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Kuoni vor der Zerschlagung, Chance für Tui?

Tui sucht nach einem Käufer für seine Hotelbettendatenbank Hotelbeds. Statt dort weiter zu investieren, will sich der Reisekonzern auf die Entwicklung von Traumresorts wie hier in Korfu konzentrieren.
Tui Group

Die Verkaufsgerüchte rund um den Reisekonzern Kuoni gab es schon seit Wochen, jetzt folgte die Bestätigung. Kaufinteressenten seien an das Unternehmen herangetreten, gaben die Schweizer in einer Pflichtmitteilung bekannt: „Die Diskussionen sind in einem frühen Stadium“. Dem neuformierten Kuoni-Management um CEO Zubin Karkaria und CFO Prisca Havranek-Kosicek stehen nun harte Verhandlungen bevor, an deren Ende die Zerschlagung von Kuoni stehen könnte. Karkaria hatte seine Position erst im November angetreten, Havranek-Kosicek soll im Laufe des ersten Quartals die Arbeit aufnehmen.

Gleich vier PE-Investoren sollen dem Vernehmen nach am Erwerb der börsennotierten Kuoni interessiert sein. Dabei handelt es sich Medienberichten zufolge um EQT, Cinven und Permira sowie ein Konsortium bestehend aus dem chinesischen Reise-Konglomerat HNA Group, das im August 2015 schon Swissport für 2,73 Milliarden Schweizer Franken gekauft hatte, und Baring Private Equity Asia. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte jüngst die schwedische Beteiligungsfirma EQT Partners als aussichtsreichsten Kandidaten genannt.

Kuoni-Verkauf könnte Tui bei Verkaufsverhandlungen helfen

Würde Kuoni tatsächlich in die Hände eines PE-Investors wechseln, könnte davon auch Konkurrent Tui profitieren. Der größte europäische Reisekonzern hatte Mitte Dezember seine Sparte Hotelbeds (Umsatz 2014/15: 1,2 Milliarden Euro), die Nummer eins der Bettenvermittlungsbranche, zum Verkauf gestellt. Tui hat dafür die Bank of America Merrill Lynch und die Deutsche Bank mandatiert. Sollte EQT den Zuschlag für Kuoni erhalten, dürfte der PE-Investor auch Interesse an der Tui-Sparte anmelden, mutmaßt das Handelsblatt.

Diese Schlussfolgerung liegt nahe, schließlich passen die beiden Firmen nahezu perfekt zusammen: Sowohl Hotelbeds als auch die umsatzstärkste Kuoni-Sparte GTD vermitteln Übernachtungskapazitäten an Internetportale, Reisebüros und Veranstalter. Hinzu kommen auf beiden Seiten Visa-Dienstleistungen und Gruppenreisen für Geschäftskunden. Das europäische Reiseveranstaltergeschäft hatte Kuoni bereits im vergangenen Sommer an DER Touristik verkauft, einer Tochtergesellschaft des Handels- und Touristikkonzerns Rewe.

Bettenvermittlungsbranche sehr attraktiv für PE-Investoren

Für EQT wäre der Erwerb beider Firmen daher wohl ein sehr guter Ausgangspunkt für eine Buy-and-Build-Strategie. Bei diesem Ansatz versuchen PE-Investoren, den Wert ihrer Portfoliounternehmen vor allem durch Zukäufe statt durch Kostensenkungen zu steigern. Diese Herangehensweise ist in Zeiten, in denen Unternehmen durch die Vorbesitzer bereits auf Effizienz getrimmt worden sind, sehr populär: Der PE-Investor BC Partners etwa hat für die deutsche Laborkette Synlab 63 M&A-Deals eingefädelt. Der FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitor hatte erst kürzlich ergeben, dass viele PE-Investoren Buy-and-Build-Strategie für den derzeit schlagkräftigsten Werttreiber ihrer Investments halten.

In der Bettenvermittlungsbranche, die zu den am schnellsten wachsenden Dienstleistern im Reisesegment gehört, gilt dies allemal. Aufgrund der hohen Marktmacht von Kunden wie Booking.com oder HRS haben es kleinere Unternehmen in der Branche schwer, es herrscht Konsolidierungsdruck. Hotelbeds komme als Marktführer in dem Segment aber gerade einmal auf einen Marktanteil von 6 Prozent, zitiert das Handelsblatt Tui-Chef Fritz Joussen. Mit Kuonis Bettenvermittler Global Travel Distribution (GTD) ist auch der zweitgrößte Anbieter jetzt auf dem Markt.

750 Millionen Euro für Tui-Sparte Hotelbeds?

Mögliche Kaufpreise sind ebenfalls schon im Gespräch – zumindest unter den Investmentbanken. Kuonis GTD ist nach Schätzungen der Zürcher Kantonalbank 650 Millionen Euro wert. Für Branchenprimus Hotelbeds errechneten Analysten von Morgan Stanley sogar einen möglichen Kaufbetrag von 750 Millionen Euro.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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