Die vergangenen Jahre haben die M&A-Beraterbranche in Deutschland auf eine harte Probe gestellt, viele Marktteilnehmer hatten Mühe, ihre Kapazitäten auszulasten. Doch die auffrischende Aktivität am M&A-Markt scheint das Problem einzudämmen. Darauf lassen die Ergebnisse der jüngsten Befragung des FINANCE M&A Panels schließen, für das die Redaktion von FINANCE gemeinsam mit der Kanzlei CMS Hasche Sigle sowohl M&A-Chefs in deutschen Unternehmen als auch führende Investmentbanker und M&A-Berater anonym zu ihrer Markteinschätzung befragt hat.
Erstmals war auch ein Transaktionsindikator Bestandteil der Umfrage, der einen Blick auf die aktuelle und künftige Auslastung der Beratungshäuser ermöglichen soll. Er zeigt, dass die M&A-Berater aktuell mit Projekten überdurchschnittlich hoch ausgelastet sind. Dies bezieht sich auf M&A-Deals, deren Signing innerhalb der vergangenen zwei Monate stattgefunden hat oder in den kommenden zwei Monaten ansteht.
Projektaufkommen bei M&A-Deals über dem Durchschnitt
Die Befragten vergaben zur Bewertung der aktuellen Projektauslastung Punkte auf einer Skala von -5 (stark unterdurchschnittlich) bis +5 (stark überdurchschnittlich). Der Wert 0 entspricht einem durchschnittlichen Projektaufkommen. Insgesamt gaben 58 Prozent der befragten M&A-Berater an, dass ihr aktuelles Projektaufkommen zwischen +1 und +5 und damit über dem Durchschnitt liegt.
Für das aktuelle Projektaufkommen ergibt sich insgesamt ein Durchschnittswert von 1,08. Auch Thomas Meyding, Partner bei CMS Hasche Sigle, sieht eine deutlich gesteigerte Aktivität bei M&A-Deals: „Viele Transaktionen, die in den vergangenen zwei Jahren wieder zur Seite gelegt wurden, werden reaktiviert. Darüber hinaus werden viele neue Projekte angestoßen.“
Im Detail ist zu erkennen, dass die Einschätzung von Beratungshäusern, die vor allem mittlere und große Deals beraten, mit einem Wert von 1,61 positiver ausfällt als bei Häusern mit dem Schwerpunkt auf Smallcap-Transaktionen (0,71). „Die gestiegene Aktivität im Largecap-Segment ebenso wie im oberen Bereich des Midcap-Segments signalisiert Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung und vor allem in die Stärke deutscher Unternehmen in ihren jeweiligen Märkten“, meint CMS-Partner Oliver Wolfgramm. Dies mache M&A-Deals in den oberen Marktsegmenten sowohl für Verkäufer als auch für Käufer wieder attraktiver.
Das bestätigt auch der Ausblick der M&A-Berater: Wegen einer guten Grundauslastung mit bereits fest erteilten Mandaten erwarten die M&A-Spezialisten für die kommenden drei bis acht Monate sogar noch einen weiteren leichten Anstieg des Projektaufkommens. Insgesamt 73 Prozent der befragten Beratungshäuser erwarten in den kommenden Monaten ein überdurchschnittliches Projektaufkommen.
Corporate-M&A-Chefs gehen viele Deals an
Auch die befragten Corporate-M&A-Chefs sind zurzeit gut ausgelastet. Rund 60 Prozent geben eine durchschnittliche Auslastung an, etwa jeder Dritte sagt, die M&A-Pipeline im eigenen Haus sei überdurchschnittlich gefüllt – vor allem mit Akquisitionsprojekten. Rund 90 Prozent der befragten M&A-Chefs arbeiten aktuell überwiegend an Zukäufen (Juni 2013: rund 73 Prozent).
Die gute Auslastung der M&A-Abteilungen kommt der Beraterbranche allerdings nur bedingt zugute – lediglich bei 15 Prozent der Unternehmen ist der Transaktionsanteil mit externen Beratern gestiegen.
Info
Mehr Einschätzungen und Indikatoren zur aktuellen Lage am deutschen M&A-Markt lesen Sie im aktuellen FINANCE M&A Panel. Die wichtigsten M&A-Transaktionen, Personalien und Beratermandate der vergangenen Wochen finden Sie immer im Überblick auf unserer Themenseite M&A-Deals.