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German Pellets wird nun doch zerschlagen

Das Werk in Ettenheim wird künftig nicht mehr von German Pellets, sondern von J. Rettenmaier & Söhne betrieben. Der Holzverarbeiter übernimmt auch den Produktionsstandort Herbrechtingen. In Wismar schlägt ein Finanzinvestor zu.
German Pellets

Nun also doch: Der insolvente Brennstoffhersteller German Pellets wird an unterschiedliche Investoren verkauft. Zudem wurde gestern um 10 Uhr das Insolvenzverfahren eröffnet. Dies teilte die inzwischen zur Insolvenzverwalterin ernannte Rechtsanwältin Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case vor wenigen Minuten mit. Der Betrieb in Wismar wird an den US-amerikanischen Finanzinvestor Metropolitan Equity Partners verkauft, der dazu ein neues Unternehmen mit der Firmierung „Wismar Pellets GmbH“ gründet.

Die beiden Produktionsstandorte in Ettenheim und Herbrechtingen gehen an J. Rettenmaier & Söhne, einen baden-württembergischen Holzverarbeiter, der im Vorfeld als Favorit für eine Übernahme aller vier zentralen Standorte von German Pellets gehandelt wurde. Die Verkaufsverhandlungen über das vierte Werk in Torgau sind dagegen noch nicht abgeschlossen. Schmudde rechnet aber noch im Mai mit einem Closing. Damit wird das einstige Firmenreich von Gründer Peter Leibold größtenteils zerschlagen. Ursprünglich wollte Schmudde das Unternehmen als Ganzes verkaufen. 

Insolvenzverwaltung von German Pellets sichert Arbeitsplätze

Doch auch mit dieser Lösung kann das deutsche Kerngeschäft von German Pellets weiterbetrieben werden. Das ist für die mehr als 300 Mitarbeiter in Deutschland extrem wichtig, da die Bundesagentur für Arbeit seit dem 1. Mai keine Löhne mehr zahlt. German Pellets konnte dies laut Handelsblatt bereits seit Januar nicht mehr, da die Produktion in den Werken stillstand.

Trotz der Zerschlagung sollen an allen drei bereits verkauften Standorten „nahezu sämtliche Arbeitsplätze in der Produktion“ erhalten bleiben. Entlassungen sind laut Schmudde lediglich in der Verwaltung in Wismar geplant.

German-Pellets-Käufer sichern sich die Filetstücke

Damit ist die Arbeit für Bettina Schmudde aber noch nicht getan. Denn jetzt rückt die Befriedigung der Ansprüche von rund 17.000 Bondholdern und Genussscheininhabern in den Fokus. Die werthaltigsten Vermögensgegenstände von German Pellets sind nun – vermutlich über einen Asset-Deal – verkauft. Übrig bleibt eine insolvente Auffanggesellschaft, die – vergleichbar mit einer Art „Bad Bank“ – die ausgefallenen Genussrechte und Anleihen über ein Gesamtvolumen von rund 270 Millionen Euro bündelt und abwickelt.

Die Aussichten der Kapitalmarktinvestoren, noch etwas von ihrem Einsatz wiederzusehen, sind gering. Schmudde muss das von Gründer und Geschäftsführer Peter Leibold aufgebaute Firmengeflecht mit weltweit mehr als 33 Tochterfirmen und wesentlichen Beteiligungen weiter entzerren. Laut des offiziellen von White & Case eingerichteten Insolvenzportals zu German Pellets haben bereits neun mit German Pellets verbundene Unternehmen Insolvenz angemeldet. Nun gilt es zu prüfen, wie viel bei den verbliebenen Gesellschaften noch zu holen ist und ob nach der Befriedigung der erstrangigen Gläubiger noch Insolvenzmasse vorhanden ist, um Gelder an die nachrangigen Gläubiger auszuzahlen. 

German Pellets: Bekommen Bondholder Geld aus Belgien und USA?

Für die Suche nach weiteren möglichen Geldquellen für die Bondholder könnte sich Schmudde auch nach Belgien und in die USA begeben. In Belgien hatte Peter Leibold kurz vor der German-Pellets-Insolvenz noch ein Werk des Energiekonzerns E.on gekauft, dessen Eigentumsverhältnisse laut Handelsblatt derzeit noch ungeklärt sind. Wie Schmudde heute mitteilte, verhandele man derzeit mit der belgischen Regierung und einem neuen Investor über die Übernahme des Kraftwerks.

In den USA hat Leibold zwei Produktionsstandorte in Louisiana und Texas betrieben. Das Problem: Die beiden US-Werke haben sich selbst lokal über Anleihen finanziert. Laut Schmudde befinden sich die dortigen Gesellschaften ebenfalls in einem Insolvenzverfahren. Zusammen mit den Rechtsanwälten der US-Anleger – zu denen unter anderem der Finanzinvestor  KKR gehört – werde derzeit an Restrukturierungs- und Fortführungslösungen gearbeitet.

Der Niedergang von German Pellets im Zeitraffer

Die Pleite des Holzpellet-Produzenten aus Wismar ist ein Wirtschaftskrimi. Nachdem Investoren gegenüber FINANCE bereits im Oktober vergangenen Jahres erste Zweifel an der Refinanzierung des 80 Millionen Euro schweren Bonds äußerten und hinter 36 Millionen Euro ein Fragezeichen setzten, nahm der Niedergang in den Folgemonaten rasant an Fahrt auf. Zunächst brachen die Kurse aller drei Anleihen massiv ein. Dann kündigte German Pellets an, die zum 1. April dieses Jahr fällige Anleihe restrukturieren zu müssen.

Der gemeinsame Sanierungsversuch mit dem Mini-Bond-Sanierer Frank Günther von One Square Advisors scheiterte jedoch, da das Amtsgericht Schwerin eine Insolvenz in Eigenverwaltung ablehnte. Stattdessen übernahm die vorläufige Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde mit ihrem Anwaltsteam von White & Case das Ruder und läutete den Verkaufsprozess von German Pellets ein.

Vor rund einem Monat bekundeten noch 30 potentielle Käufer ihr Interesse am selbsternannten Weltmarktführer für Holzpellets. Wenige Wochen später verhandelte Schmudde exklusiv mit einigen wenigen nationalen und internationalen Investoren, von denen J.Rettenmaier & Söhne als Favorit gehandelt wurde. 

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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