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M&A-Deal: Deutsche Rohstoff sichert Mittelstandsanleihe

Bohrturm von Tekton Energy in den USA: Das Öl- und Gasförderunternehmen hat einen Verkaufsvertrag über die wesentlichen Vermögenswerte seines Erdölprojektes in und um Windsor in Colorado unterschrieben.
Deutsche Rohstoff

Erlösende Nachricht für den angeschlagenen Markt für Mittelstandsanleihen: Nach einer Reihe von Hiobsbotschaften wartet mit der Deutschen Rohstoff AG einer der größten Emittenten mit einer guten Nachricht für seine Investoren auf. Durch den geplanten Verkauf des Erdölprojekts „Windsor“ der US-Tochter Tekton Energy ist die Rückzahlung der erst 2013 begebenen Mittelstandsanleihe deutlich wahrscheinlicher geworden. „Der Verkauf bringt uns einen hohen Gewinn und sichert bereits frühzeitig die Rückzahlung der Anleihe“, sagt Thomas Gutschlag, CFO der Deutschen Rohstoff AG. „Der Verkaufserlös gibt uns darüber hinaus erheblichen finanziellen Spielraum bei der Umsetzung weiterer Öl- und Gasprojekte in den USA.“

M&A-Deal: Verkaufspreis beträgt 200 Millionen US-Dollar in bar

Der Kaufvertrag steht noch unter dem Vorbehalt einer Due Diligence, die bis spätestens 30. Mai abgeschlossen sein muss. Der Verkaufspreis beträgt 200 Millionen US-Dollar in bar. Davon habe der nicht namentlich benannte Käufer bereits jetzt einen anrechenbaren Vorschuss in Höhe von 18 Millionen US-Dollar auf ein Treuhandkonto einbezahlt, teilte die Deutsche Rohstoff mit. Diesen Betrag erhalte Tekton grundsätzlich auch dann, wenn die Prüfung des Käufers negativ ausfällt und die Transaktion nicht durchgeführt würde.

Die Transaktion soll rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres gelten. „Wir gehen davon aus, dass der Vertrag wie abgeschlossen umgesetzt wird“, sagte Titus Gebel, CEO der Deutschen Rohstoff AG. „Damit wäre das Windsor-Projekt erfreulich früh zu einem hochprofitablen Abschluss gelangt.“

Die US-Tochter Tekton Energy wurde 2011 gegründet und verantwortet heute eines der Kernprojekte der Unternehmensgruppe: die Förderung von Schieferöl in Colorado. Bis Mitte 2015 wollte die Deutsche Rohstoff in Colorado eigentlich über 80 Horizontalbohrungen vornehmen und mehr als 300 Millionen US-Dollar investieren.

An Tekton hält das Heidelberger Bergbauunternehmen mittelbar 72,15 Prozent und finanziert das laufende Bohrprogramm mit Darlehen. Die daraus resultierenden Forderungen der Deutsche Rohstoff gegen das Öl- und Gasförderunternehmen belaufen sich derzeit auf rund 30 Millionen US-Dollar. Diese Verbindlichkeiten muss Tekton zunächst zurückführen. Der restliche Verkaufserlös plus die liquiden Mittel von Tekton stehen dann den Gesellschaftern gemäß ihrer Beteiligungsquote zu.

Deutsche Rohstoff: Call-Option für Mittelstandsanleihe ab Sommer 2016

Damit steht auch der Deutschen Rohstoff AG ein erheblicher Teil des Verkaufserlöses des Erdölprojektes zu, der die im Rahmen der Mittelstandsanleihe 2013 aufgenommenen Anleiheverbindlichkeiten von etwas über 60 Millionen Euro übersteigen dürfte. Das Papier läuft bis Sommer 2018 und wird mit 8 Prozent  verzinst.

Die Deutsche Rohstoff AG hat aber erstmals im Juli 2016 die Möglichkeit, die Anleihe vorzeitig zurückzuzahlen. Dem Wertpapierprospekt zufolge beträgt der vorzeitige Rückzahlungsbetrag ab dem 11. Juli 2016 103 Prozent des zurückzuzahlenden Nennbetrags der Mittelstandsanleihe, ein Jahr später nur noch 102 Prozent des Nennwerts.

Ob er diese Kündigungsmöglichkeit nutzen wird, ließ CFO Thomas Gutschlag auf FINANCE-Anfrage hin offen. „Das hängt von unseren weiteren Projekten ab“, sagte er zu FINANCE und erklärte weiter: „Wir wollen weitere Öl- und Gasprojekte in den USA umsetzen. Derzeit ist noch nicht geklärt, wie wir diese Projekte finanzieren werden. Sowohl Eigen- als auch Fremdkapital sind denkbar.“

Der Verkaufserlös aus dem Erdölprojekt gibt der Deutschen Rohstoff AG auf jeden Fall ausreichend finanziellen Spielraum für ihre weiteren Wachstumspläne. Auch der Markt würdigt diese Entwicklungen: Die Mittelstandsanleihe der Deutsche Rohstoff notiert mit aktuell 108,5 Prozent vom Nennwert, der zuletzt schon stark gestiegene Aktienkurs legt um mehr als 4 Prozent zu.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.