Die Rewe Group will den Snacklieferanten Lekkerland kaufen, wie beide Unternehmen am späten Dienstag Abend mitteilten. Zusammen wollen sie die Unterwegsversorgung und den Außerhaus-Verzehr als strategischen Geschäftsbereich weiter ausbauen. Nach der Einschätzung von Rewe bieten diese Bereiche größeres Wachstumspotential als andere Teile des Lebensmittelhandels. Der Deal steht aber noch unter dem Vorbehalt der Freigaben durch die Wettbewerbsbehörden.
Eine Genehmigung würde Rewe den Zugriff auf den international aufgestellten Snack-Bereich von Lekkerland sichern. Mit 4.900 Mitarbeitern beliefert Lekkerland insgesamt 91.000 Verkaufsstellen und verfügt über ein engmaschiges Logistiknetz. „Die Kombination von Rewe mit der spezialisierten Logistik und der umfassenden Großhandels- und Convenience-Expertise von Lekkerland ist ein überzeugendes Erfolgsrezept für die Zukunft in einem wichtigen Segment des Lebensmittelmarktes. Das gilt hier in Deutschland ebenso wie im europäischen Ausland“, lässt sich Rewe-Chef Lionel Souque zitieren.
Lekkerland-Chef Patrick Steppe bezeichnet die beiden Unternehmen als „im hohen Maße komplementär“. Ein Zusammengehen würde beiden Partnern neue Perspektiven eröffnen.
Mit Lekkerland kauft Rewe einen Konkurrenten
Nichtsdestotrotz stehen Rewe und Lekkerland auch im Wettbewerb zueinander. So belieferte früher Lekkerland die Shops an den Aral-Tankstellen, bis Rewe diesen Auftrag erobern konnte. Dies drückte den Umsatz von Lekkerland im vergangenen Jahr von 12,8 auf 12,4 Milliarden Euro, während die Rewe Group 61 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Bei der Ertragsstärke sind die Unterschiede noch deutlich größer: Während Rewe 2018 einen Jahresüberschuss von 430 Millionen Euro erwirtschaftete, machte Lekkerland aus über 12 Milliarden Euro Umsatz zuletzt gerade einmal einen operativen Gewinn (Ebit) von 92,7 Millionen Euro, 12 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Für das laufende Jahr erwartet Lekkerland sogar noch weitere Ergebnisrückgänge.
Wie viel Rewe für Lekkerland auf den Tisch legt, ist nicht bekannt. Allerdings gibt es Hinweise, dass es sich bei der Transaktion um einen Milliardendeal handeln könnte. Legt man für Unternehmenswertberechnung das Ebit von 92,7 Millionen Euro und die aktuellen FINANCE-Multiples zugrunde, ergeben sich Summen im Bereich von 1 Milliarde Euro. Große Logistiker kommen auf Ebit-Multiples von 7,9x bis 9,8x, für Einzelhändler werden am M&A-Markt aktuell 8,9x bis 10,9x Ebit bezahlt. Davon ausgehend ergäbe sich ein Kaufpreis zwischen 825 Millionen und rund 1 Milliarde Euro.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.