Die Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch die Deutsche Lufthansa ist geplatzt. Wie Air Berlin am heutigen Mittwochnachmittag mitteilte, sei eine Freigabe durch die EU-Kommission nicht zu erwarten.
Daraufhin habe die Lufthansa die Berliner informiert, dass der Kauf des österreichischen Ferienfliegers Niki gescheitert ist. Die Air-Berlin-Tochter Walter will der Dax-Konzern indes weiter für 18 Millionen Euro übernehmen.
Dem britischen Konkurrenten Easyjet, der ebenfalls große Teile von Air Berlin kaufen wollte, wurden die notwendigen Genehmigungen hingegen erteilt.
Lufthansa wollte EU-Behörde entgegen kommen
Deutschlands bis dahin zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin musste im August dieses Jahres Insolvenz anmelden. Im Oktober hatte die Lufthansa dann den Zuschlag der Eigentümer erhalten, große Teile von Air Berlin übernehmen zu dürfen. Dazu gehörte auch der Ferienflieger Niki, der als der wertvollste Teil der insolventen Air-Berlin-Gruppe gilt.
Ende November schaltete sich jedoch die EU-Kommission ein und meldete ernsthafte Bedenken aufgrund der Niki-Übernahme durch die Lufthansa an. Im Vorfeld hatten sich Lufthansa-Konkurrenten wie der Reisekonzern Thomas Cook beschwert, dass der Dax-Konzern durch den Niki-Kauf auf einigen Flugrouten eine marktbeherrschende Stellung einnehmen würde.
Der Dax-Konzern zeigte sich bereit, Zugeständnisse zu machen und wertvolle Start- und Landerechte an Konkurrenten abzugeben. Doch das Entgegenkommen der Airline reichte den Wettbewerbshütern offenbar nicht.
Nun will die Lufthansa das durch den Kauf der Niki-Maschinen geplante Wachstum operativ stemmen. Das hatte Konzern-Chef Carsten Spohr vor wenigen Tagen im Falle eines Scheiterns des Deals verkündet.
Air-Berlin-Tochter Niki steht vor finanziellen Problemen
Die Lufthansa dürfte den fehlgeschlagenen Niki-Kauf tatsächlich verkraften, das Platzen des M&A-Deals hat jedoch schwere Konsequenzen für die Air-Berlin-Tochter. Die Lufthansa hatte die Österreicher zuletzt finanziell unterstützt, da Niki sich nicht mehr aus eigener Kraft finanzieren kann. Die Schieflage hat sich in den vergangenen Tagen noch einmal zugespitzt: Immer mehr Niki-Flüge waren zuletzt ausgefallen, berichtet das Branchenportal „Austrian Aviation“.
Sollte sich kurzfristig kein Käufer finden, dürfte Niki Insolvenz anmelden. Air Berlin prüft nun „andere Verwertungsalternativen“ für Niki, hieß es in der Mitteilung.
Kann Air Berlin den KfW-Kredit zurückzahlen?
Auch für die KfW könnte das Scheitern des Niki-Verkaufs finanzielle Konsequenzen haben. Die Förderbank hatte Air Berlin einen Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro gewährt.
Der eingeplante Erlös aus dem Niki-Verkauf von rund 200 Millionen Euro sollte der Rückzahlung des Darlehens dienen. Über andere Geldquellen oder wertvolle Assets verfügt Air Berlin nicht. Eine Rückzahlung des KfW-Kredits ist daher massiv gefährdet.
Info
Die Pleite von Air Berlin ist eine der größten der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte. Wie konnte Deutschlands zweitgrößte Fluglinie in die Insolvenz stürzen? Lesen Sie die ganze Geschichte auf unserer FINANCE-Themenseite zu Air Berlin.
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Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.