Das finnische Energieunternehmen Fortum hat die nächste, vielleicht entscheidende Hürde der Uniper-Übernahme genommen: Das russische Gremium zur Überwachung der Auslandsinvestitionen hat den Finnen die Übernahme des Düsseldorfer Energieerzeugers Uniper vorläufig gestattet. Die Zustimmung steht noch unter dem Vorbehalt einer Gesetzesänderung der Russen, die es ermöglichen würde, Unipers russische Wasseraufbereitungsanlage auszugliedern.
Igor Artemyev, Chef der russischen Kartellbehörde, hält das aber für „kein Problem“. Damit hat sich das Werben von Fortum-Chef Pekka Lundmark ausgezahlt – er war sogar bei Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich vorstellig geworden, um die Ausgliederung der russischen Wasseraufbereitungsanlage von Uniper möglich zu machen. Dabei handelt es sich um ein für die Russen „strategisches Infrastrukturobjekt“. Nachdem die Europäische Kommission schon Ende Oktober dem Deal vorbehaltlos zugestimmt hat, steht nun nur noch die Zusage der US-Behörden aus.
Russen liefern Fortum das Gegengift
Mit dieser Entscheidung der russischen Aufsicht verliert der Düsseldorfer Energiekonzern nun seine wirksamste Giftpille in der Auseinandersetzung mit den Finnen. Noch im Oktober erklärte Uniper-CEO Schierenbeck in einem Interview mit der F.A.Z., dass die „Wasseraufbereitung beziehungsweise die Wasserversorgung technisch integriert ist und sich nicht so einfach trennen lässt – weder aus dem Stromerzeugungsprozess noch aus unserer russischen Kraftwerksgesellschaft Unipro“.
Das Einlenken der russischen Aufseher war nötig, da Fortum mehrheitlich dem finnischen Staat gehört und ausländische Staatsunternehmen eigentlich keine sensiblen Infrastrukturen in Russland kontrollieren dürfen. Dies ist aber beileibe kein russischer Sonderweg: In vielen Ländern greifen ähnliche nationale Kontrollmechanismen, die prüfen, ob die betroffenen Unternehmen von ausländischen Unternehmen übernommen werden dürfen. In den USA klärt Deals dieser Art das geheim tagende Gremium CFIUS, in Deutschland wird die Außenwirtschaftsverordnung angewendet, die zum Jahreswechsel 2018/19 massiv verschärft wurde.
Der Durchbruch in Russland ist für Fortum der zweite entscheidende Schritt nach dem Herauskaufen der Hedgefonds Elliot und Knight Vinke im Oktober: Ganze 2,3 Milliarden Euro ließen sich die Finnen die 20,5-Prozent-Beteiligung der amerikanischen Hedgefonds kosten – oder 29,93 Euro je Aktie. Beim Einstieg der Aktivisten Ende 2017 notiert das Uniper-Papier noch um die 25-Euro-Marke. Für das 47-prozentige Aktienpaket des vorherigen Uniper-Eigentümers E.on hatte Fortum lediglich 22 Euro je Aktie bezahlt.
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Uniper erwartet starkes viertes Quartal
Fortum greift nach einem Unternehmen, das sich besser als gedacht entwickelt. Mit ihren Neun-Monatszahlen haben die Düsseldorfer vor wenigen Tagen erst ihre Ergebnisprognose für das laufende Jahr erhöht: Erwartete Uniper mit einer Ergebnisspanne beim Ergebnis vor Steuern (Ebit) zwischen 550 bis 850 Millionenen Euro bisher ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr, rechnet der MDax-Konzern nun für das Gesamtjahr 2019 mit einem Ebit zwischen 750 und 950 Millionen Euro, was dem Vorjahresergebnis von 865 Millionen Euro entspräche.
Grund ist nach Aussagen von Uniper-CFOSascha Bibert die Wiederaufnahme der Zahlungen für Kraftwerksreserven in Großbritannien. Der CFO nannte aber auch „Preis- und Volumeneffekten bei unseren Wasser- und Kernkraftwerken sowie weitere Optimierungserträge im Gasgeschäft“ als Treiber eines absehbar starken vierten Quartals.
Uniper-Aktie erholt sich langsam (Jahreschart)
Die guten Quartalszahlen und die Fortschritte bei der Übernahme durch Fortum lenkten in den vergangenen Tagen den Kurs der Uniper-Aktie zwischenzeitlich wieder leicht aufwärts: Nach einem knapp zehnprozentigen Kurssturz im Oktober erholt sich das Papier wieder etwas und steht aktuell bei rund 28 Euro.
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