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Karstadt und Kaufhof kurz vor Fusion

Galeria Kaufhof und Karstadt stehen erneut vor einer möglichen Fusion.
Galeria Kaufhof

Karstadt und Kaufhof sind den nächsten Schritt in Richtung Fusion gegangen. Am Dienstag sollen René Benko, Eigentümer von Karstadt, und die Hudson’s Bay Company (HBC), Besitzer von Kaufhof, eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben haben, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Diese sieht demnach vor, Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport in ein Joint Venture einzubringen.

An diesem Joint Venture soll Benkos Investmentvehikel Signa die knappe Mehrheit bekommen und außerdem die Verantwortung für das operative Geschäft übernehmen.

Kein Kahlschlag bei möglicher Fusion Karstadt-Kaufhof

Mit Blick auf die Synergien ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Der vor allem von Arbeitnehmervertretern erwartete Kahlschlag im Filialnetz scheint auszubleiben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wollen die Fusionspartner das Filialnetz aus 96 Kaufhof- und 82 Karstadt-Filialen praktisch unangetastet lassen. Nur drei bis fünf Standorte müssten bei einer Fusion schließen, berichtet die dpa. Zudem sei eine Entscheidung über den Standort einer möglichen gemeinsamen Konzernzentrale noch nicht gefallen. Kaufhof hat seinen Sitz in Köln, Karstadt steuert sein Geschäft aus der Zentrale in Essen.

Gleichzeitig sollen jedoch Verwaltung und Einkauf der beiden Warenhausbetreiber zusammengelegt werden, was tiefe Einschnitte im oberen und mittleren Management erwarten lässt. Keine der beiden Parteien wollte sich gegenüber der „Wirtschaftswoche“ zum Stand der Fusionsgespräche äußern.

Karstadt ist mit der Sanierung weiter als Kaufhof

So konkret wie jetzt waren die Gespräche über eine Neuordnung der deutschen Warenhauslandschaft noch nie. Seit Jahren macht René Benko den verschiedenen Eigentümern des Warenhaus-Konkurrenten Kaufhof Avancen, zunächst dem Handelskonzern Metro, nun HBC. Der österreichische Investor hat die Vision, eine „Deutsche Warenhaus AG“ zu schaffen. Erst vor wenigen Monaten hatten die kanadischen Eigentümer ein informelles Kaufangebot über 3 Milliarden Euro abgelehnt.

Mit Abstand am wertvollsten sind die Immobilien der beiden möglichen Fusionspartner – riesige Warenhäuser in den besten Lagen. Dies erklärt auch den nahezu ausgeglichenen Anteilsbesitz in einem möglichen Joint Venture. Zwar steckt Kaufhof in wesentlich tieferen operativen Problemen als Karstadt, dafür besitzt das Unternehmen 14 Filialen mehr als Kaufhof.

Kaufhof sieht sich seit der Übernahme von HBC mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen konfrontiert. Das Management versucht gerade sogar, mit der Gewerkschaft Verdi einen Sanierungstarifvertrag auszuhandeln. Karstadt hat diese Rosskur schon hinter sich. Nach einer harten, jahrelangen Sanierung und zwölf Jahren Umsatzrückgang erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr erstmals seit langem wieder einen kleinen Jahresüberschuss von 1,4 Millionen Euro.

raphael.warnke[at]finance-magazin.de

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