Der CEO des finnischen Kone-Konzern, Henrik Ehrnrooth, legt bei seinem Werben um die Aufzugssparte von ThyssenKrupp einen Gang zu: Die Finnen bieten den Essenern jetzt eine Fusion Kones mit ThyssenKrupp Elevator an. „Wir würden begrüßen, wenn ThyssenKrupp als Miteigentümer an Bord wäre und den langfristigen Nutzen mit uns teilt“, erklärte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Damit gewinnen CEO Guido Kerkhoff und Finanzchef Johannes Dietsch eine weitere Handlungsoption. Der Charme einer Fusion wäre, dass ThyssenKrupp auch in Zukunft an seiner Ertragsperle beteiligt bliebe. Allerdings würde in diesem Fall deutlich weniger Cash in die Kasse von CFO Dietsch fließen.
Kone verfolgt mit dem Angebot auch ein Eigeninteresse: In Analystenkreisen wird bezweifelt, ob die Finnen den erwarteten Kaufpreis von rund 15 Milliarden Euro komplett in bar stemmen können.
Kone eröffnet Bieterwettbewerb
ThyssenKrupp hatte den M&A-Prozess für Elevators zuletzt forciert. Ein Börsengang, den Kerkhoff zunächst präferiert haben soll, ist derweil unwahrscheinlicher geworden. Neben Kone haben Medienberichten zufolge Wettbewerber wie Otis und Schindler, aber auch Privat-Equity-Firmen Interessen angemeldet.
Kone-Chef Henrik Ehrnrooth geht auch direkt auf einen möglichen Vorbehalt der Essener vor einem Deal mit einem strategischen Investor ein: Er gehe davon aus, dass die kartellrechtlichen Bedenken überwunden werden könnten und ein Deal hohe Synergien zwischen beiden Unternehmen ermögliche.
ThyssenKrupp erlebte erst dieses Jahr beim Versuch sein Stahlgeschäft in ein Joint Venture mit dem Strategen Tata Steel Europe einzubringen einen herben Rückschlag. Die Essener zogen den Deal zurück als offensichtlich wurde, dass die zuständige Kartellbehörde – die EU-Kommission – den Deal nur unter hohen Auflagen genehmigt hätte.
FINANCE-Köpfe
Aufzugssparte der Gewinnbringer ThyssenKrupps
Laut Zwischenbericht zu den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 waren ThyssenKrupps Aufzüge bis Juni 2019 nach Materials Services (10,9 Milliarden Euro) und Steel Europe (6,8 Milliarden Euro) mit 5,8 Milliarden Euro lediglich drittgrößter Geschäftsbereich der Essener. Allerdings läuft die Aufzugssparte den anderen Segmenten in Bezug auf Profitabilität klar den Rang ab: Mit einem Ebitda, also dem Gewinn vor Steuern und Abzügen, von 590 Millionen Euro sind die Aufzüge die lohnendste Sparte.
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