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Lufthansa will Air-Berlin-Tochter Niki kaufen

Für Air Berlin wird die Zeit bei den Verkaufsverhandlungen knapp: Die insolvente Airline hat womöglich schon bald nicht mehr genug Geld, um den Flugbetrieb vollständig aufrecht zu erhalten. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Käme es zu Flugausfällen, könnte dies auch für mögliche Käufer von Air Berlin erhebliche Schwierigkeiten nach sich ziehen: Die begehrten Start- und Landerechte der Airline würden wohl neu ausgeschrieben.

Zwar hat die insolvente zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft erst vor gut einer Woche einen Brückenkredit über 150 Millionen Euro von der Staatsbank KfW erhalten. Dieser sollte sicherstellen, dass Air Berlin für die drei Monate, in der das alte Management das Unternehmen in Eigenregie sanieren beziehungsweise verkaufen muss, das operative Geschäft weiterführen kann.

Doch offenbar reichen die Mittel dafür nicht aus, weil viele Lieferanten und Flughäfen inzwischen Vorkasse von den Berlinern verlangen. Zudem könne Air Berlin nicht auf die Umsätze aus Buchungen für künftige Flüge zugreifen, schreibt die SZ. Diese würde auf einem neutralen Konto landen, um sicherzustellen, dass Kunden ihr Geld zurückbekommen, falls Flüge gestrichen werden.

Zerschlagung von Air Berlin soll schnell über die Bühne gehen

Deshalb soll nun schnell über die Zukunft von Air Berlin entschieden werden. Bereits bei der heutigen ersten Sitzung des Gläubigerausschusses könnte eine Zerschlagung beschlossen werden. Die SZ berichtet, die Lufthansa sei bereit, einen „vergleichsweise hohen Kaufpreis“ für die Air-Berlin-Tochter Niki zu zahlen. Die österreichische Ferienflieger fliegt dem Vernehmen nach profitabel und gilt daher als letzte Perle im Portfolio der Berliner.

Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: „Es gibt Gespräche zwischen Lufthansa und zum Beispiel Niki. Ich schließe nicht aus, dass es da schon erste Ergebnisse geben könnte.“ Machnig begleitet die Verhandlungen um Air Berlin. Mit dem Erlös aus dem Niki-Verkauf ließe sich der vom Bund garantierte Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro wohl zurückzahlen, zitiert die FAZ einen Branchenbeobachter.

Ursprünglich war geplant, dass Air Berlin seine Niki-Anteile für 300 Millionen Euro an den Großaktionär Etihad verkauft. Das Kaufpreis, der deutlich über dem Buchwert der Lande-, Marken- und Firmenrechte von Niki lag, war im März bereits geflossen. Im Juni platzte jedoch das geplante Joint Venture zwischen Etihad und Tui, das Voraussetzung für den Deal gewesen wäre. 

Auch Easyjet, Condor, Tuifly und Wöhrl buhlen um Air Berlin

Als weitere Interessenten an Teilen von Air Berlin gelten neben der Lufthansa Easyjet, die Thomas-Cook-Tochter Condor und die Fluglinie Tuifly. Der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat nach eigenen Angaben ebenfalls sein Interesse beim Air-Berlin-Sachwalter Lucas Flöther bekundet. Wöhrl will die Fluggesellschaft aber nur als Ganzes übernehmen, was das Management und die Bundesregierung für wenig sinnvoll erachten.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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