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Kretinsky will Metro komplett

Lange hielt der tschechische Investor Daniel Kretinsky seine Karten verdeckt, jetzt beginnt das Spiel. Sein Übernahmeangebot stößt beim Metro-Vorstand allerdings auf wenig Gegenliebe.
Metro

Überraschender Zug von Daniel Kretinsky: Der tschechische Investor will gemeinsam mit dem slowakischen Partner Patrik Tkac über sein Investmentvehikel EP Global Commerce den Handelskonzern Metro komplett übernehmen und hat dazu am späten Freitagabend ein freiwilliges Übernahmeangebot veröffentlicht. Kretinsky bietet den Metro-Aktionären 16 Euro je Stammaktie und 13,80 Euro je Vorzugsaktie und bewertet das Unternehmen damit mit rund 5,8 Milliarden Euro.

Dass Kretinsky seinen Anteil an Metro, bei der der Investor Ende August vergangenen Jahres mit 7,3 Prozent eingestiegen ist, ausbauen könnte, war zwar spekuliert worden. Er sicherte sich damals kurz darauf noch Call-Optionen von 15,2 Prozent auf die Aktien des Großaktionärs Haniel und 3,6 Prozent der Metro-Anteile von Ceconomy sowie Call-Optionen auf weitere 5,4 Prozent.

Bis Ende Juni hatte er Zeit, sich zu entscheiden, ob er die Optionen ziehen will – und mit dem Überschreiten der 30-Prozent-Marke ein verpflichtendes Übernahmeangebot auslöst. Dass Kretinsky nun schon vor dem Überschreiten dieser Marke eine komplette Übernahme forcieren will, war hingegen nicht erwartet worden. Dass er Metro als Ganzes will, unterstreicht der Investor durch eine Mindestannahmequote für die Stammaktien: Sie solle ausreichend sein, um die Zustimmung zu einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sicherzustellen.

Am Montag Vormittag hat der Investor seinen Griff um Metro zudem weiter gefestigt: Ceconomy hat den restlichen Anteil von 5,4 Prozent an Kretinsky verkauft.

Metro-Vorstand hält die Prämie für zu niedrig

Das Metro-Management hat auf den Übernahmevorstoß bereits reagiert: Der Vorstand des Großhandelskonzerns zeigt sich ablehnend, denn seiner Meinung nach würde das Angebot das Unternehmen „erheblich unterbewerten“ und reflektiere dessen Wertschöpfungsplan nicht. Das Management bezieht sich dabei auf den Schlusskurs von Freitag, welcher nur 3 Prozent unter dem angebotenen Preis von Kretinsky liegt.

Kretinsky argumentiert hier anders: Grundlage könne nicht der Kurs vom Freitag sein, sondern müsse der Kurs von 24. August 2018 sein, als der Investor bei Metro eingestiegen ist. Die Übernahmespekulationen hatten der Aktie, die zuvor auf Talfahrt war, ordentlich Auftrieb verschafft. Damit ergibt sich nach Kretinskys Rechnung eine aktuelle Angebotsprämie von 34,5 Prozent.

Seit Kretinskys Einstieg erholte sich die Metro-Aktie (2-Jahreschart)

Kretinsky will Transformationsprozess beschleunigen

Das Angebot sei attraktiv, argumentiert der Investor, auch weil Metro sich „in einem schwierigen Marktumfeld befindet und vor großen Herausforderungen steht, um den neuen Transformationsprozess einzuleiten“. Den Konzernumbau hat Metro bereits gestartet – das Unternehmen konzentriert sich auf das Großhandelsgeschäft und trennt sich dazu von Real sowie dem China-Geschäft – doch Kretinsky ist mit der Geschwindigkeit des Konzernumbaus bei Metro unzufrieden.

