Der Konsumgüterhersteller Henkel wagt sich an den nächsten Milliardendeal in den USA. Wie der Dax-Konzern am heutigen Donnerstag mitteilte, hat er ein verbindliches Angebot über 1,05 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 995 Millionen Euro) inklusive Nettofinanzschulden für das Verpackungsgeschäft von Darex abgegeben. Das US-Unternehmen ist ein Hersteller von Abdichtungen für Metallverpackungen.
Analyst Christian Weiz von der Baader Bank schätzte den Preis für das Geschäft auf den ersten Blick als sehr hoch ein. Andererseits sei der Markt für Metallverpackungen sehr attraktiv, und die Übernahme bringe Henkel in eine gute Position. Darex Packaging Technologies passe zur Henkel-Strategie, das Portfolio durch gezielte Zukäufe auszubauen, sagte Henkel-CEO Hans Van Bylen. Die Akquisition soll Henkels Marktführerschaft in dem Bereich Adhesive Technologies weiter stärken. In diesem Bereich bietet Henkel Klebstoffe, Dichtstoffe und funktionale Beschichtungen an.
Mit 9 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016 ist dies der umsatzstärkste Geschäftsbereich von Henkel. Mit dem Verpackungsgeschäft von Darex würde sich Henkel weitere 300 Millionen US-Dollar Umsatz dazu kaufen. Finanzieren will Henkel-CFO Carsten Knobel die Übernahme sowohl mit Cash als auch über Schulden. Details zur Refinanzierung nannte Henkel zunächst nicht. Beraten wird der DAX-Konzern von der Kanzlei Latham & Watkins.
Henkel kaufte Sun Products für 3,2 Milliarden Euro
Zuletzt hatte Henkel in den USA mit der 3,2 Milliarden Euro schweren Übernahme von Sun Products seine Waschmittelsparte (Laundry & Home) gestärkt, die im vergangenen Jahr rund 5,8 Milliarden Euro umgesetzt hat. Im Gegensatz zur Darex-Übernahme hatte CFO Knobel die Sun-Übernahme komplett fremdfinanziert, wodurch die ausgewiesene Nettofinanzposition zwischen Ende 2015 und Ende 2016 von 335 Millionen Euro auf minus 2,3 Milliarden Euro sank.
Dass Henkel intensiv an Übernahmen arbeitet, ist bekannt. In der Titelgeschichte der Januar-Februar-Ausgabe des FINANCE-Magazins kündigte Finanzchef Knobel an, dass es nach der Sun-Übernahme in jedem der drei Unternehmensbereiche noch Potential für Zukäufe gäbe. Dritter Unternehmensbereich neben den Klebstoffen (wo Darex hinein fiele) und den Waschmitteln (zuletzt durch Sun Products gestärkt) ist das Beauty-Care-Geschäft, das 2016 mit rund 3,8 Milliarden Euro am wenigsten zum Konzernumsatz beigesteuert hat.
Henkel kann Bilanzspielräume voll für M&A nutzen
Die finanziellen Mittel für weitere Übernahmen sind vorhanden. Im Rahmen der Strategie 2020+ plant Henkel für den Zeitraum 2017 bis 2020 Investitionsausgaben von bis zu 3 Milliarden Euro, die aus dem Cashflow abgedeckt werden können. „Wir haben in den vergangenen Jahren im Durchschnitt je rund 1,6 Milliarden Euro an freiem Cashflow erzielt und sind zuversichtlich, dies weiter steigern zu können“, sagte Knobel im Interview mit FINANCE.
Der noch offene Spielraum in der Bilanz steht zu weiten Teilen für Akquisitionen zur Verfügung. Das M&A-Budget dürfte sich damit auf einen mittleren bis hohen einstelligen Milliardenbetrag belaufen.