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Lufthansa steigt in Poker um Norwegian ein

Der Übernahmepoker um Norwegian geht in eine neue Runde: Auch die Lufthansa prüft einen Einstieg. Die Norwegian-Aktie profitiert.
bruev/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Lufthansa interessiert sich für die Übernahme des norwegischen Billigfliegers Norwegian. „Es steht eine weitere Konsolidierungswelle an. Das heißt, dass wir auch mit Norwegian in Kontakt stehen“, zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Ob es zu einer Übernahme komme, sei „eine Frage des strategischen Mehrwerts, des Preises und der wettbewerbsrechtlichen Möglichkeiten“.

Damit eröffnet der deutsche Branchenprimus eine weitere Runde im Übernahmepoker um die norwegische Fluggesellschaft, die das Konzept der Billigflieger auf die Langstrecke übertragen möchte. Norwegian hat in den vergangenen Wochen schon zwei Offerten der International Airlines Group (IAG) zurückgewiesen, der Holdinggesellschaft von British Airways, Vueling und Iberia. Auch der irischen Ryanair wird Interesse nachgesagt.

Lufthansa könnte Billigfliegersparte ausbauen

Norwegian expandiert kräftig, hat dabei aber die Bilanzrelationen aus dem Blick verloren. Dem Branchenportal „airliners.de“ zufolge soll die Norwegian-Flotte in diesem Jahr um 21 Jets auf 165 Flugzeuge steigen und bis Ende 2020 sogar auf 225 Maschinen anwachsen. Der Anteil der geleasten Flugzeuge soll von derzeit gut 50 Prozent auf etwas über 30 Prozent sinken.

Die Investitionen lassen die Verschuldung steigen: Das Branchenportal „Aero.de“ beruft sich auf eine Einschätzung der US-Bank Morgan Stanley, der zufolge ein Käufer den gewaltigen Betrag von bis zu 6,6 Milliarden Euro Verbindlichkeiten von Norwegian mittragen müsste. Selbst für die Lufthansa wäre dies ein riskant großer Schuldenberg. Lufthansa-CFO Ulrik Svensson bilanzierte 2017 eine Nettokreditverschuldung von 2,88 Milliarden Euro.

Trotz der hohen Verbindlichkeiten könnte Norwegian strategisch interessant sein. Die Lufthansa will ihre Billigfluggesellschaft Eurowings ausbauen und weitere Langstreckenverbindungen aufnehmen. In diesem Segment ist Norwegian stark.

Allerdings halten sich die Gerüchte, dass IAG-Konzernchef Willie Walsh bereits ein drittes Angebot für Norwegian vorbereite. Im Raum steht ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. IAG hält bereits  eine Beteiligung von 4 Prozent an Norwegian.

Übernahmepoker hilft Norwegian-Aktie aus dem Tal

Für die Norwegian-Aktionäre ist das Interesse der Lufthansa ein positives Zeichen: An der Frankfurter Börse legte die Aktie am Montagvormittag um fast 12 Prozent zu und nahm die 29-Euro-Marke ins Visier. In Oslo legte die Aktie ebenfalls um mehr als 10 Prozent zu.

In den vergangenen Wochen haben die Übernahmespekulationen der Norwegian-Aktie schon weit aus ihrem Tal herausgeholfen: Ende März notierte die Aktie nur bei Werten um 17 Euro. Als die Übernahmegerüchte Fahrt aufnahmen, war die Aktie im April aber auch schon einmal  über die 31-Euro-Marke geklettert.

Info

Gewinnwarnungen, ein Streik nach dem nächsten, ein groß angelegter Konzernumbau – und jetzt auch noch das Coronavirus: Die Lufthansa ist im Krisenmodus. Wie die größte deutsche Airline um die Wende ringt, lesen Sie auf unserer Themenseite zur Lufthansa

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