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Investoren torpedieren Metros Real-Deal

Geht die angeschlagene Metro-Tochter Real doch an das Investorenduo X+bricks und SCP?
Real

X+bricks und SCP geben sich nicht geschlagen: Der Immobilieninvestor und die Private-Equity-Gesellschaft haben überraschend ihr Angebot für Real erhöht, obwohl sie eigentlich schon aus dem Rennen waren. Sie bieten der Real-Mutter Metro jetzt „deutlich“ mehr als 500 Millionen Euro für die angeschlagene Supermarktkette.

Wie aus der Mitteilung von X+bricks hervor geht, will das Konsortium dabei sowohl das operative Geschäft als auch die Immobilien von Real übernehmen. Welchen genauen Betrag die Investoren jetzt bieten, gaben sie nicht bekannt. Die Investoren teilten außerdem mit, dass der Einzelhandelsriese Kaufland exklusiver Partner der von ihnen angeführten Bietergruppe sei.

X+bricks und SCP wählen geschickten Zeitpunkt

Der Zeitpunkt, zu dem X+bricks und SCP ihr Angebot lancieren, um sich wieder zurück in den M&A-Prozess zu bringen, ist geschickt gewählt: Vor weniger als zwei Wochen hat der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ein Übernahmeangebot für die Real-Mutter Metro abgegeben. Kretinsky ist ein Gegner der Vereinbarung, die Metro mit dem Immobilieninvestor Redos zum Verkauf von Real geschlossen hat.

Zwar erachtet Kretinsky einen Real-Verkauf grundsätzlich als „strategisch positiv“, allerdings hält er den vereinbarten Verkaufspreis von 500 Millionen Euro für zu niedrig. Er fordert einen Deal „zu fairen Konditionen für Metro“. Tatsächlich musste Metro wegen der absehbaren Einigung mit Redos im vergangenen Geschäftsquartal 385 Millionen Euro auf Real abschreiben, was Metro einen Quartalsverlust von fast einer halben Milliarde Euro einbrockte.

Metro musste Real massiv abschreiben

In genau diese Kerbe schlagen X+bricks und SCP – und adressieren damit indirekt auch den neuen starken Mann bei Metro selbst. Sie bezeichnen ihr erhöhtes Angebot als „deutlich attraktiver für Metro und ihre Aktionäre sowie für Real und die Real-Belegschaft“ als die Gebote der anderen Interessenten inklusive Redos. Das Konzept von X+bricks und SCP sieht vor, dass Real „über einen mehrjährigen Übergangszeitraum an erfahrene Partner im Einzelhandels- und Warenhausgeschäft wie Kaufland“ übergehen soll.

Unter anderem diesen Aspekt brachte die Metro-Führung aber als Begründung dafür vor, sich für die Redos-Offerte entschieden zu haben. Wie eine Sprecherin des Handelskonzerns mitteilte, ist der Deal mit Redos „das wirtschaftlich attraktivste Angebot“ und „bietet zudem im Hinblick auf die Fusionskontrolle die höchste Umsetzungswahrscheinlichkeit“.

Trotz des neuen Angebots der Investoren schreiten die Verhandlungen „nach übereinstimmender Auffassung von Redos und Metro gut voran“. Sowohl Metro als auch Redos wollen die Verhandlungen erfolgreich abschließen und sind davon überzeugt, ein Verkauf von Real an Redos sei im „besten Interesse“ der Aktionäre, Real und seiner Mitarbeiter.

FINANCE-Podcast zu Metro

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Diese Aussagen deuten darauf hin, dass die Metro-Chefs Olaf Koch und CFO Christian Baier vor allem eine klare, zeitnahe Trennung von Real anstreben, um sich voll dem Großhandelsgeschäft widmen zu können. Allerdings würde Metro gemäß der aktuellen Vereinbarung mit Redos auch nach einem Verkauf zunächst mit einem Minderheitsanteil am kriselnden operativen Geschäft von Real beteiligt bleiben.

Damit hat der Vorstoß der eigentlich schon ausgeschiedenen Bieter für die Metro-Führung noch einen anderen kritischen Aspekt: Die Atmosphäre zwischen Kretinsky und Koch ist ohnehin belastet, spätestens seitdem die Metro-Führung Kretinskys 5,8 Milliarden-Euro-Angebot offiziell zurückwies und erklärte, es würde Metro „erheblich unterbewerten“. Halten Koch und Baier nun auch noch unbeirrt an der Redos-Lösung fest, könnte dies die Fronten mit dem wahrscheinlichen neuen Eigentümer noch mehr verhärten.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Wie haben sich zuletzt die Verhandlungen von Metro und Real entwickelt? Lesen Sie mehr dazu auf unserer FINANCE-Themenseite zu Metro.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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