Wie geht es weiter mit der Aufzugssparte von ThyssenKrupp? Wurde zuletzt vor allem über einen Totalverkauf der Ertragsperle an den finnischen Wettbewerber Kone spekuliert, ist die Entscheidung über einen Verkauf tatsächlich noch nicht getroffen. Dies machte Ursula Gather in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung deutlich.
Die Vorsitzende der Krupp-Stiftung, mit rund 21 Prozent größte Anteilseignerin des Stahl- und Industriekonzerns, betonte darin, es sei keineswegs eine Vorentscheidung gegen einen Börsengang der Aufzugssparte gefallen. Elevator solle „wertmaximierend verselbständigt“ werden. Dafür müssten alle Was-wäre-wenn-Szenarien durchgerechnet werden. Der Börsengang sei eines davon und werde deshalb „weiterhin sorgfältig vorbereitet.“
Krupp-Stiftung will Elevator nicht komplett verkaufen
Ein Komplettverkauf ist auch nicht im Sinne der Stiftung. Für diese sei es sinnvoll, wenn sie an dem ertragreichsten Unternehmensteil „zu einem möglichst großen Anteil“ beteiligt bleiben könnte, so Gather. Im Gegensatz zu Finanzinvestoren sei die Stiftung an keiner Kurs-Rendite, sondern einer starken Dividende interessiert, da die sie ihre Anteile nicht verkaufen möchte.
Dass sich die Stiftung implizit gegen einen Komplettverkauf ausspricht, dürfte zwar weder interessierte Finanzinvestoren noch den Wettbewerber Kone freudig stimmen. Die Finnen könnten aber mit einem weiteren Gesellschafter sicherlich besser leben als die Finanzinvestoren. Für diese würde sich mit einem langfristig orientieren Aktionär wie der Krupp-Stiftung der Exit schwerer gestalten, da die Stiftung ihre Anteile nicht verkaufen möchte, ihr aber das Kapital fehlt, um die Finanzinvestoren irgendwann herauszukaufen.
Kone wirbt in Person von CEO Henrik Ehrnrooth sehr deutlich für einen Zusammenschluss und bot schon früher an, dass ThyssenKrupp auch in Zukunft an seiner Ertragsperle beteiligt bleiben könnte. Beide Unternehmen würden perfekt zusammenpassen. Kone sei stark in Asien, ThyssenKrupp in Amerika, so Ehrnrooth am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Für die Übernahme sei er bereit, Teile der ThyssenKrupp-Geschäfte zu verkaufen, um die Wettbewerbsbehörden zufriedenzustellen. Hier wiederum könnten die Finanzinvestoren dann zum Zug kommen.
Krupp-Stiftung fordert rasche Entscheidung
Das erste Angebot der Finnen für die Aufzugssparte hat einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge jedoch enttäuscht. Dieses sei mit 15 Milliarden Euro um 1 bis 2 Milliarden niedriger ausgefallen als das der Finanzinvestoren. Dem Vernehmen nach sollen neben Blackstone und Carlyle auch ein Konsortium bestehend aus Advent, Cinven und Abu Dhabi Investment Authority ihren Hut in den Ring geworfen haben. Der Wert der Aufzugssparte wird auf 12 bis 17 Milliarden Euro geschätzt.
Die Entscheidung, ob Elevator an die Börse geht oder verkauft wird, trifft am Ende nicht die Stiftung. „Die Strategie dieses Unternehmens gibt das Management vor“, stellte Gather klar. Sie halte nichts davon, wenn Anteilseigner in der Presse Strategien entwickeln würden. Die Stifterin forderte aber endlich eine Entscheidung ein: „Kluges und rasches Handeln ist jetzt oberstes Gebot.“