HNA soll nicht mehr an einer Übernahme der HSH Nordbank interessiert sein. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Agentur hatte Anfang April berichtet, dass der chinesische Mischkonzern zum Kreis der Kaufinteressenten gehört.
Die Gründe für den Rückzug werden nicht genannt. Das Tourismus- und Finanzkonglomerat HNA hat erst vor wenigen Tagen sein Engagement bei der Deutschen Bank auf fast 10 Prozent gesteigert und ist mittlerweile der größte Aktionär des Instituts.
Zu den weiteren Interessenten gehören Medienberichten zufolge der chinesische Versicherer Anbang und die US-Finanzinvestoren Apollo Global Management und Cerberus Capital Management. Über bis zu sechs mögliche Käufer wird spekuliert, weitere Namen sind jedoch nicht bekannt. Die interessierten Parteien sind laut Bloomberg derzeit dabei, die Bücher der Landesbank zu prüfen. Zudem sei diese Woche ein erstes Treffen mit dem Management vorgesehen.
HSH Nordbank hatte Interesse aus China erwartet
Der Verkaufsprozess der HSH Nordbank ist auf Drängen der Europäischen Union hin angekurbelt worden. Die Landesbank war durch faule Schiffskredite in eine Schieflage geraten und musste durch staatliche Garantien gestützt werden. Bis Anfang 2018 müssen die Eigentümer, darunter Hamburg und Schleswig-Holstein, nun einen neuen Eigentümer finden, andernfalls wird die Bank abgewickelt.
HSH-Nordbank-Chef Stefan Ermisch hatte schon vor Beginn des Verkaufsprozess auf Interesse aus China gesetzt. Die dortigen Geldhäuser hätten ebenso wie die chinesischen Industriekonzerne einen Wachstumsauftrag. Deshalb würden sie früher oder später eine Geschäftsbank in Europa brauchen, sagte er Anfang Februar vor Journalisten.
HSH muss Altlasten aus Schiffskrediten weiter abbauen
Ob die HSH Nordbank als Ganzes verkauft wird oder es zu einer Aufspaltung kommt, ist noch offen. Eine Zweiteilung vor dem Verkauf hätte eine gewisse Logik: Das funktionierende Bankgeschäft könnte an einen strategischen Investor verkauft, die Altlasten dagegen in einer Abbaubank gebündelt werden. Dieser Teil könnte wiederum für Distressed-Fonds attraktiv sein.
Die Kernbank der HSH hat sich unbeschwert von den Altlasten im vergangenen Geschäftsjahr positiv entwickelt. Die Landesbank konnte ihren Vorsteuergewinn verdreifachen. Vor allem das Kapitalmarktgeschäft der Bank lief gut. Auch beim Abbau der Altlasten geht es voran. Im Januar verkaufte die Bank faule Kredite mit einem Nominalvolumen von 1,6 Milliarden Euro und verbesserte dadurch ihre Bilanz.
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.