Bosch will die ZF Lenksysteme, den Spezialisten für elektronische Lenkungen der ZF Friedrichshafen, komplett übernehmen. Die beiden Unternehmen hatten die ZF Lenksysteme mit Sitz in Schwäbisch Gmünd bisher als Gemeinschaftsunternehmen seit 1999 zusammen gehalten – nun gibt ZF Friedrichshafen die restlichen 50 Prozent ab. Mit 13.000 Mitarbeitern setzte die ZF Lenksysteme im vergangenen Jahr 4,1 Milliarden Euro um. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die F.A.Z. spricht aber von einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag und bezieht sich auf Branchenkenner. Noch muss das Kartellamt dem Deal zustimmen. Beraten wurde Bosch Inhouse unter der Federführung von Bettina Holzwarth (Recht) und Andreas Krause (Steuern) sowie von Gibson Dunn & Crutcher unter der Leitung von Lutz Englisch. ZF Friedrichshafen wurde Inhouse von einem Team um Jan Eckert (Recht) sowie von Glade Michel Wirtz (Federführung: Achim Glade), Held Jaguttis und Heymann & Partner unterstützt.
ZF Friedrichshafen schließt Megadeal ab
Mit der Abgabe der Lenksysteme hatte der Getriebehersteller ZF Friedrichshafen möglicherweise Balast abgeworfen, um seinen Megadeal besser zu stemmen: Wenige Tage zuvor gab er bekannt, dass er den US-Konzern TRW für 13,3 Milliarden US-Dollar übernimmt. Damit könnte ZF unter die größten drei Automobilzulieferer der Welt aufrücken. 12,4 Milliarden Dollar wurden bar gezahlt, hinzu kommen Schulden im Wert von 961 Millionen Dollar, die ZF übernimmt. Der Kaufpreis-Multiple liegt bei 7,9x Ebitda. Aktionären bietet der Käufer 106,60 Dollar je Aktie an, anschließend soll TRW von der Börse genommen werden. Das fusionierte Unternehmen soll einen Umsatz von insgesamt 41 Milliarden Dollar haben. ZF-CFO Konstantin Sauer will die Transaktion konservativ finanzieren, also voraussichtlich über Bankkredite. Beraten wurde ZF von Citigroup und Deutscher Bank, die auch bereits Finanzierungszusagen erteilt haben sollen, sowie Sullivan & Cromwell. TRW wurde unterstützt von Gleiss Lutz (Federführung: Christian Cascante und Jochen Tyrolt) und Simpson Thatcher.
Mytheresa.com hat Käufer gefunden
Mytheresa.com, ein Online-Händler für Luxusmode mit Sitz in München, wurde an die US-amerikanische NeimanMarcus Group verkauft. Verkäufer sind die Gründer Christoph und Susanne Botschen sowie Venture-Capital Investor Action Capital Partners. Darüberhinaus übernimmt Neiman Marcus den Flagship Store in München Theresa. Mytheresa.com wurde 2006 in Ergänzung zum Store gegründet und setzt jährlich 130 Millionen US-Dollar um. Der Deal soll noch im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden. Beraten wurde Neiman Marcus von Proskauer Rose LPP und Hengeler Mueller (Recht) unter der Federführung von Bernd Wirbel und Maximilian Schiessl sowie Morgan Stanley (Finanzen). Finanzberater der Verkäufer waren Altium Capital und Goldman Sachs. Rechtsberater waren Milbank und Guett Olk Feldhaus (Federführung: Sebastian Olk und Attila Oldag).
Rheinmetall und Airbus: Die Rüstungsbranche konsolidiert sich
Rheinmetall plant offenbar einige ehrgeizige M&A-Deals, die den Konzern zum Marktführer in der Rüstungsbranche machen könnten. Offenbar will Rheinmetall die Marinesparte mit Fokus auf den U-Boot-Bau von Thyssen-Krupp übernehmen, wie das Handelsblatt berichtet. Im Gegenzug könnte das Unternehmen seine Automobilsparte an Thyssen-Krupp verkaufen. Außerdem soll Rheinmetall um den Münchener Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW), eine Tochter der Kasseler Wegmann GmbH, werben. Der allerdings suchte bisher den Zusammenschluss mit der französischen Nexter Systems. Und auch die Airbus-Töchter Atlas Elektronik und Opronics sind im Visier des Konzerns.
Nur wenige Tage später bestätigte Airbus, dass es Teile seiner Rüstungssparte verkaufen will, darunter das US-Luftfahrtengineering-Geschäft Fairchild Controls, das Digitalfunkunternehmen Rostock System-Technik, das französische Outsourcing-Unternehmen AvDef, das Software- und IT-Unternehmen ESG wie auch Atlas Elektronik. Ein Geschäftsvolumen von 2 Milliarden Euro steht zur Disposition.
