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GE scheitert mit Übernahme von SLM Solutions

Das TecDax-Unternehmen SLM Solutions bleibt eigenständig. GE scheitert mit seinem Übernahmeangebot.
SLM Solutions

General Electric ist mit der angestrebten Übernahme von SLM Solutions gescheitert. Lediglich 47,3 Prozent der Aktien wurden dem US-Riesen angedient, wie der Konzern mitteilte. Damit verpasste GE die Mindestannahmequote von 75 Prozent klar. Der Aktienkurs von SLM Solutions brach heute morgen um 12 Prozent ein, bereits gestern Abend verlor die Aktie nachbörslich im zweistelligen Bereich. Mit 33 Euro notiert das Papier nun deutlich unter den von GE gebotenen 38 Euro. Zwischenzeitlich war die Aktie bis auf 43 Euro geklettert.

Das Scheitern des Deals hatte sich abgezeichnet: Am vergangenen Donnerstag hatte der Hedgefonds Elliott, hinter dem der US-Milliardär Paul Singer steht, angekündigt, das Kaufangebot von GE nicht annehmen zu wollen. Elliott hält gemäß der jüngsten Pflichtveröffentlichung mehr als 20 Prozent der Anteile von SLM. Ohne den Hedgefonds war es für GE also schwierig, die selbstgesteckte Mindestannahmequote von 75 Prozent zu erreichen. Der umtriebige Investor hatte seine Anteile an dem Lübecker Tec-Dax-Unternehmen nach und nach aufgestockt, seit GE Anfang September sein Übernahmeangebot vorgelegt hatte.

GE-CFO Jeff Bornstein findet mit Concept Laser eine Alternative

Der Hedgefonds spekulierte darauf, dass GE noch einmal nachlegen würde. Der US-Konzern hatte 680 Millionen Euro für SLM geboten. Abzüglich des Nettofinanzguthaben der Lübecker von 20 Millionen Euro entsprach dies einem sehr stattlichen Multiple von 82x Ebitda. Die Amerikaner zeigten sich unnachgiebig: „Wir werden weder die Angebotsfrist verlängern noch die Konditionen ändern“, sagte GE-CFO Jeff Bornstein am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Wir müssen SLM nicht machen.“ Man habe Alternativen.

Welche das sind, zeigte sich heute morgen: Die Amerikaner übernehmen den 200 Mitarbeiter starken, fränkischen 3D-Druck-Anlagenbauer und SLM-Kontrahenten Concept Laser. GE zahlt umgerechnet 549 Millionen Euro für einen Anteil von 75 Prozent an dem im Jahr 2000 gegründeten Familienunternehmen aus Lichtenfels. In einigen Jahren könne man Concept Laser komplett übernehmen, teilte GE mit. Parallel dazu stockte der US-Konzern auch das Angebot für Arcam auf. Für den schwedischen 3D-Druckspezialisten bietet GE nun 300 statt 285 Kronen und damit über 600 Millionen Euro. Auch bei Arcam mischt Singer mit einem Anteil von über 10 Prozent als Minderheitsaktionär mit.

Das Angebot für Arcam hatte GE zeitgleich mit der Übernahme von SLM Solutions angekündigt. Hedgefonds-König Singer hatte offensichtlich darauf gesetzt, dass die Amerikaner nicht ohne weiteres auf die Synergien zwischen den beiden 3D-Druckherstellern verzichten würden – und dabei möglicherweise unterschätzt, dass GE eine Alternative finden würde.

Verliert SLM Solutions Geschäft mit GE an Konkurrenz?

Das Management von SLM Solutions, das die Übernahme durch GE unterstützt hatte, zeigte sich enttäuscht vom Scheitern des Deals: „Als Teil des GE-Konzerns hätten wir die Chance gehabt, unseren Wachstumskurs zu beschleunigen“, sagte CEO Markus Rechlin. Das Unternehmen, das erst vor zweieinhalb Jahren an die Börse gegangen war und seit einem halben Jahr im Tec-Dax notiert ist, werde aber unverändert die Strategie verfolgen, sich zu einem integrierten Systemanbieter im Bereich der additiven Fertigung weiterzuentwickeln.

Doch gleichzeitig warnt das Management, dass die Übernahmeofferte Spuren im operativen Geschäft hinterlassen hat. „Das Übernahmeangebot und dessen Verlauf haben für eine erhöhte Unsicherheit im Markt für additive Fertigung und auch bei unseren Kunden und Mitarbeitern geführt“, sagt CFO Uwe Bögershausen. Dies weckt die Sorge vor einem Verfehlen der Planzahlen, da SLM einen Großteil seines Geschäfts gerade jetzt im vierten Quartal macht. Das Unternehmen bekräftigte aber, dass die Jahresziele für Umsatz und bereinigtes Ebitda weiterhin stehen.

Allerdings könnte SLM Solutions in Zukunft Schwierigkeiten bekommen, denn GE ist einer der größten Kunden der Lübecker. Es erscheint denkbar, dass die Amerikaner künftig stärker auf Arcam und Concept Laser als Lieferanten setzen. Das Scheitern der Übernahme hätte dann auch handfeste Konsequenzen für das operative Geschäft.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

CFO Uwe Bögershausen hat SLM im Mai 2014 an die Börse gebracht. Mehr über seine Karriere erfahren Sie in seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.

Was gibt es Neues bei dem 3D-Druckerhersteller? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserer Themenseite zu SLM Solutions.

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