Die insolvente Bekleidungskette Gerry Weber prüft neue Optionen für die Tochter Hallhuber: Wie das Unternehmen am heutigen Donnerstag mitteilte, gibt es Gespräche mit einem Investor über eine Brückenfinanzierung und eine Kaufoption für Hallhuber. Die Brückenfinanzierung wird offenbar dringend benötigt: Mit den angestrebten Mitteln „soll der fortlaufende Geschäftsbetrieb von Hallhuber bis auf Weiteres sichergestellt werden“, heißt es bei Gerry Weber.
Ob es sich bei dem Investor um einen Privatinvestor, einen Strategen oder einen Finanzinvestor handelt, wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht konkretisieren. Auch zu der Höhe der in Verhandlung befindlichen Brückenfinanzierung sowie zum Zeitplan der Verhandlungen äußerte sich Gerry Weber nicht.
Geht Hallhuber an einen Hedgefonds?
Dem „Haller Kreisblatt“ zufolge soll als potentieller Käufer ausgerechnet ein Hedgefonds im Gespräch sein, der vor zwei Wochen noch dazu beigetragen haben soll, das Sanierungskonzept von Gerry Weber zum Platzen zu bringen. Das Unternehmen musste vor rund zwei Wochen Insolvenzantrag stellen.
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Als Grund für den Insolvenzantrag wurden damals gescheiterte Gespräche mit Finanzierungspartnern genannt. Nach FINANCE-Informationen kamen die Investoren, die gegen das Konzept stimmten, nicht aus den Reihen der Gläubiger des Gerry-Weber-Schuldscheins, sondern aus einem Bankenkreis, der dem Modehaus Kontokorrentlinien stellte. Das Unternehmen äußerte sich damals auf Nachfrage nicht zu dem Thema.
Die Entscheidung, einen Verkauf von Hallhuber einzuleiten, fiel offenbar am heutigen Donnerstag in einer Telefonkonferenz, zu der sich dem „Haller Kreisblatt“ zufolge Vorstand, Aufsichtsrat und Insolvenzverwalter für 8.15 Uhr verabredet hatten. Die Lokalzeitung berichtet unter Berufung auf das Umfeld der Familie Weber, dass Firmengründer Gerhard Weber und sein Sohn Ralf, Ex-CEO und jetzt Aufsichtsrat des Bekleidungshauses, gegen einen Hallhuber-Verkauf seien. Dieser sei nicht mit ihnen abgestimmt.
Ralf Weber verkauft Gerry-Weber-Aktien
Derweil hat Aufsichtsrat Ralf Weber in dieser Woche ein großes Aktienpaket verkauft: Zu einem Preis von noch knapp 59 Cent pro Aktie erlöste er insgesamt fast 233.000 Euro. Welche Hintergründe die Transkation hat und ob es sich um einen Verkauf oder eine reine Umschichtung in ein anderes Depot handelt, ist allerdings unklar.
Die Gerry-Weber-Aktie, die im Frühjahr 2014 bei rund 39 Euro ihren bisherigen Höchstwert erreicht hatte, verlor in den zurückliegenden Jahren beständig an Wert und notierte zum Jahresbeginn 2018 noch bei rund 9 Euro. Mit dem Insolvenzantrag war die Aktie unter die 1-Euro-Marke gefallen. Die Nachricht von einem möglichen Hallhuber-Verkauf verhalf dem Papier am frühen Donnerstagvormittag kurzzeitig zu einem Sprung von 52 auf 65 Cent.
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