Die Zukunft der Modemarke Hallhuber wird außerhalb des Gerry-Weber-Konzerns gestaltet: Die Westfalen, die zurzeit eine Insolvenz in Eigenverwaltung durchlaufen, haben die Mehrheit der Tochter an den Finanzinvestor Robus Capital Management abgegeben. Robus hatte Hallhuber im Februar kurzfristig mit einer dringend benötigten Finanzspritze über Wasser gehalten. Hallhuber bekam damals eine Brückenfinanzierung über 10 Millionen Euro, im Gegenzug sicherte Robus sich die nun ausgeübte Kaufoption.
Hallhuber baut Zentralfunktionen aus
Unter Robus soll Hallhuber künftig im „Bridge-to-Premium“-Segment des Modemarktes positioniert werden, also etwas unterhalb der Premium-Marken. Zudem soll eine Omnichannel-Strategie verankert werden, durch die die Distributionskanäle Online und Filiale eng verzahnt werden. Dafür seien „weitreichende Investitionen in E-Commerce und IT-Technologien geplant“, heißt es bei dem Unternehmen.
Auch wenn die genauen Summen nicht bekannt sind, setzt Hallhuber bei seiner Strategie auf die Finanzkraft von Robus Capital: „Hier können wir auf die finanzielle Unterstützung durch unseren neuen Mehrheitsgesellschafter bauen“, versichert Hallhuber-Geschäftsführer Rouven Angermann. Operativ will das Unternehmen künftig die Zentralfunktionen stärken, etwa Logistik und Beschaffung.
Gerry Weber behält 12 Prozent an Hallhuber
Die Brückenfinanzierung bei Hallhuber sei inzwischen durch eine langfristige Finanzierung abgelöst worden, heißt es in einer Unternehmensmitteilung der einstigen Mutter Gerry Weber. Details zu dieser neuen Finanzierung nannte der Modekonzern nicht.
Ihren Finanzierungs- und Geschäftspartnern eine langfristige Perspektive zu vermitteln, ist für Modekonzerne in der aktuellen Phase kritisch, da deren Großhandelskunden in diesen Wochen üblicherweise in die langfristige Planung für die Aufträge 2020 gehen. Wenn die Finanzlage eines Modeherstellers unklar ist, schreckt dies potentielle Auftraggeber ab. Gleichzeitig bindet die Produktion der anstehenden Kollektionen bei Modeunternehmen aber viel Kapital.
Die frühere Hallhuber-Mutter Gerry Weber ist trotz der Insolvenz nach eigenen Angaben aber bis in das Jahr 2020 durchfinanziert – dies liegt in erster Linie an Einkünften, die durch den Verkauf von Showrooms erzielt wurden.
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Gerry Weber ist im Investorenprozess
Gerry Weber wird künftig nur noch mit 12 Prozent an Hallhuber beteiligt bleiben, die Tochter wird als „nicht-strategische Beteiligung“ weitergeführt. Dadurch sicherte sich Gerry Weber eine zusätzliche Barauszahlung: Der Konzern hatte früheren Angaben zufolge bei Ausübung der Kaufoption durch Robus die Wahl, entweder mit 14 Prozent an Hallhuber beteiligt zu bleiben, oder die Beteiligung auf 12 Prozent zu reduzieren und im Gegenzug eine halbe Million in bar von Robus zu erhalten. Das Gerry-Weber-Management um den auch für Finanzfrage zuständigen CRO Florian Frank entschied sich nun für die Cash-Komponente.
FINANCE-Köpfe
Für Gerry Weber läuft zurzeit ein Investorenprozess, der sich ebenfalls in den finalen Zügen befinden soll. FINANCE-Informationen zufolge waren insbesondere Private-Equity-Investoren mit Branchenexpertise an Gerry Weber interessiert. Der Branchenzeitschrift „Textilwirtschaft“ zufolge sollen zuletzt noch drei Investoren im Rennen gewesen sein. Eine Entscheidung könnte schon in dieser Woche fallen. Zu dem Modekonzern gehören nach dem Hallhuber-Verkauf noch die Marken Gerry Weber, Taifun und Samoon.
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