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Lufthansa und Easyjet buhlen um Alitalia

Der Bieterkampf ist eröffnet. Neben Lufthansa und Easyjet bieten noch fünf weitere Unternehmen um Alitalia.
Gail Hanusa

Nachdem Lufthansa erst vor wenigen Tagen den Kaufvertrag für einen Großteil von Air Berlin unterschrieben hat, hat die Airline nun ein neues Ziel im Visier: die italienische Fluglinie Alitalia. Bereits am gestrigen Montag gab es Gerüchte über ein Interesse, nun hat der deutsche Konzern offiziell bestätigt, vor Ende der Bieterfrist am Montagabend ein offizielles Angebot abgegeben zu haben. Dabei habe Lufthansa kein Interesse an der gesamten Airline, sondern nur am weltweiten Netzverkehr und den europäischen und inneritalienischen Direktverbindungen.

Laut Angaben des in Köln ansässigen Konzerns, habe man ein Konzept für den Aufbau einer „neu aufgestellten Alitalia“ vorgelegt. Der Zukauf soll künftig unter dem Namen New Alitalia in den Lufthansa-Konzern integriert und „mit einem fokussierten Geschäftsmodell“ wieder ertragreich werden.

Lufthansa will New Alitalia aufbauen

Über den genauen Kaufpreis wurden von offizieller Seite keine Angaben gemacht. Jedoch hieß es in einem Bericht der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“, dass Lufthansa rund 500 Millionen Euro geboten haben soll. Außerdem sehe das Angebot die Streichung von 6.000 der insgesamt 11.000 Stellen bei Alitalia vor, heißt es darin weiter. Das Blatt beruft sich dabei auf Informationen von mehreren Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sein sollen.

Der Betrag erscheint vor dem Hintergrund der Air-Berlin-Übernahme nicht unrealistisch. Lufthansa musste für Teile des insolventen Konkurrenten – darunter Flugzeuge der österreichischen Tochter Niki und der Regionaltochter LG Walter – etwa 210 Millionen Euro auf den Tisch legen.

Easyjet und fünf Konkurrenten bieten mit

Neben Lufthansa bietet auch der britische Billigfluganbieter Easyjet für Teile der italienischen Fluglinie. Inwiefern die beiden Konkurrenten Interesse an identischen Geschäftsteilen haben, ist nicht bekannt. Easyjet teilte lediglich am Montag mit, dass die Fluglinie für Teile einer restrukturierten Alitalia biete.

Daneben gibt es offenbar noch weitere Interessenten. Laut Alitalia sind mit Ablauf der Bieterfrist sieben Angebote für eine Übernahme eingetroffen. Um wen es sich bei den übrigen Bietern handelt und welche Pläne sie verfolgen, ist nicht bekannt.

Alitalia schreibt seit Jahren Verluste

Alitalia befindet sich seit Jahren in starken Turbulenzen. So wie auch die insolvente Air Berlin konnten sich die Italiener nur durch die massive finanzielle Unterstützung des Anteilseigners Etihad über Wasser halten. Zudem erhält der italienische Staat die Airline seit Mai dieses Jahres mit einem sechsmonatigen Brückenkredit über 600 Millionen Euro künstlich am Leben.

Dieser Brückenkredit soll im November dieses Jahres bis September 2018 verlängert werden und Alitalia mit weiteren 300 Millionen Euro versorgen. Der italienische Verkehrsminister Graziano Delrio hatte bekräftigt, dass man den Fluganbieter nicht „verscherbeln“ und die Angebote eingehend prüfen werde. Es ist also davon auszugehen, dass der Verhandlungsprozess kompliziert und langwierig sein wird.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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Gewinnwarnungen, ein Streik nach dem nächsten, ein groß angelegter Konzernumbau – und jetzt auch noch das Coronavirus: Die Lufthansa ist im Krisenmodus. Wie die größte deutsche Airline um die Wende ringt, lesen Sie auf unserer Themenseite zur Lufthansa.

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