Der kriselnde Kali- und Salzkonzern K+S macht bei seiner Neuaufstellung ernst: Die operative Einheit Americas, in der das Unternehmen sein nord- und südamerikanisches Salzgeschäft bündelt, soll nun vollständig verkauft werden, teilte das Unternehmen am heutigen Mittwoch mit. Im Vorstand war dieser Plan bereits in der vergangenen Woche gefasst worden, nun hat auch der Aufsichtsrat zugestimmt. Noch in diesem Jahr will K+S sich mit einem Käufer auf eine Verkaufsvereinbarung einigen und das Signing des M&A-Deals umsetzen.
Die Trennung vom Salzgeschäft ist Teil einer tiefergehenden Restrukturierung. „Nach intensiver Prüfung ist das die beste Option, um die zwingend erforderliche Entschuldung des Unternehmens zu erreichen“, kommentierte CEO Burkhard Lohr die Entscheidung.
Künftig will der Konzern sich auf das Kerngeschäft mit Düngemitteln fokussieren. Eine Neuaufstellung der Organisation sowie eine „neue Dimensionierung“ der Verwaltung sollen zu spürbaren Kostensenkungen führen. „Alle Standorte müssen nachhaltig einen positiven freien Cashflow erzielen“, so die Vorgabe in einer Unternehmensmitteilung.
K+S legt Fokus auf Düngemittel
K+S will sich nach Abschluss des Verkaufs „auf Basis einer soliden Finanzausstattung“ neu ausrichten. Die Investmentbank Berenberg hatte neulich geschätzt, dass ein Komplettverkauf des Salzgeschäfts dem Konzern einen Erlös von gut 2,2 Milliarden Euro einbringen könnte, die K+S-CFO Thorsten Boeckers in die Entschuldung stecken könnte. Langfristig jedoch dürfte der Verkauf des Salzgeschäfts den Konzern an anderer Stelle auch vor neue Herausforderungen stellen. Der Bereich gilt als deutlich stabiler und cashflow-stärker als das Kali-Geschäft.
Für 2019 erzielte K+S Umsätze von gut 4 Milliarden Euro, das ist nahezu konstant gegenüber dem Vorjahr. Für Rückenwind hatten höhere Durchschnittspreise für Kalidüngemittel im ersten Halbjahr gesorgt. Die nun zum Verkauf stehende Geschäftseinheit Americas steuerte einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro und einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 230 Millionen Euro bei.
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Die Nettofinanzverbindlichkeiten von K+S lagen zum Jahresende 2019 bei gut 3,1 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Das bereinigte Konzern-Ebitda gibt K+S zum Jahresende mit 640 Millionen Euro an. Daraus ergibt sich ein Verhältnis der Nettofinanzverbindlichkeiten zum bereinigten Ebitda von 4,9x (Jahresende 2018: 5,3x). Ein Lichtblick: 2019 erzielte das Unternehmen mit 140 Millionen Euro erstmals seit 2013 wieder einen positiven bereinigten freien Cashflow.
Anteilsverkauf an Kaliwerk Bethune ist vom Tisch
Einem weiteren möglichen M&A-Manöver, über das in der Vergangenheit spekuliert worden war, erteilte das K+S-Management hingegen nun eine Absage: Ein Anteilsverkauf an dem neuen Kaliwerk Bethune in Kanada sei nicht geplant, heißt es in einer Mitteilung.
Der Verkauf des Salzgeschäfts sowie die organisatorische Neuaufstellung sollen es dem Konzern ermöglichen, in den kommenden zwei Jahren die Verschuldung um mehr als 2 Milliarden Euro zu senken. Damit will der Konzern die Voraussetzungen für ein stabiles Crossover-Rating schaffen. Derzeit wird K+S von Standard & Poor’s mit BB- bewertet.
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K+S mit unsicherem Ausblick auf 2020
Zudem hat der Konzern im zurückliegenden Jahr nach eigenen Angaben bereits gut 100 Millionen Euro an Synergien in Verwaltung, Einkauf, Logistik, Produktion, Vertrieb und Marketing erzielt. Vom Jahresende 2020 an sollen es mehr als 150 Millionen Euro Synergien jährlich sein.
Der Ausblick auf 2020 ist bei K+S jedoch von hoher Unsicherheit geprägt – noch ist offen, wie sich beispielsweise das Coronavirus auswirken wird. Das Ebitda werde daher voraussichtlich wieder sinken und in einer Bandbreite zwischen 500 und 620 Millionen Euro liegen.
Info
Mehr über die beiden Manager am Ruder von K+S erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Burkhard Lohr und Thorsten Boeckers.