook übernimmt die Kölner Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof 106 Reisebüros der deutschen Gesellschaft. Dem Magazin „Focus“ zufolge betreibt Thomas Cook insgesamt 126 Filialen.

Wie die deutsche Touristikgesellschaft mitteilte, sichert sich Galeria zudem die Reise-E-Commerce-Plattform „Golden Gate“. Im Rahmen des M&A-Deals werden insgesamt mehr als 500 Arbeitsplätze gesichert, teilt Galeria mit. Die Transaktion muss noch vom zuständigen Gläubigerausschuss und von den Kartellbehörden genehmigt werden. Ein Kaufpreis ist nicht bekannt.

Das hat Galeria Karstadt Kaufhof mit Thomas Cook vor

Mit dem Deal kehrt Thomas Cook gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück: Bevor der Reisekonzern unabhängig wurde, gehörte er zu Arcandor, einst Mutterkonzern von Karstadt. Karstadt selbst wiederum gehört heute zu dem neuen Konglomerat Galeria Karstadt Kaufhof, das sich seit Juni dieses Jahres vollständig im Besitz der österreichischen Signa-Gruppe befindet.

Die übernommenen Thomas-Cook-Geschäftsteile könnte Galeria dann mit seinem eigenen Reisegeschäft kombinieren: Dieses umfasst der Nachrichtenagentur „Reuters“ zufolge 78 Reisebüros in Warenhäusern sowie 22 Reisebüros in deutschen Städten.  Die erworbene E-Commerce-Plattform könnte Galeria mit dem Online-Reiseangebot von Karstadt („Karstadt Reisen“) zusammenbringen.

Thomas Cook zeigt sich entsprechend erfreut über den Deal mit Galeria: „Galeria Karstadt Kaufhof ist ein starker Wunschpartner, mit dem wir unsere Omnichannel-Strategie weiter erfolgreich einbringen können“, lässt sich Thomas-Cook-Geschäftsführer Carsten Seeliger zitieren. Eine Zerschlagung des Unternehmens konnte letztlich nicht vermieden werden: Man habe „alles versucht, Thomas Cook als Ganzes zu veräußern“, wie Ottmar Hermann, vorläufiger Insolvenzverwalter von Thomas Cook Touristik, mitteilte. „Das war allerdings im Markt nicht zu realisieren.“

Thomas Cook konnte nicht komplett verkauft werden

Anfang dieses Monats geriet der laufende Investorenprozess für die gesamte deutsche Thomas Cook ins Stocken. Zu dem Zeitpunkt war kein „belastbares Angebot“ für die Fortführung von Thomas Cook als Ganzes oder für das Veranstaltergeschäft eingegangen, weshalb Thomas Cook die Einstellung des Geschäftsbetrieb zum 1. Dezember vorbereitete und nicht nur alle bereits gebuchten Reisen für dieses Jahr, sondern auch für 2020 absagen musste.

Nun ist zwar bei einem Großteil der Reisebüros sowie der E-Commerce-Plattform die Kuh vom Eis, um die Fortführung anderer Geschäftsfelder muss das Unternehmen aber noch bangen. Dass der Verkauf anderer Bereiche von Thomas Cook schwierig ist, liegt dem Unternehmen zufolge jedoch nicht an der eigenen finanziellen Verfassung: „Thomas Cook Deutschland ist ein profitabler Veranstalter und unverschuldet von der Insolvenz der britischen Konzernmutter mitgerissen worden“, betont die Vorsitzende der Thomas-Cook-Geschäftsführung Stefanie Berk.

Investorenprozess für weitere Thomas-Cook-Teile läuft

Anfang November hieß es noch, es bestehe eine „hohe Nachfrage“ für Bucher Reisen & Öger Tours, hier seien die Verkaufsverhandlungen Thomas Cook zufolge „sehr weit fortgeschritten“.

Ein separater Investorenprozess läuft hingegen aktuell für die nicht insolvente Gesellschaft für Reisevertriebssysteme mit Sitz in Bochum. Hier sollen mehrere konkrete Angebot vorliegen, sowohl von Strategen als auch von Finanzinvestoren, hieß es. Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass DER Touristik die Franchise-Marken Sentido sowie Holiday Land kaufen will.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Update, 20.11.2019, 17.05 Uhr: Wie die vorläufigen Insolvenzverwalter am Mittwoch Abend mitteilten, wurde mit dem türkischen Reiseveranstalter Anex Tour ein Käufer für Öger Tours und den Last-Minute-Anbieter Bucher Reisen gefunden. Anex Tour übernimmt demnach alle 84 Mitarbeiter an den Unternehmensstandorten in Hamburg und Meerbusch. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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