Die weltweite M&A-Aktivität hat 2014 erstmals wieder ein Niveau erreicht, wie der Markt es zuletzt vor der Finanzkrise erlebt hat. Das ist das Ergebnis der Studie „Global M&A Trends 2015“ der Kanzlei Clifford Chance. Das Volumen der weltweiten M&A-Deals ist 2014 gegenüber dem Vorjahr um satte 45 Prozent auf 3,23 Billionen US-Dollar gestiegen. Zuletzt war der Wert nach Angaben von Clifford Chance im Vorkrisenjahr 2007 so hoch. Besonders stark im Fokus waren die USA:
Mit knapp 44 Prozent des Dealvolumens waren US-Unternehmen als Käufer oder Verkäufer an einem Großteil der weltweiten M&A-Deals 2014 beteiligt. Besonders aus Deutschland und anderen europäischen Ländern flossen Investitionen nach Nordamerika: Insgesamt investierten europäische Unternehmen 277 Milliarden US-Dollar in den USA. Der Trend zum Zukauf in den USA beruht auf wirtschaftlichen Hoffnungen, sagt Christof-Ulrich Goldschmidt, Partner und Leiter der internationalen Industrials-Gruppe bei Clifford Chance: „Viele produzierende Unternehmen erwarten, dass die USA mit der Fracking-Technologie ihre Energiekosten dauerhaft niedrig halten werden.“ Dadurch seien amerikanische Unternehmen für weiteres Wachstum gut aufgestellt. „Die USA werden auch 2015 ein attraktiver Markt für M&A-Deals bleiben.“
PE-Investoren dringen in neue Märkte vor
In anderen Regionen wird die M&A-Tätigkeit dagegen abflauen: Die Sanktionen gegen Russland sind weiterhin ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor für Investoren. Selbst wenn in der Ukraine-Krise eine Einigung erzielt werden sollte, dürften Investoren mit M&A-Deals in der Region erst einmal abwarten, meint Goldschmidt.
Neue Märkte gewinnen gerade für PE-Investoren wegen des anhaltenden Anlagedrucks weiter an Interesse. Da nicht genügend Assets am Markt verfügbar sind, wagen sich Investoren immer mehr in neue Regionen vor, beobachtet Goldschmidt. Ganz oben auf der Liste stünden dabei Investitionen in Afrika.
Weltweit gelangen PE-Investoren 2014 mehr Exits als in den vergangenen Jahren. Weltweit verzeichnet Clifford Chance eine Zunahme von gut 20 Prozent gegenüber 2013 auf insgesamt 489 Milliarden US-Dollar.
CFOs gehen bei M&A-Deals keine Compliance-Risiken mehr ein
Gerade Investitionen außerhalb der gängigen Industrieländer bergen jedoch Risiken. Compliance- und Reputationsrisiken rücken auf der Agenda der Entscheider immer weiter nach oben. „CFOs wollen sich keine Compliance-Risiken ins Haus holen“, erklärt Goldschmidt. Hinweise auf mögliche Compliance-Themen könnten daher schnell zum Dealbreaker werden. Damit es nicht dazu kommt, gilt laut Goldschmidt die oberste Regel: „Vorbereitung ist der beste Schutz.“ Dabei legen Unternehmen immer mehr Wert auf größtmögliche Transparenz.
CFOs wappnen sich stärker gegen kartellrechtliche Risiken
Immer häufiger verlangen Unternehmen vor der eigentlichen Due Diligence daher auch eine kartellrechtliche Machbarkeitsprüfung, um festzustellen, ob sich die aufwändige Vorbereitung eines Deals überhaupt lohnt. Kartellrechtliche Bedenken können eine Transaktion zum Scheitern bringen, aktuell zittert Edeka um das weitere Schicksal der Übernahme der Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann. Ein Aspekt allerdings bereitet Unternehmen und PE-Investoren hierzulande bei M&A-Deals kein Kopfzerbrechen. Bei der Finanzierung sind sie in einer guten Position: „Bei Finanzierungsfragen gab es weltweit lange Zeit Probleme, heute ist das für deutsche Unternehmen kein Hindernis mehr“, sagt Goldschmidt. Dieses Ergebnis bestätigt auch das frisch veröffentlichte FINANCE M&A Panel.
Trend bei M&A-Deals hin zur Technologieführerschaft
Was das Deal-Volumen angeht, lagen 2014 zwei Branchen vorn: der Energiesektor, in dem Transaktionen im Gesamtvolumen von rund 630 Milliarden US-Dollar abgewickelt wurden, sowie der Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation (Gesamtvolumen rund 600 Milliarden US-Dollar). Auch branchenfremde Unternehmen verstärken sich im Technologiesektor: „Unternehmen erwerben immer mehr Know-How und Technologien. Ziel bei Zukäufen ist nicht mehr nur reines Umsatzwachstum, sondern die Entwicklung zum Technologieführer“, beobachtet Goldschmidt.
Neben dem Trend im Technologiebereich überraschte besonders der Bereich Healthcare mit einer starken Entwicklung. Dort hat sich das Volumen der M&A-Deals mehr als verdoppelt auf insgesamt knapp 380 Milliarden US-Dollar.