Die komplette Übernahme des Konzerns soll ihm und seinem slowakischen Geschäftspartner die volle operative Kontrolle verschaffen, „um die erfolgreiche Beschleunigung des Transformationsprozesses“ voranzutreiben. Es sei nötig, eine Reihe von Initiativen in den Bereichen Organisation, Geschäft und Prozesse umzusetzen, betont er. Verschlafe die Metro dies, „wäre das Unternehmen erheblichen Risiken durch stagnierende oder rückläufige Ergebnisse ausgesetzt.“

Kretinsky ist mit Real-Deal unzufrieden

Auch beim Verkauf der Supermarktsparte Real sowie des China-Geschäfts der Metro ist der Investor nicht völlig einverstanden. Man sehe den laufenden Verkaufsprozess für Real zwar als „strategisch positiv“ an, allerdings nur wenn er zu „fairen Konditionen für Metro“ durchgeführt werde. Bereits vor Kurzem berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Investor mit der Bewertungen der Immobilien der Real-Gruppe unzufrieden sei.

Die Kritik am Verkauf des China-Geschäfts ist noch deutlicher: Kretinsky unterstützt den Verkauf nur dann, wenn dabei die richtige Summe den Besitzer wechselt – oder in den Worten der potentiellen neuen Metro-Eigentümer: „ein angemessener Wert für das operative Geschäft und das Immobilienvermögen erreicht wird.“

FINANCE-Köpfe

Christian Baier, Metro AG

Studienbegleitend absolviert Christian Baier eine Ausbildung bei der Baden-Württembergischen Bank in Freiburg und wechselt 2001 als Beteiligungsmanager zur LBBW-Tochter BWK. Von 2002 bis 2004 unterbricht er seine berufliche Laufbahn für ein MBA-Studium an der New York University. 2004 wechselt er zur Investmentbank Lehman Brothers in die M&A-Beratung. Von 2006 bis 2011 arbeitet er als Investment Executive beim Private-Equity-Haus Permira.

2011 steigt Christian Baier bei dem Handelskonzern Metro ein, wo er zunächst in der Unternehmensleitung von Schaper C&C die Finanzen und Administration verantwortet. Ein Jahr später wechselt er als M&A-Leiter in den Mutterkonzern und übernimmt kurz darauf auch die Unternehmensstrategie.

2015 wird er CFO von Metro Cash & Carry, bevor er im Zuge der Aufspaltung des Metro-Konzerns in die Bereiche Lebensmittelgroßhandel („Metro“) und Elektronikhandel („Ceconomy“) zum Finanzvorstand der Metro AG ernannt wird.

Im November 2020 wird Christian Baier gemeinsam mit COO Rafael Gasset zum Interims-CEO ernannt. Das neue Führungsduo tritt ab Januar 2021 an, bis ein Nachfolger für CEO Olaf Koch gefunden ist.

zum Profil

Jenseits der Uneinigkeiten mit dem Metro-Vorstand umwerben Kretinsky und Tkac die Metro-Mitarbeiter. Man freue sich auf einen konstruktiven Dialog mit allen Betriebsräten und Gewerkschaften von Metro. Es sei nicht beabsichtigt, bestehende Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge aufzuheben oder am Mitbestimmungsniveau im Aufsichtsrat etwas zu ändern. Gleichermaßen soll die Konzernzentrale in Düsseldorf bleiben. Das Metro-Management will das Angebot umfassend bewerten, sobald Kretinsky die vollständige Angebotsunterlage vorlegt.

FINANCE-Podcast zu Metro

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Der Tscheche holte sich für die Übernahme die BNP Paribas, Credit Suisse und Goetzpartners als M&A-Berater, BNP Paribas, Credit Suisse als führende Finanzberater. Als Finanzierungsbanken fungierten BNP Paribas, Credit Suisse und Société Générale. Auf Rechtsseite engagierte Kretinsky Kirkland & Ellis International. Metro wird von Hengeler Mueller beraten.

dominik.ploner[at]finance-magazin.de

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Lange haben die Spieler ihre Figuren in Position gebracht, jetzt nimmt das Schachspiel um die Metro-Übernahme Fahrt auf. Lesen Sie was bisher im Drama um Deutschlands größten Handelskonzern geschah – auf unserer FINANCE-Themenseite Metro.

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