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HeidelbergCement greift nach Italcementi

HeidelCement schlägt am M&A-Markt zu.
HeidelbergCement

Nachdem jahrelang die Entschuldung im Vordergrund gestanden hat, meldet sich HeidelbergCement mit einem Milliarden-Deal auf dem M&A-Markt zurück: Der Baustoffkonzern will den italienischen Wettbewerber Italcementi übernehmen. Die Übernahme sei eine „einzigartige Chance, das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen“ heißt es von dem Unternehmen.

In einem ersten Schritt hat der Dax-Konzern mit der Finanzholding Italmobiliare den Kauf von dessen 45-Prozent-Paket vereinbart. Der Preis liegt bei 10,60 Euro je Aktie, was insgesamt 1,67 Milliarden Euro entspricht. Knapp die Hälfte davon will HeidelbergCement in eigenen, noch auszugebenden Aktien bezahlen, den Rest in bar. Dadurch könnte Italmobiliare sich mit bis zu 5,3 Prozent an HeidelbergCement beteiligen. Im zweiten Schritt wird HeidelbergCement den verbleibenden Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten, so dass der Kaufpreis für das Eigenkapital 3,7 Milliarden Euro beträgt.

Italcementi weist zum Jahresende 2014 eine Nettoverschuldung von 2,16 Milliarden Euro aus, hinzu kommen weitere Verpflichtungen wie Pensionsrückstellungen in Höhe von 800 Millionen Euro. Damit muss der Dax-Konzern insgesamt rund 6,7 Milliarden Euro für die Italiener in die Hand nehmen. Italcementi erzielte im vergangenen Geschäftsjahr ein Ebitda von 649 Millionen Euro bei einem Umsatz von 4,1 Milliarden Euro. Auf dieser Basis ergibt sich ein Ebitda-Multiple von 10,3x.

HeidelbergCement rechtfertigt M&A-Deal mit Wachstum

Eine Bewertung, die HeidelCement vor allem mit Wachstumsmöglichkeiten rechtfertigt: „Kein anderes Unternehmen der Branche ergänzt unser operatives Geschäft so gut wie Italcementi“, sagt Heidelberg-Cement-Chef Bernd Scheifele und spielt damit auf die regionale Präsenz an: Die Italiener sind in 22 Ländern tätig und verfügt nach Angaben von HeidelCement vor allem in Frankreich, Italien, den Vereinigten Staaten und in Kanada über eine starke Marktposition.

Mit der Transaktion setzen Scheifele und sein CFO Lorenz Näger, die die Krisenregion Südeuropa zuvor gemieden hatten, auf eine Erholung der Bauwirtschaft in der Region. Damit vollzieht HeidelCement eine kleine Kehrwende: Zuvor hieß es noch, man setze weniger auf regionales und mehr auf qualitatives Wachstum, in dem die Wertschöpfung ausgebaut werde.

Die Analystengemeinde ist nicht so überzeugt von den Vorzügen der Transaktion. „Der Deal ist eine pure Wette auf eine zyklische Markterholung“, meint zum Beispiel die Berenberg Bank. Analyst Robert Muir stellt die Frage in den Raum, ob diese Strategie sinnvoll sei bei einem M&A-Target mit Hauptsitz in einem Land „mit anhaltenden Strukturproblemen“ und großen Zementwerken in bestimmten Teilen Asiens, die von Überkapazitäten und hohem Preisdruck gekennzeichnet seien.

Megafusion LafargeHolcim: HeidelCement zieht nach

Entsprechend haben die Heidelberger auch ihre mittelfristige Wachstumsziele erhöht: Bis 2018 strebt das Unternehmen nunmehr einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro an, in der bisherigen Planung standen 17 Milliarden. Beim operativen Ergebnis (Ebitda) will CFO Näger nun mehr als 5 Milliarden erzielen – statt 4 Milliarden. Das sind ehrgeizige Ziele: Im abgelaufenen Geschäftsjahr belief sich der Umsatz auf 12,6 Milliarden, das Ebitda lag bei 2,175 Milliarden.

Mit der Übernahme will der Dax-Konzern wohl auch den Abstand auf den neuen Branchenprimus LafargeHolcim nicht zu groß werden lassen. Die beiden Zementriesen hatten im April 2014 ihre Megafusion angekündigt, HeidelCement hatte sich allerdings immer betont gelassen gezeigt. Durch den Zusammenschluss mit Italcementi wird der Konzern nun nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Zuschlagstoffen, zweitgrößter Hersteller von Zement und die weltweite Nummer drei bei Transportbeton.

Auch Synergien spielen bei der Deal-Logik eine Rolle: „Nach Abschluss der Transaktion wollen wir bis 2018 jährliche Synergien in Höhe von mindestens 175 Millionen Euro realisieren“, sagt CFO Näger. 30 Prozent sollen bereits im Geschäftsjahr 2016 anfallen sollen. Den größten Beitrag soll dabei das operative Geschäft leisten, gefolgt vom Vertrieb und der allgemeinen Verwaltung. Auch im Einkauf rechnet HeidelCement mit Synergien. 

Deutsche Bank und Morgan Stanley stellen Brückenfinanzierung

CFO Näger finanziert die Akquisition zunächst aus Barmitteln und durch eine von der Deutschen Bank und Morgan Stanley bereitgestellte Brückenfinanzierung in Höhe von 4,4 Milliarden Euro. Die Banken wurden dabei von der Kanzlei Linklaters beraten, HeidelbergCement von Hengeler Mueller.

Die Brückenfinanzierung will der Finanzchef anschließend teilweise durch die Emission von Anleihen, durch den operativen Cashflow sowie durch Erlöse aus Veräußerungen mit einem angestrebten Volumen von 1 Milliarde Euro refinanzieren. Zunächst aber dürfte der Zukauf die Nettoverschuldung des Dax-Konzerns auf über 3x Ebitda nach oben treiben.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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