Bayer will Kunststoffsparte abstoßen
Bayer will sich von seiner Kunststoffsparte MaterialScience trennen und den Konzern an die Börse bringen. Der Wert der Sparte wird von Analysten auf mindestens 8 Milliarden Euro geschätzt. Die Sparte hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 11,4 Milliarden Euro und bildet das Schlusslicht im Konzern. CEO Marijn Dekkers und CFO Werner Baumann hatten der Sparte daher bereits einen Sparkurs verordnet, dessen Erfolg sich noch zeigen muss. Doch auch ein Verkauf scheint nicht unwahrscheinlich: Offenbar könnten auch PE-Investoren interessiert sein. Der Deal wird damit das erste Großprojekt des künftigen Bayer-CFOs Johannes Dietsch werden, der Anfang Oktober für Werner Baumann kommen wird.
Bastei Lübbe geht Joint Venture ein
Erst vergangene Woche gab Bastei Lübbe bekannt, mit beam-ebooks.de stärker im Internet zu expandieren, nun geht der Verlag ein 50:50-Joint Venture mit Imperative Entertainement ein, ein in den USA beheimatetes Multi-Plattform Entertainment Studio. Die Tochterfirma wird den Namen Bastei Inc. tragen und soll die internationale und multimediale Expansion des Verlags unterstützen. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit einiger Zeit zusammen. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt.
Henkel wartet wieder mit M&A-Deal auf
Henkel will sein Produktportfolio im Bereich Klebestoffe ausbauen und hat den US-Hersteller von wärmeableitenden Lösungen Bergquist Company erworben. Bergquist befindet sich derzeit in Privatbesitz und erzielte vergangenes Jahr mit rund 1.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 130 Millionen Euro. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt. Die Klebestoff-Sparte macht derzeit 8,2 Milliarden Euro im Jahresumsatz von 16,4 Milliarden Euro des Handelsunternehmens aus und ist damit ein wichtiges Standbein. Henkel machte erst vor wenigen Monaten mit gleich zwei Zukäufen im Bereich Waschmittel und Friseurgeschäft von sich reden.
Adcuram nimmt Bien-Zenker von der Börse
Die Münchener Finanzinvestor Adcuram hat die 100-prozentige Übernahme des Fertighausherstellers Bien-Zenker abgeschlossen. Damit kann Bien-Zenker von der Börse genommen werden, nachdem das Squeeze Out erfolgreich beendet werden konnte. Den Erwerb von Bien-Zenker hatte Adcuram fast völlig mit Eigenkapital finanziert und bezahlte insgesamt knapp 40 Millionen Euro für den Fertighaushersteller. „Wir glauben, dass der Markt für Fertighäuser – nicht nur getrieben vom Zinsthema – weiter wächst und Bien-Zenker sich mindestens mit dem Markt entwickeln kann“, begründete Gründer und Vorstand von Adcuram Thomas Probst den Kauf in einem Interview gegenüber FINANCE vor wenigen Monaten.
Tui und Tui Travel einigen sich
Tui und Tui Travel haben sich auf die Konditionen ihrer Fusion geeinigt. Nach dem Zusammenschluss wird das Gesamtunternehmen nach eigenen Angaben einen Wert von 6,5 Milliarden Euro haben. Die Eigner der Tui Travel werden für jeden gehaltenen Anteil 0,399 neue Tui-AG-Aktien erhalten. Damit würden die bestehenden Tui-Travel-Aktionäre 46 Prozent halten und die Tui-AG-Aktionäre 54 Prozent. Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in Deutschland haben und im Premium-Segment der Londoner Börse notiert sein, in Deutschland sei aber eine Zweitnotiz geplant. Die Fusion zwischen den Unternehmen gestaltete sich bisher schwierig.
Investoren könnten bei Adidas einsteigen
Nach einem Bericht des manager-magazins erwägen milliardenschwere Investoren einen Einstieg bei Adidas. Es soll sich dabei um angelsächsische Hedgefonds wie Third Point, der Fonds des New Yorker Investors Daniel Loeb handeln. Außerdem kämen Eric Knight, Chef der US-Investmentfirma Knight Vinke, sowie der Fonds TCI des Briten Chris Hohn in Frage, so das Magazin.
M&A-Personalien
Die Crédit Agricole hat sich personell verstärkt: Simon Wilske ist neuer Head of M&A für Deutschland und Österreich bei der Corporate und Investment Bank. Mit ihm will die Bank ihre M&A-Aktivitäten in beiden Ländern verstärken. Wilske hatte erst vor einem Jahr zu Goetzpartners gewechselt, davor war er für die Citigroup tätig.
Vincent Thiebaud ist zum neuen Head of Corporate Finance Schweiz bei J.P. Morgan ernannt worden. Vor seinem Wechsel war zuvor zehn Jahre lang bei der Credit Suisse in Zürich und Frankfurt, wo er sich unter anderem mit dem M&A-Geschäft beschäftigte.
Das Beratungshaus Mayerhöfer & Co hat sein Team verstärkt: Christoph Höfer wird als Partner und Thomas Retzlaff als Associate Partner das Team im Frankfurter Büro unterstützen. Beide bringen viel M&A-Erfahrung mit: Der 42-jährige Christoph Höfer war zuvor Managing Director bei der BHF-Bank und fokussierte sich auf Transaktionen im Sektor Konsumgüter und Chemie. Davor war er über elf Jahre im M&A-Bereich bei Sal. Oppenheim tätig. Der 55-jährige Thomas Retzlaff war vor seinem Wechsel Associate Partner in einem großen Single Family Office. Davor war er Head of M&A bei der ABB.
Weitere M&A-Deals
Die Tele Columbus Gruppe, nach eigenen Angaben der drittgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber, hat den Glasfaserspezialisten BIG Medienversorgung erworben. Beraten wurde der Käufer von Morrison & Foerster unter der Federführung von Jörg Meißner.
PE-Investor Capiton hat sein Portfolio-Unternehmen Lahmeyer International an Tractebel Engineering, eine Tochtergesellschaft der GDF Suez Energy Services, verkauft. Lahmeyer bietet Planungs- und Beratungsdienstleistungen an und hatte 2013 einen Umsatz von 140 Millionen Euro. Capiton hatte das Unternehmen 2007 vollständig gekauft. Beraten wurde der Investor von Ferber & Co., Ernst & Young und BMH Bräutigam.
Allianz stellt ihr US-Geschäft Fireman‘s Fund neu auf. Das Firmenkundengeschäft wird in die Allianz Global Corporate Speciality (AGCS), den globalen Industrieversicherer der Allianz, eingegliedert. Für das profitable Geschäft mit Privatkunden werden „strategische Option“ geprüft. Fireman’s Fund gehört seit 1991 zur Allianz und schreibt seit Jahren operative Verluste.
Die Bayerische Beteiligungsgesellschaft BayBG hat sich mit einer stillen Beteiligung beim Anbieter von Cloud Servies Retarus engagiert. Weitere Details der Transaktion sind nicht bekannt.
Das Groß- und Einzelhandelsunternehmen BayWa ist über seine neuseeländische Tochtergesellschaft Turners & Growers ein Joint Venture für die Erzeugung den Export von Trauben aus Peru eingegangen. Partner ist Unifrutti, langjähriger Lieferant von Delica, einer 100-prozentigen Tochter von Turners & Growers.
PE-Investor Lead Equities hat im Rahmen eines partiellen Shareholder Buy-outs einen Anteil von 60 Prozent an der Transline Gruppe erworben. Der Verkäufer hat sich an der Erwerbsgesellschaft rückbeteiligt. Transline mit Sitz in Reutlingen ist vor allem im Bereich technische Übersetzungdienstleistungen sowie Patentübersetzungen tätig. Beraten wurde Lead Equities von AC Christes & Partner, AFR Rechtsanwälte sowie AMR International. Transline wurde von Aios Corporate Finance und Neef Legal unterstützt.
Wachstumsfonds Mittelstand und Teile des Managements haben 65 Prozent an der Firma für Druckweiterverarbeitung Kama verkauft. Käufer ist der Investor Arcus Capital. Die beiden Geschäftsführer bleiben damit mit 35 Prozent an Kama beteiligt. Ein Team von CMS um Lead Partner Jörg Lips hat die Verkäufer bei der Transaktion beraten. Das Dresdner Unternehmen Kama erzielt mit mehr als 110 Mitarbeitern einen Millionenumsatz im zweistelligen Bereich.
Medienberichten zufolge soll der deutsche Teil der Sportstudiokette Fitness First verkauft werden. Das Mandat für den Verkauf habe die Investmentbank Lincoln. Gegenwärtiger Eigentümer ist seit 2012 der Finanzinvestor Oaktree. Der Investor hatte die Kette im Rahmen eines Debt-to-Equity-Swaps von BC Partners übernommen.
Das Schweizer Unternehmen Nobel Biocare, nach eigenen Angaben führend im Bereich Implantologie, wird vom US-Unternehmen Danaher Corporation übernommen. Mit dem Neuzugang wird Danaher 3 Milliarden US-Dollar umsetzen.
Der Schweizer Industriekonzern Sulzer verhandelt mit dem US-Maschinenbaukonzern Dresser-Rand über eine Fusion, wie es Medienberichten zufolge heißt. Würde der Deal gelingen, entstünde ein Unternehmen mit 5 Milliarden Franken Umsatz.
Das Spezialchemieunternehmen H&R mit Sitz in Salzbergen übernimmt 51 Prozent der China-Aktivitäten der Hamburger Hansen & Rosenthal Gruppe. Im Gegenzug wird H&R der Hansen & Rosenthal Gruppe 5.847.042 neue Aktien gewähren, deren Ausgabebetrag bei 7,10 Euro liegen wird.
Info
Die wichtigsten Transaktionen der vergangenen Wochen finden Sie im Überblick auf unserer Themenseite M&A-Deals.